Nach Thüringen jetzt Spanien. Ich werde die nächsten paar für die westliche Welt relevanten Wahlen einfach mal durchgehen, um zu zeigen, warum ich unser jetzige Politiksystem als unfähig für die neuen Herausforderungen erachte.
Gehen wir mal die letzten wahlen in Spanien, einem großen und wichtigen europäischen Land, durch.
Wikipedia: Spanische Parlamentswahlen 2015Die spanischen Parlamentswahlen 2015 fanden am 20. Dezember 2015 statt.
Nachdem eine Regierungsbildung nicht gelang, wurden beide Parlamentskammern gemäß den Bestimmungen der Verfassung bereits am 3. Mai 2016 aufgelöst und Neuwahlen für den 26. Juni 2016 anberaumt.[4]
Kann passieren. Damals noch keine Rechtsextremen auf dem Plan, Mitte links und Mitte rechts hätten eigentlich die Stimmen zum Koalieren (genau 50%), wollen aber nicht. Also Neuwahlen. Die Linken hoffen, dass mitte und linksaußen zusammen koalieren können (damals 42% zusammen).
Wikipedia: Spanische Parlamentswahlen 2016Auch die Wahl 2016 brachte keine klaren Mehrheitsverhältnisse, sodass sich eine Regierungsbildung erneut schwierig gestaltete. Erst am 29. Oktober 2016 wurde Mariano Rajoy zwei Tage vor Ablauf der Frist für erneute Neuwahlen vom Parlament an der Spitze einer Minderheitsregierung, die von Ciudadanos unterstützt und von den Sozialisten toleriert wurde, erneut zum Ministerpräsidenten gewählt
Jetzt muss man schon in eine Minderheitenregierung gehen. Immer noch keine Rechtsextremen am Horizont übrigens.
Die beiden linken Parteien sind 1% schwächer als vorher, Mitterechts ist um 5% gewachsen auf 33% aber reicht nicht aus. Trotzdem darf ein KOnservativer Regieren, geduldet von den Sozis. Könnte man sagen, Sieg der Demokratie...ne könnte man nicht.
Wikipedia: Spanische Parlamentswahlen April 2019Die Wahlen waren gekennzeichnet von einem großen Stimmen- und Mandatszuwachs für die PSOE, einem Absturz der PP und dem Einzug der rechtspopulistischen Vox ins Parlament. Dominierendes Thema im Wahlkampf war die Katalonien-Krise, die in Katalonien die Wahlbeteiligung um 12 % ansteigen ließ. Insgesamt nahmen 75,75 % aller wahlberechtigten Spanier an der Wahl teil, etwa 6 % mehr als bei den Wahlen 2016. Trotz Stimmenzuwachs gelang es der PSOE jedoch nicht eine Regierungsmehrheit zu finden; am Ende der zur Regierungsbildung anberaumten Fristen im September 2019, mussten Parlamentsneuwahlen ausgerufen werden - diese wurden auf den 10. November angesetzt.
Die beiden linksparteien haben IMMERNOCH 42%, wie bei den beiden Wahlen vorher auch, nur, dass die KOnservativen abgeschmiert sind (eine Groko wäre nicht mehr möglich) und es jetzt Rechtspopulisten gibt, Vox hat 10% der Stimmen bekommen: Etwas weniger als die 16%, die die Konservativen verloren haben.
Ich erinnere mich noch daran, dass man sich gefreut hat, dass die Stärke von Vox schwächer ausfiel, als man erst befürchtet hat. Leider war die Freude von kurzer dauer:
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-11/parlamentswahl-spanien-2019-wahl-voxDen größten Zugewinn verbuchen die Rechtspopulisten von Vox, die mit rund 14,7 Prozent der Stimmen und etwa 50 Sitzen ihre Mandate mehr als verdoppeln. Die Partei war im April erstmals ins Parlament eingezogen. Eine Niederlage musste das Linksbündnis Unidas Podemos hinnehmen, das von 14,3 auf 10 Prozent abrutschte. Ein Fiasko erlebten die liberalen Ciudadanos mit 6,3 Prozent, die fast zehn Prozentpunkte einbüßten.
Jetzt haben die Rechten schon 15%, zwei andere Parteien sind vollkommen abgeschmiert. Groko allerdings ist wieder möglich, mitte links und mitte rechts. Wäre wohl höchste Zeit, oder? Offenbar haben viele Wähler ihr Vertrauen durch die ganzen Querelen der vormals großen Parteien verloren. Man sollte es ihnen wieder zurückgeben. Aber:
Damit ist eine Regierungsbildung so gut wie unmöglich. Nur eine große Koalition von PSOE und PP käme auf eine absolute Mehrheit von mindestens 176 Sitzen. Das hatten beide Fraktionen aber schon vor der Wahl ausgeschlossen. Die einzige Möglichkeit für Sánchez, die Blockade zu lösen, wäre eine Minderheitsregierung unter seiner Führung. Das müssten aber die anderen Parteien dulden, was als unwahrscheinlich gilt.
Also was tun? Wieder Neuwahlen? etwas tun, was man vorher ausgeschlossen hat und Wähler verprellen? Neue Minderheitenregierung, die dann nach einem Jahr zerbricht?
Seht ihr nicht auch, dass das ein Systemproblem ist? Ich könnte mir direkt Israel als nächstes vorlegen. Oder mal schauen, was in Frankreich nach Macron kommt. Ich werd das jetzt bei jeder der nächsten wahlen mal analysieren.