@Ldex97 Du überschätzt die wirtschaft. Die gibt es nämlich gar nicht. Es gibt einzelne firmen mit bestimmten interessen, die durchaus relevant genug sein können, dass die politik rücksicht auf sie nimmt.
Das ist auch erstmal richtig so, kann natürlich aber zu verwerfungen führen, wenn firmen druck ausüben um gewinne zu maximieren. Genauso kann die politik aber eben auch firmen großen schaden zufügen, weil es gerade politisch opportun ist obwohl es vielleicht keine so besonders gute idee ist.
Es ist egal, ob ein politiker ehrlich oder unehrlich ist oder kompetent oder inkompetent.
Mit Angela Merkel haben wir eine ziemlich fähige und integere Bundeskanzlerin. Die meiste Zeit ihrer Regierung sehr effektiv und konnte meist das durchbringen, was sie wollte. Keine Korruptionsskandale und auch keine sonstigen Verwerfungen bis zur Flüchtlingskrise.
Außerdem: Merkel war eine der Politikerinnen, die die Wichtigkeit des KLimathemas sehr früh erkannt haben und aktiv schritte einleiten wollten, es anzugehen.
jedoch: Obwohl sie (ob du das ziel gut findest oder nicht) da ein klares ziel hatte, auf der höhe ihrer macht war und gewichtig genug, um das thema vorannzutreiben, hat sie es nicht geschafft. Es kamen ihr die kindereien ihrer partei und der CSU in den weg, der Europäer, dann kamen zwei wirtschaftskrisen wo das klimathema sowieso nicht zu machen war.
Wir hatten jemand fähigen, der wollte, aber nicht konnte. Und jetzt kommt das thema dann, wo es dringlich ist, auf den plan, und man fragt, warum die regierung nichts getan hat. Weil sie nicht konnte, weil unser system es ihr nicht erlaubt hat.
Natürlich kann man jetzt das spielchen spielen: "jaaa, aber wenn jetzt alle politiker ganz integer und klug wären, dann hätte man doch..."
Aber dann geht man schon sofort von einem fall aus, den man niemals haben kann, wenn politiker nunmal vom volk gewählt werden und nicht für ihre expertise und dann auch zwängen von partei, volk und system ausgesetzt sind bei ihren entscheidungen.
Natürlich müssen die CDU Leute Klimareformen blockieren, dafür hat man sie ja zum teil da hingewäht, denen das vorzuwerfen ist unsinnig wenn man in einer demokratie lebt.
Genauso ist es unsinnig den grünen vorzuwerfen, lockere asylpolitik zu wollen. Die wurden dafür gewählt, ihre wähler wollen das, natürlich müssen sie das vertreten.
Das Problem ist, dass wir heute eine gesellschaft haben, die sehr zersplittert ist. Wir schwanken nicht zwischen mitte rechts und mitte links, wir haben eine breite auffächerung. Manche wollen dass das Klimathema oberste staatspriorität wird, andere wollen alle ausländer raushaben, wieder andere wollen zurück in die 60er und noch andere träumen vom sozialismus.
Parteien reflektieren das und koalitionen werden immer schwieriger. Entweder eine partei passt sich an und vergrault ihre wähler, macht sie wütend und lässt sie das vertrauen in das system verlieren.
Oder sie fährt maximalopposition und ist dekonstruktiv unterwegs, sodass keine einigungen möglich sind.
Das ist eine systemfrage. Keine frage der bösenw irtschaft, keine der bösen und faulen politiker, keine des unfähigen und unmündigen volkes.
Es ist ein schlechtes system.