Cass schrieb:Im Prinzip ähnelt die franz. Gesellschaft Griechenland oder Italien. Die Franzosen sind nicht reformfähig,
vergraben sich in Lebenslügen und unerfüllbaren Forderungen an einen bereits total überschuldeten Staat, der alles richten soll.
Sie wählen extreme Parteien und gehen lieber auf die Straße als anzupacken.
Realo schrieb:Cass schrieb:
Im Prinzip ähnelt die franz. Gesellschaft Griechenland oder Italien.
Mit dieser Ansicht dürftest du ziemlich allein stehen. Allein sprachlich ist Frankreich "mediterran"; ansonsten ist es neben Österreich, Schweiz und Benelux das Deutschland am nächsten stehende Land, noch weit vor Italien. Ich habe in der Schule Französisch als zweite Fremdsprache gelernt, elende 6 Jahre lang.
Der Satz, den du von mir zitiert hast, ist aus dem Zusammenhang gerissen, wie man erkennen kann, und wird von dir alternativ interpretiert.
Ich meinte: Dass es im Vergleich F - GR - I nicht um Sprache oder Mittelmeeranrainer geht
(die Spanier sehe ich z.B. anders), sondern darum, wie man den Staat sieht.
Mir fällt als Erklärung nur ein, dass in allen diesen drei Staaten sozialistisches Gedankengut weit verbreitet ist. Im Prinzip haben auch alle drei Staaten eine starke Rechte.
Ich glaube J.P. Sartre hat einmal dieses Zitat gebraucht:
"Les extrêmes se touchent: Die Extreme sind in gewisser Hinsicht verwandt, führen zu denselben Folgerungen. "
Die politische Mitte ist im Prinzip ein Erfolg. Und ein Hinweis darauf, dass es einem Staat gut geht, wenn es diese Mitte präferiert.
Zurück zum Vergleich:
Von Griechenland sagt man, dass es durch und durch korrupt sei. Zum einen gibt es die "fakelaki" - Kultur der allgegenwärtigen Bestechung. Zum anderen haben sich alle großen Parteien irgendwann zu reinen Klientelparteien entwickelt. Man förderte nicht Infrastrukturprojekte, sondern Beamtenstellen und 13./14. Monatsgehälter, sowie Frühverrentung. Aber es gab kaum intakte Katasterämter. Oder ein funktionierendes Umsatzsteuereinzugssystem.
Reformen haben die gewählten gemäßigten Parteien erst gar nicht mehr versucht.
Dann kam die grausame Troika und versuchte, Struktur-Reformen zu erzwingen.
Die Reaktion: Die Wähler wählten erst recht extremistische Parteien von rechts und links.
Um ihren Unmut gegen Veränderungen Luft zu machen, legen sie regelmäßig den Betrieb lahm mittels Generalstreik.
Aber in Italien ist es doch genauso. Dort lässt man Beamtenstellen verlosen, versickern aber gleichzeitig die Gelder, die für die Förderung des Südens gedacht sind.
Man bräuchte dringendst ein besseres Schul- und Ausbildungssystem.
Der öffentliche Rundfunk ist vielleicht einer der schlechtesten der Welt und erinnert durch seinen Retrostyle an längst vergangene Tage.
Die Menschen denken, sie betrügen den Staat, doch betrügen sich gegenseitig, siehe:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/italien-oeffentliche-angestellte-betruegen-bei-arbeitszeit-a-1073032.htmlImmer wieder wackelt der ital. Staat, aber was ist die Reaktion der Wähler? Sie wählen lieber keine Partei, die WESENTLICHE Reformen ankündigt, geschweige denn durchzieht.
Lieber wählen sie noch Clowns.
Die Aktionen in Frankreich sehe ich leider irgendwie auch in dieser Tradition.
Und Macron droht - durch den (Straßen-) Druck der Wähler - wie die letzten Präsidenten auch zum Bettvorleger und Klientelpolitiker zu mutieren.