sacredheart schrieb:Hier findest Du mal einen Beispielbeitrag über die andere Seite der Medaille. Es ist doch eine absurde Vorstellung, dass eine 18jährige Rumänin oder Bulgarin die Idee entwickelt, nach Deutschland zu kommen, damit ein paar Opas endlo weit weg von zu Hause für Klimpergeld drüberrutschen können und ihr am Ende des Monats kaum mehr bleibt als die 'Zimmermiete' plus Essen.
Und da ich fast jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit an einer solchen Straße vorbeifahre, habe ich den Eindruck, dass die jungen, kräftig gebauten männlichen 'Bekannten' dieser Damen für ihre 'Serviceleistungen' im Umfeld dieser Damen doch am Ende nicht nur Geld für Wohnung und Essen haben, sondern sogar für einen leistungsstarken Neuwagen und derart beeindruckenden Goldschmuck, dass man Angst haben muss, dass selbiger beim Vorbeugen den Koksspiegel zertrümmert.
Ich kann so etwas nicht für ein gleichberechtigtes Geschäftsmodell halten.
Man kann SPD und Grünen damals vielleicht noch Naivität zugute halten. Dass sich seither nichts daran geändert hat trotz objektiver Missstände, kann man schon nicht mehr entschuldigen.
Ich habe den Artikel gelesen, und die Kritik kommt ja genau aus der Ecke wie bereits in meinem Beitrag genannt - von denjenigen, die Prostitution komplett verbieten wollen. Wenn Du genau liest, siehst Du das die negativ dargestellten Auswirkungen alle in indirekter Rede der Politikerin der SPD dargestellt werden, eine Vertreterin des norwegischen Modelles, was nur ein nettes Ausdrücken des Verbotes der Prostitution an sich bedeutet.
Aber mal zum Hintergrund - ich komme aus Hamburg und habe in meinem Bekanntenkreis einige Prostituierte, bzw ehemalige Prostituierte, da ich selber mal eine zeitlang mit einer Frau aus dem Milieu zusammen war.
Was das Gesetz geschafft hat - und das war das bahnbrechende und wirklich gute an dem Gesetz - ist der Beruf der Hure eben aus der Unsittlichkeit geholt wurde. Man hat nicht einfach weiter die Augen vor der Realität verschlossen, sondern anerkannt das es Menschen gibt, die diesem Gewerbe nachgehen und dementsprechend auch den Schutz und die Fürsorge des Staates brauchen, beispielsweise Sozialversicherungen, aber auch die Gewissheit das ein Freier für seine Dienste zu zahlen hat.
Nun zu behaupten, dass dies dafür gesorgt hat, das Osteuropäerinnen vermehrt unfreiwillig beschäftigt wurden, ist dahingehend weltfremd, da die Situation vor 2002 - zumindest in Hamburg - nicht anders war. Auch in den 90ern waren die illegalen Puffs mit illegalen Sexarbeiterinnen aus dem Ostblock besetzt, was in dem Artikel beschrieben wird ist Augenwischerei, bzw werden Kausalitäten hergestellt die so nicht vorhanden sind.
Wir müssen also scharf trennen zwischen Zwangsprostitution, die auch nach dem Gesetz von 2002 illegal war, und der Prostitution als selbstgewähltem Beruf.
Wenn Du über Zwangsprostitution reden möchtest - kein Thema, aber da es die vor dem Gesetz auch zuhauf gegeben hat, würde mich interessieren, wie Du darauf kommst, das das Gesetz von 2002 die Situation verschärft hat.
Bei der freiwilligen Prostitution sind wir uns ja scheinbar einig, dass das Gesetz von 2002 an sich nur Vorteile für die Sexarbeiterinnen hab, in dem es ihnen zumindest die Möglichkeit gab, legal und mit gewissen Rechtssicherheiten ihrem Beruf nachzugehen.
Im Übrigen hat sich das Gewerbe mittlerweile extrem verschoben - auch durch den sogenannten Hurenpass wird Sexarbeit mehr und mehr als Eskortservice über einschlägig in der Szene bekannte Kleinanzeigenportale im Internet angeboten. Natürlich gibt es auf St. Pauli auch noch die klassische Hure auf der Straße aber es wird weniger. Dort findet man tatsächlich eher noch den unbedarften Freier der das Ganze zum ersten Mal aus Neugier erleben will oder Freier die auf dem Kiez gefeiert haben und sich dann kobern lassen, aber der klassische "Stammfreier" der eigentlich ein Großteil des Geschäftes einer Prostituierten ausmacht läuft da nicht mehr.
Der Grund warum sich so wenige Sexarbeiterinnen sozialversichert haben, liegt im Übrigen nicht darin, dass es so wenige freiwillige Sexarbeiterinnen gibt oder das zumindest die Legalität und die Rechtssicherheiten nicht begrüsst wurden, sondern ganz einfach, das dann die Einnahmen der Damen dem Finanzamt gemeldet werden müssen und ihre Einnahmen besteuert werden würden. Das ist letztlich auch das was ich nicht in Ordnung finde, denn letztlich ist der Staat den Schritt auf die Sexarbeiterinnen zugegangen um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen, aber der Schritt in die komplette Legalität haben dann viele Sexarbeiterinnen verbaselt, da diese dann natürlich das Geld aus Schwarzarbeit vorgezogen haben.