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6.245 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Deutschland, Europa, SPD ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

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13.01.2021 um 14:58
die SPD setzt auf ALG II Wähler
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat mit neuen Reformplänen für die Hartz-IV-Gesetze eine Debatte um die Zukunft dieser Sozialleistung angestoßen. Der SPD-Politiker will die Regeln für Langzeitarbeitslose deutlich entschärfen. Sein Gesetzentwurf, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt, sieht unter anderem vor, in den ersten zwei Jahren des Bezugs von Hartz IV auf die Prüfung zu verzichten, wie groß die Wohnung der Betroffenen ist. Vermögen von bis zu 60 000 Euro sollen in dieser Zeit ebenfalls nicht angetastet werden.
https://www.sueddeutsche.de/politik/hartz-arbeitsagentur-heil-pruefungen-1.5169957?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Hervorhebung von mir
Leute, nehmt euch sofort ALLE eine große Wohnung und beantragt ALGII , wenn dieses Gesetz wahr werden sollte. Mietvertrag für 2 Jahre und genießen. Das Sozialamt zahlt ohne Prüfung .
Und wählt SPD, damit sie die Konsequenzen auch wirklich ausbaden müssen, die solche Vorschläge nach sich ziehen.

60.000 Euro
* davon könnte man 5 Jahre lang einem Bundesbürger ein BGE von 1000€ zahlen
* haben nur die wenigsten Langzeitarbeitslosen nicht auf der hohen Kante
* zeigen den Verlust der Realitätsanbindung der SPD auf besonders krasse Weise


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Bauli ehemaliges Mitglied

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13.01.2021 um 15:33
@Seidenraupe

Ich habe es gestern gelesen und mir meinen Teil gedacht. Ich wollte es erst verlinken, aber dann gedacht, das lohnt sich nicht mehr. Die rasen rapide gen 5% Hürde.

Mich würde vielmehr interessieren, wenn Bazooka Olaf dann zur Kasse bittet. Wahrscheinlich alle, die 61.000 Euro ihr Eigen nennen können.

Der gleiche Bazooka Olaf, wo heute Steuerberater auf die Barrikaden gegangen sind, wegen seiner dubiosen Coronahilfen, wo er gepennt hatte, was die Hilfen auf EU-weiter Ebene angeht, derselbe der in HH eine Bank von Steuerrückzahlungen verschonte, derselbe, der auf dem G20 Gipfel in Hamburg grenzenlos versagte.

Aber wahrscheinlich macht der Müller dann einen auf Finanzminister, nachdem er in Berlin verbrannte Erde hinterlassen hat.


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13.01.2021 um 22:06
Zitat von BauliBauli schrieb:Die rasen rapide gen 5% Hürde.
Momentan lungert die SPD auf der Bundesebene immer noch bei 15% rum. Unsere Sozen sind auf der Bundesebene hier in Österreich aber auch ziemlich lahm. Was uns rettet sind einige Landesregierungen (wie bei euch auch).


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14.01.2021 um 10:30
@Infidel

Ich verstehe nicht, warum sozialdemokratische Parteien nicht häufiger auf die Idee kommen, sozialdemokratische Politik zu machen.

Früher war man die Partei des Industriearbeiters. Den gibt es in der Form nicht mehr in ausreichender Anzahl. Also sollte man doch Politik für alle Menschen mit kleinen Einkommen machen. Davon gibt es durchaus genug. Die fühlen sich aber von einer SPD kaum noch vertreten.

In Dänemark machen Sozialdemokraten vor, wie sie wieder Volkspartei werden können, nämlich mit einer Politik für Normal- und Geringverdiener. Da setzt man auf eine restriktive Zuwanderungspolitik, eine Steuerpolitik, die Menschen entlastet, die hart arbeiten.

Warum vertritt eine SPD eine Grundrente für Zahnarztgattinnen?

Herr Schäuble hatte es mal gut formuliert. Die Grundrente ist nicht gut zu Ende gedacht, wenn seine eigene Frau die als Sozialleistung erhält. Die Schäubles sind eine sehr vermögende Familie.

Warum vertritt eine SPD ein Corona Kindergeld, das ebenfalls die Zahnarztfamilie erhält?


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14.01.2021 um 11:38
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Früher war man die Partei des Industriearbeiters. Den gibt es in der Form nicht mehr in ausreichender Anzahl. Also sollte man doch Politik für alle Menschen mit kleinen Einkommen machen. Davon gibt es durchaus genug. Die fühlen sich aber von einer SPD kaum noch vertreten.
da ist mir ein Widerspruch aufgefallen:
Als die SPD Politik für die Industriearbeiter (Chemieindustrie, Autoindustrie, Elektroindustrie, Maschinen-und Anlagenbau etc) gemacht hat, dann waren diese von starken Gewerkschaften vertretenen Arbeiter gerade nicht die Menschen mit den kleinen Einkommen.

Sie gehörten aber zur richtigen Klasse, nämlich der Arbeiterklasse.
Klassenzugehörigkeit war angesagt!
Auch hat nicht die SPD für die Einkommensentwicklung der Bevölkerung gesorgt, sondern das waren die Gewerkschaften. Mit Flächen- und Brachentarifverträgen zum Beispiel.

Von dem hohen Organisationsgrad der Arbeiter in den jeweiligen Gewerkschaften hat die SPD lange Zeit profitiert.
Eine Wende trat ab 1998 ein
In Westdeutschland arbeiteten 2015 rund 51 Prozent der Beschäftigten in einem Betrieb, der einem Branchentarifvertrag unterlag, in Ostdeutschland rund 37 Prozent. Firmentarifverträge galten für 8 Prozent der westdeutschen und 12 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten.[1] Seit 1998 ist ein Abwärtstrend in der tarifvertraglichen Bindung der Beschäftigten sowohl in West- wie in Ostdeutschland zu verzeichnen
Quelle: Wikipedia: Tarifvertrag#Austritt aus dem Arbeitgeberverband

von 1998 bis 2005 stellte die SPD den Kanzler und die Grünen regierten mit.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Warum vertritt eine SPD eine Grundrente für Zahnarztgattinnen?
die volle Grundrente bzw Aufstockung auf volle Grundrente bekommt sie nur, wenn sie 35 Jahre lang Vollzeit gearbeitet hat und eine sehr geringe Rente bezieht.
Insofern steht die Grundrente für die meisten Bezieher von Minirenten nur auf dem Papier, aber nicht auf dem Kontoauszug, denn wer Teilzeit gearbeitet hat, bekommt nur anteilig GR (so wurde mir berichtet) und das sind dann eher Pfennigbeträge als Hunderte von Euro

Viel fraglicher hinsichtlich sozialer Gerechtigkeit ist das Bedingungslose Grundeinkommen ;)


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14.01.2021 um 12:06
@Seidenraupe

Na ja, Pfennigbeträge, die an viele Menschen monatlich ausgezahlt werden, summieren sich auch. Und ich glaube, dass es eher keine Kupfermünzen sind, sondern doch Beträge, die man wenigstens in Scheinen beziffern kann.

Aber warum sollen die Reichen mitbedacht werden? Da finde ich keine Erklärung für.

Ich habe mich auch über das Corona Kindergeld letzten Endes geärgert. Es war eine SPD Idee. Und wer kriegte es? Jeder, der Kinder hat, also auch ich, der gar keine Einbußen hatte und in keinerlei Schwierigkeiten war.

Ich hätte von einer sozialdemokratischen Partei erwartet, das auf untere Einkommengruppe und kleine Selbständige, die in Schwierigkeiten sind, zu beschränken. Dann hätten die, die es brauchen, auch etwas mehr kriegen können.

Rein zufällig passte das gut zu der Aktion von Burger King, in der die Corona Helden täglich einen Burger und ein Getränk gratis bekommen konnten. Klang erst mal nett. Aber sind berufstätige Ärzte auf gratis Burger angewiesen? Eher nicht. Hätten die das für Obdachlose angeboten, wäre ihnen mein Applaus sicher gewesen.


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14.01.2021 um 14:24
@sacredheart

Kann da nicht die praktische begründung sein, dass man das mit möglichst wenig bürokratieaufwand erledigen wollte, so, dass es schnell geht?


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14.01.2021 um 14:32
@shionoro

Na klar war es so am Einfachsten und es sollte schnell gehen. Gut fand ich es dennoch nicht. Ich hätte mir da einfach vorgestellt, dass man nach Stuerbescheid geht oder nach einer Bedürftigkeitsanfrage ohne große Prüfung.

Aber dass man mir die Corona Zeit auch noch leicht vergoldet, wo es andererseits menschen gibt, die dringend geld benötigen, für die aber diese 300 Euro nur der Tropfen auf den heissen Stein sind, fand ich nicht so dolle.

Für die Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung kann es aber keine sinnvolle Entschuldigung geben.
Gerade als SPD ist es in Sachen Glaubwürdigkeit schwierig, Taschengeld für die Reichen zu propagieren und die armen Rentner bekommen auch nur Taschengeld.


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14.01.2021 um 14:38
@Seidenraupe

Bei dieser Grundrente stelle ich mir gerade eine ältere Dame vor, die leider derzeit zur Aufbesserung der Rente Pfandflaschen aufsammelt. Und dann bekommt die beispielsweise 137,73 Euro dazu. Man könnte sagen, das ist ja besser als nichts.

Wenn selbige Omma dann aber weiss, dass die Gattin ihres Zahnklempners in gleicher Weise geholfen kriegt, quasi als Tankbeihilfe für den Maserati, dann wäre das f+r mich - wäre ich diese Omma - nicht leicht zu ertragen.

Dann würde ich mir denken: Wer hat uns verraten - Sozialdemokraten


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02.02.2021 um 10:23
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb am 14.01.2021:Dann würde ich mir denken: Wer hat uns verraten - Sozialdemokraten
Ob eine Hand voll Zahnarztgattinnen von Sozialleistungen profitieren könnten, das kann doch nicht der Maßstab sein. Da sollte man dann erst mal das Ehegattensplitting abschaffen. Sondern wie vielen Betroffenen insgesamt die Leistung zu Gute käme und was an Härten abgewendet wird. Und inwieweit die SPD, die dieses ineffiziente und stigmatisierende System hauptsächlich zu verantworten hat, nach 20 Jahren endlich mal von dem Trip runter kommt: "Hartz IV ist ein Erfolg".

Der Niedergang der deutschen Sozialdemokratie ist eng damit verknüpft.

Der Haupterfolg bestand darin, den größten Billiglohnsektor in Europa geschaffen zu haben. Die Unternehmen freute es, auf dem Papier gab es ein tolles Jobwunder. Aber die Logik bestand darin, immer billiger zu werden. So musste der Staat immer mehr zuschießen, den Aufstockern, den Minijobbern, den Schwerbehinderten, Kranken und Langsamen, die der Turbo-Arbeitsmarkt nicht wollte. Ein Großteil der Hartz IVler sind eh Langzeitarbeitslose, krank, unbrauchbar. Da sind die ganzen Sanktionen für die Katz'. Und verhungern lassen kann man die Leute auch nicht.

Hartz IV ist auch deshalb ein sauteures System geworden, weil es einen irrsinnigen Verwaltungsaufwand mit sich bringt (allein die Prüfung der Tatbestandsmerkmale "Bedürftigkeit", "Arbeitsfähigkeit", "Bemühen", z.T. mit Ermessen und einer irrsinnigen Zahl an sozialgerichtlichen Verfahren). Die vom Computersystem ausgespuckten Bescheide sind weder für Behördenmitarbeiter noch für Rechtsanwälte verständlich.

Die Hauptkritik war aber immer, dass jemand der 20 oder 30 Jahre lang gearbeitet hat, innerhalb von 12 Monaten in die Armut rutschen kann. Damit verbunden war eine Desozialisierung, die kaum noch einen Wiedereinstieg zuließ. Die Erhöhung des Schonvermögens war schon eine FDP-Forderung, die Verpflichtung selbstgenutztes Eigentum zu verwerten ist in der Praxis auch teuer und ineffizient. Wer kauft schon eine windige Hütte im Oderbruch für 27.000 Euro, die man nur noch abreissen kann?

Die Vorschläge von Heil sind deshalb vernünftig, aber bei Weitem noch nicht ausreichend. Abschaffung von Bedürftigkeitserfordernis und Rückbau der Sanktionen täte Not.


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02.02.2021 um 10:52
Zitat von monstramonstra schrieb:Ob eine Hand voll Zahnarztgattinnen von Sozialleistungen profitieren könnten, das kann doch nicht der Maßstab sein.
@monstra

Da sage ich doch. Der Staat hat auch die Pflicht, mit den eingenommenen Stuergeldern sparsam umzugehen, also ganz anders als es die Diktion eines Bazooka Scholz andeutet. Und es ist einfach dämlich, wenn eine Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung daherkommt. Dann erhalten nämlich Leute diese Rente, die sie explizit nicht brauchen werden und im Umkehrschluss erhalten Leute, die es dringend brauchen weniger als möglich wäre, bzw der Steuerzahler zahlt dann eben zu viel. Weiterhin würde eine Bedürftigkeitsprüfung bei einer Rente viel weniger Aufwand bedeuten, weil sie in aller Regel nur einmal erfolgen müsste.

Wie willst Du einem einfachen Angestellten erklären, dass ein (wenn auch kleiner) Teil seiner Steuern explizit zur sozialen Unterstützung von Fra Schäuble draufgeht?

Ich sehe auch keinen Grund, bei anderen Sozialleistungen auf Bedürftigkeitsprüfungen, Mitwirkung und auch ggf mal Sanktionen zu verzichten. Wir leben nun mal nicht in einem Utopia voller rosa Einhörner und Soziaslleistungen müssen ja auch erst mal erwirtschaftet werden.

Ich denke, bei der Agenda 2010 war vieles Richtiges dabei, einige Rohrkrepierer, die man schneller hätte korrigieren können.

Zb die Riester etc Renten dienen ja eigentlich nur der Versicherungswirtschaft, die sich damit die Taschen vollmacht, während viele nur mühsam das ansparen an Zusatzrente, was sie sonst ohnehin on top kriegen würden.

Ich finde es auch immer noch nicht erklärbar, warum der 61jährige, dessen Arbeitgeber die Tore schließt im Prinzip genau so behandelt wird wie der 21jährige, der sich nicht gerne bei online RPGs stören lassen möchte und daher leider keine Zeit für Arbeit hat.
Für den Älteren würde ich einen deutlich längeren ALG I Bezug vorschlagen, für die junge Spassbacke hingegen Sachleistungen.


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02.02.2021 um 11:49
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wie willst Du einem einfachen Angestellten erklären, dass ein (wenn auch kleiner) Teil seiner Steuern explizit zur sozialen Unterstützung von Fra Schäuble draufgeht?
Nach wie vor: Das ist der falsche Gerechtigkeitsmaßstab. Da geht man von einer extremistischen Gerechtigkeitsvorstellung aus, eine Sozialleistung darf nur denen nützen, aber auch nur ganz alleine und niemals nicht irgendjemanden andern, denen damit geholfen werden soll. So arbeitet BILD, wenn "Florida-Rolf" thematisiert wird. Was dann für ganz viele "Nicht-Rolfs" negative Folgen hat, wenn das Gesetz verschärft wird, um einen Einzelfall zu verhindern.

Bei einem abstrakt-generellen Gesetz, das für über 80 Mio. Menschen gilt, ist immer eine Streubreite gegeben. Es ist viel entscheidender, wie das insgesamt auf die Fläche wirkt. Die ganzen Missbrauchsdiskussionen auf Grundlage von Einzelfällen sind nicht konstruktiv sondern nützen zumeist nur denen, die Sozialleistungen kürzen wollen.

Natürlich ist es ärgerlich, wenn arabische Clan-Mitglieder vor dem Gericht aus dem S-Benz steigen mit sündhaft teuren Designer-Klamotten für mehrere tausend Euro dann angeben, sie seien Hartz IV-Empfänger. Aber das liegt ja nicht am SGB II, sondern an kriminellen Handlungen, die durch den Status als armer Arbeitsloser verschleiert werden sollen. Da ist konsequente Strafverfolgung viel sinnvoller, wie sich über "Sozialmissbrauch" aufzuregen.

Und die Zahnarztgattin darf gerne eine Sozialleistung bekommen, wenn sich ihr reicher Gatte halt nicht steuerlich arm rechnen könnte, sondern für sein Einkommen so viel Steuern zahlen müsste wie ein vergleichbar gut verdienender Arbeitnehmer.

Überhaupt ist die allgemeine Ungerechtigkeit im Steuersystem um ein Vielfaches höher, als alles, was es an Sozialmissbrauch gibt. Und sieht man sich dann noch Subventionsbetrug und ähnliche Dinge großer Player an, die Mrd. verschlingen, wird es dann echt putzig.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Ich sehe auch keinen Grund, bei anderen Sozialleistungen auf Bedürftigkeitsprüfungen, Mitwirkung und auch ggf mal Sanktionen zu verzichten. Wir leben nun mal nicht in einem Utopia voller rosa Einhörner und Soziaslleistungen müssen ja auch erst mal erwirtschaftet werden.
Es kommt halt darauf an. Natürlich muss es Voraussetzungen geben. Arbeitslosigkeit, keine Einkünfte aus anderen Sozialleistungen (Subsidiarität) oder Vermögen. Die Bedürftigkeit ist aber eine, die sich nur extrem aufwändig und mit hoher Fehleranfälligkeit prüfen lässt. Sanktionen sind dagegen völliger Quatsch, jedenfalls bei einem schwerbehinderten Empfänger, die völlig unvermittelbar ist. Es bedürfte mehr "Belohnungen", doch das kennt Hartz IV nicht. Nur Strafen. Schwarze Pädagogik des 19. Jh. ist das. Ohne positive Auswirkungen (gibt es wissenschaftliche Studien zu). Es reicht doch aus, wenn die Voraussetzungen nicht gegeben sind, dann entfällt die Sozialleistung.

Es bleibt mir aber ein Rätsel, wieso man mit Argusaugen darauf achtet, was die Ärmsten der Gesellschaft bekommen, während der Durchschnittsdeutsche es mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nimmt, dass Unternehmen und Glückritter Milliarden an öffentlichen Gelder abzocken, die dann wieder irgendwo verbrannt werden. Oder multinationale Konzerne als gottgleiche "Investoren" hofiert und ihren Profit auf Kosten der öffentlichen Güter machen.

Wäre übrigens ein Thema für die SPD. So richtig kümmert sich darum keine Partei.


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02.02.2021 um 12:08
Zitat von monstramonstra schrieb:Nach wie vor: Das ist der falsche Gerechtigkeitsmaßstab. Da geht man von einer extremistischen Gerechtigkeitsvorstellung aus, eine Sozialleistung darf nur denen nützen, aber auch nur ganz alleine und niemals nicht irgendjemanden andern, denen damit geholfen werden soll. So arbeitet BILD, wenn "Florida-Rolf" thematisiert wird. Was dann für ganz viele "Nicht-Rolfs" negative Folgen hat, wenn das Gesetz verschärft wird, um einen Einzelfall zu verhindern.
Bei der Grundrente hätte es ja eine schlichte Abfrage des Familieneinkommens getan incl Vermeitung Verpachtung etc. Das wäre sehr unaufwändig geworden. Es ist ja auch nciht eine Zahlnarztgatiin + Frau Schäuble, sondern es werden insgesamt Zehntausende sein.
Das Geld könnte man sinnvoller verwenden.
Zitat von monstramonstra schrieb:Natürlich ist es ärgerlich, wenn arabische Clan-Mitglieder vor dem Gericht aus dem S-Benz steigen mit sündhaft teuren Designer-Klamotten für mehrere tausend Euro dann angeben, sie seien Hartz IV-Empfänger. Aber das liegt ja nicht am SGB II, sondern an kriminellen Handlungen, die durch den Status als armer Arbeitsloser verschleiert werden sollen. Da ist konsequente Strafverfolgung viel sinnvoller, wie sich über "Sozialmissbrauch" aufzuregen.
Und denen soll man es jetzt noch leichter machen?

Wenn dauerhaft Prüfungen und Amtstermine wegfallen, hilft das ja erst mal nur einer einzigen Gruppe: Den Schwarzarbeitern.

Natürlich ist irgendwann die Grenze von Prüfbarkeit erreicht nach dem Motto 'So genau kannste ner Fliege nicht in den Arsch treten.'
Zitat von monstramonstra schrieb:während der Durchschnittsdeutsche es mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nimmt, dass Unternehmen und Glückritter Milliarden an öffentlichen Gelder abzocken, die dann wieder irgendwo verbrannt werden.
Da fallen mir jetzt aber auch keine Beispiele für ein.


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02.02.2021 um 12:59
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Und denen soll man es jetzt noch leichter machen?
Nicht so missbrauchsfixiert! Das ist - mit Verlaub - eine absolut kleingeistige Sicht auf die Dinge.

Wenn man dem Clani seinen krummen Geschäfte nachweist und ihn in den Knast steckt, ist das viel besser investierte Mühe, wie wenn man 95% aller Empfänger in die Mangel nimmt, um 5% solcher Fälle zu verhindern.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wenn dauerhaft Prüfungen und Amtstermine wegfallen, hilft das ja erst mal nur einer einzigen Gruppe: Den Schwarzarbeitern.
Die Schwarzarbeiter haben Konjunktur. Da sind sie mal das größte Problem in Deutschland, das es gibt. Und dann sind sie jahrelang kein Thema. Es gibt sie immer. Der Zoll kann kontrollieren, "Nachbarschaftshilfe" bekommt man nie in den Griff.

Schlimmer: Die zig Millionen an Minijobs und Niedriglöhner machen nichts anderes als legale Schwarzarbeit. Denn da gibt es kaum Sozialversicherungsbeiträge oder Steuern, die zu entrichten sind. Legale Schwarzarbeit zur Mehrung der Gewinne der Unternehmen.


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02.02.2021 um 13:20
Zitat von monstramonstra schrieb:Nicht so missbrauchsfixiert! Das ist - mit Verlaub - eine absolut kleingeistige Sicht auf die Dinge.
@monstra

Oh, das ist also kleingeistig. Dann darf ich aber auch erwarten, dass die großzügige Sicht der Dinge auch in gleicher Weise auf meine Steuerzahlungen angewendet wird. Dann möchte ich auch nicht mehr, dass meine Erklärung in irgendeiner Weise geprüft wird.

Und von dem, was man dann einnimmt, wird es mit noch mehr Sozialleistungen mal so richtig eng.


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02.02.2021 um 14:23
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Dann darf ich aber auch erwarten, dass die großzügige Sicht der Dinge auch in gleicher Weise auf meine Steuerzahlungen angewendet wird. Dann möchte ich auch nicht mehr, dass meine Erklärung in irgendeiner Weise geprüft wird.
Viele Steuererklärungen werden auch nicht geprüft... Aber es geht ja auch nicht darum, ob Tatbestandsvoraussetzungen geprüft werden (müssten sie immer), sondern ob Tatbestandsvoraussetzungen wie "Bedürftigkeit" oder "Arbeitsfähigkeit" (= 15 Stunden wöchtentlich leichte Tätigkeit) vernünftig sind. Oder ob nicht auch die Chance einer Vermittlung in den 1. Arbeitsmarkt, eine Schwerbehinderung oder chronische Krankheit (Suchterkrankung, Krebs, Diabetes, Herzinsuffizienz, Hüftschaden, Depressionen) auch eine Rolle spielen sollten.

Wenn man über Politik redet, sollte man immer über den eigenen Misthaufen hinausblicken. Früher war das selbstverständlich, dass Politik als res publica, als öffentliche Angelegenheit, betrachtet wurde. Und entsprechend weiter muss man dann auch denken. Ich habe jedenfalls noch die Partei gewählt, die mir am meisten Geld in die Kassen zu spülen versprochen hat.

Natürlich sind subjektive Gerechtigkeitserwägungen immer Bestandteil und Spiegel der Politik. Aber während früher noch zwischen "Was ist gut für mich?" und "Was ist gut für alle?" unterschieden wurde, scheint man heute doch sehr stark dem "Was gut für mich ist, ist gut für alle!" oder gar einem "Ich, ich, ich!" konfrontiert zu sein. Wenn jeder nur seine eigenen Ziele verfolgt, es keine Solidarität gibt, dann kommen wir dazu, dass jeder nur auf sich schaut und alle zugleich der Ansicht sind, es geht total ungerecht zu.


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02.02.2021 um 14:39
@monstra
Zitat von monstramonstra schrieb:Früher war das selbstverständlich, dass Politik als res publica, als öffentliche Angelegenheit, betrachtet wurde.
Wann soll das denn gewesen sein? Ich bin nicht mehr der Jüngste, aber zu meinen Lebzeiten ganz sicher nicht.
AUch im alten Rom war es res publica dass der gewählt wurde, der die abenteuerlichsten Versprechungen machte.

Na gut, in den 60er Jahren haben auch mal Leute die SPD gewählt, obwohl sie keine Arbeiter o.ä. waren, aber wohl auch weniger aus SOlidarität, sondern weil sie sich mal als kleiner Rebell fühlen wollten.
Zitat von monstramonstra schrieb:Ich habe jedenfalls noch die Partei gewählt, die mir am meisten Geld in die Kassen zu spülen versprochen hat.
Das ist doch zumindest ehrlich. Würde ich auch tun, wenn ich sicher wäre, welche Partei das ist.

Ich habe nur auch den Eindruck, dass das Level, was als zumutbar empfunden wird, eher sinkt. Wenn jemand sagt, ihn würde ein Amtstermin im Monat unter Druck setzen, dann hat der nun mal nicht mein Mitgefühl. Mich setzt es ja auch nicht unter unzumutbaren Druck, jeden Morgen pünktlich irgendwohin zu kommen.
Ich habe regelmäßig den vergleich zu Menschen in Lateinamerika. Da habe ich auch ein bißchen den Eindruck, wir sind in Jahrzehnten großen Wohlstands auch ein Volk von verwöhnten Memmen geworden.


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02.02.2021 um 15:15
Zitat von monstramonstra schrieb:Ich habe jedenfalls noch die Partei gewählt, die mir am meisten Geld in die Kassen zu spülen versprochen hat.
Ein Fehler, das muss heißen, noch NIE die Partei gewählt... Und heute gibt es auch gar keine Partei mehr, die mir irgendwelche Vorteile verschaffen könnte. Schröpfen tun mich alle gleich...
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wenn jemand sagt, ihn würde ein Amtstermin im Monat unter Druck setzen, dann hat der nun mal nicht mein Mitgefühl. Mich setzt es ja auch nicht unter unzumutbaren Druck, jeden Morgen pünktlich irgendwohin zu kommen.
Es kommt halt darauf an, ob der Amtstermin reine Gängelung ist oder ob er irgendeinen Sinn hat. Und ob die Leute sanktioniert werden, weil sie sich weigern, den dritten sinnlosen Bewerbungskurs bei einem miesen Bildungsträger zu absolvieren, der sich die Aufträge von Jobcenter ergaunert hat. Ich habe mal für ein paar Jahre in dem Bereich gearbeitet. Allein welche Willkür die Sachbearbeiter im Jobcenter an den Tag gelegt haben. Und die waren auch unmotiviert und frustriert, weil sie wussten, dass ihre befristen Arbeitsverträge nicht länger als zwei Jahre liefen. Hartz IV ist ein bürokratisches Monstrum, das Geld kostet und die Leute, die unser Arbeitsmarkt nicht mehr möchte, auf die Warteschleife schickt. Das ist insgesamt menschenunwürdig und ineffizient.

Wenn ich jeden Morgen in die Arbeit gehe, werde ich gebraucht, bekomme ich Geld und Anerkennung, habe ich Spaß mit meinen Kollegen. Wenn ich nur in die Arbeit gehe, weil ich sonst eins auf die Mütze bekomme, dann wird das recht schnell zu Qual.

Natürlich sind wir wohlstandsverwöhnt. Aber das trifft auf alle zu. Wie viele Leute heulen derzeit rum, weil sie eine Maske tragen müssen oder nicht in die Oper können? Am lautesten heulen die, die keine anderen Sorgen haben...


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02.02.2021 um 15:23
Zitat von monstramonstra schrieb:Ein Fehler, das muss heißen, noch NIE die Partei gewählt... Und heute gibt es auch gar keine Partei mehr, die mir irgendwelche Vorteile verschaffen könnte. Schröpfen tun mich alle gleich...
@monstra
Ich glaube Dir einfach mal und verzichte auf küchenpsychologische Ausführungen.
Zitat von monstramonstra schrieb:Es kommt halt darauf an, ob der Amtstermin reine Gängelung ist oder ob er irgendeinen Sinn hat. Und ob die Leute sanktioniert werden, weil sie sich weigern, den dritten sinnlosen Bewerbungskurs bei einem miesen Bildungsträger zu absolvieren,
Zitat von monstramonstra schrieb:Wenn ich jeden Morgen in die Arbeit gehe, werde ich gebraucht, bekomme ich Geld und Anerkennung, habe ich Spaß mit meinen Kollegen. Wenn ich nur in die Arbeit gehe, weil ich sonst eins auf die Mütze bekomme, dann wird das recht schnell zu Qual.
Aber Geld bekommen die vom Amt doch auch oder nicht? Und viele Jobs sind ja auch ein Mischbild. Da bekommt man auch nicht jeden Tag Spaß und Anerkennung. Und bei den meisten Jobs sind ja auch Anteile dabei, wo man denkt, hm, watt soll die Scheisse? so ein Montag ist ja oft auch mehr ne Dschungelprüfung.


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02.02.2021 um 15:38
Zitat von monstramonstra schrieb:Und ob die Leute sanktioniert werden, weil sie sich weigern, den dritten sinnlosen Bewerbungskurs bei einem miesen Bildungsträger zu absolvieren, der sich die Aufträge von Jobcenter ergaunert hat. Ich habe mal für ein paar Jahre in dem Bereich gearbeitet.
@monstra

Wie sinnlos ein Kurs ist, liegt ja auch nicht nur am Anbieter. Und eine Zumutung ist die Teilnahme doch auch nicht.
Ich bin bei diesen Verurteilungen immer ein bisschen skeptisch. Es wird auch Mist geben, aber...

...ich habe selbst mal über Jahre an einem Kurs für Führungskräfte teilgenommen, der bei meiner Arbeit Pflicht war. Die gesamte damalige mittlere Führungsebene musste daran teilnehmen. Die Hälfte der Leute ging schon mit dem Gefühl daran, wie doof das ist. Und oh WUnder, für die war es auch doofe Zeitverschwendung. Die anderen aber gingen da offen ran und oh Wunder, ich profitiere bis heute davon. Letzten Endes profitiere ich privat viel mehr davon als beruflich, aber es war bestimmt keine Zeitverschwendung.


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