paxito schrieb:Das ist albern. Ich sach dir mal wie das vernünftig läuft: die Schüler wählen sich allein - oder in Gruppen - ein Thema aus, erarbeiten sich das selbstständig und vermitteln das. Die Quellen wie das grundlegende Thema werden selbst gewählt. Vorraussetzung ist dann natürlich, das man ihnen beigebracht hat selbst Quellen zu finden und auszuwerten, sowie entsprechende Methoden um das zusammenzufassen und anschaulich darzustellen.
Da sind direkt ein paar Probleme.
Problem 1) Das passiert nicht bei der Mehrheit der Unterrichtsstoffe (oder doch?). Das hört sich nach Fächern wie Erdkunde oder Sowi an, wo dann Vorträge darüber gehalten werden am Schluss. Aber wie läuft das in Mathe, Deutsch, Englisch, Naturwissenschaften usw., und wie läuft das bei verpflichtenden Unterrichtsinhalten in den anderen Nebenfächern?
Da wirst du nicht auswählen, dass du dir selbst Bruchrechnen erarbeitest und da erarbeitest da gibt es auch einen lehrer, der deine Buchinterpretation danach bewertet, wie gut du dich an das von ihm vorgegebene Analysekonzept gehalten hast.
Problem 2) Der Lehrer gibt trotzdem ein grobes Thema vor, geht ja gar nicht anders. Meist wird dann Wikipedia als Quelle verboten und man nimmt sich die zweite Quelle, die so aufpoppt und baut das dann zu einem Vortrag irgendwie.
Wenn wir ein lehrer sagt, wähl aus den und den themen aus und du nimmst 'französische revolution' und googelst dann die Eckpunkte, ist das schön und gut. Aber eine kritische Auseinandersetzung ist das nicht. Es wieder reproduktion mit extra steps:
Statt, dass der lehrer dir sagt, was du wissen sollst, gibt er dir ein thema vor, wo du dann durch google nachliest, was der lehrer von dir wissen will. Das ist besser, aber das hat noch lange nichts mit kritischen Denken zu tun oder eigenen Gedanken.
paxito schrieb:Du musst eben erstmal die Basics intus haben, bevor du kritisieren kannst. Eine differenzierte Wertung der französischen Revolution setzt eben voraus, das du dich in dem Thema auskennst. Wenn du keine Ahnung hast, kannste auch naturgemäß nix kritisieren. Und daran - sich ein Thema erst zu erschließen - ist absolut nix Falsches. Oder daran das man dir entsprechendes Rüstzeug dafür an die Hand gibt.
Du musst aber auch erstmal einen eigenen Willen und eine eigene Haltung entwickelt, bevor du etwas kritisieren kannst. Wenn du keine Haltung hast, kannst du nichts kritisieren, egal, wie viel du darüber weißt.
In der Schule wird einem die Haltung aber aberzogen, außer da, wo man sie explizit erlaubt. Ich entwickle keine Haltung oder einen eigenen Bezug zu einem Thema, weil mich jemand dazu drängt, mich damit auseinanderzusetzen und dann von mir bestimmte richtige Antworten hören will.
Eine Haltung entwickle ich, wenn ich auch mal sachen vertreten darf, die falsch sind, ohne, dass mich einer dafür bestraft.
In der Schule ist 'kritisches auseinandersetzen' so, als würden wir beide auf allmy 'auf augenhöhe' diskutieren aber du würdest meine Posts danach bewerten, und wenn ich zu schlechte Noten hab werde ich gesperrt.
Selbst wenn du nett und fair dabei ist, wäre das sicherlich keine Diskussion auf Augenhöhe, wenn du mich beurteilen darfst als höhere Instanz.
Und genauso kann es niemals sein, dass ein Schüler sich wirklich kritisch mit Lehrinhalten auseinandersetzt, wenn am Ende eben doch steht, dass der Lehrer alle Leistungen danach beurteilt, ob er gehört hat, was er hören wollte.