gagitsch schrieb:Mit dem Wort potenziell gehe ich mit und wäre dann sogar bei dir.
Aber dann hat sich die ganze Diskussion erübrigt. Jeder vernünftig liquidierbare Vermögensgegenstand kann Dich "reich" machen (wir lassen mal die Grenze zu "reich" außen vor, Aber irgendwann wird sicherlich jeder eine solche ziehen. Der Wert von Immobilien ist sicherlich etwas, das sehr weit in diese Richtung tendiert).
gagitsch schrieb:Es ist doch nur eine Umwandlung und nicht ein Wertzuwachs.
Ich verstehe nach wie vor nicht, was Du immer mit den Wertzuwächsen willst.
Reich zu sein, ist doch keine Frage des Wertzuwachses, sondern eine Frage der aktuell vorhandenen Größe des Vermögens.
gagitsch schrieb:oder man kauft eine Immobilie
Zur Vereinfachung der Diskussion und zur Vermeidung von Missverständnissen: "Reich" ist ab sofort "Vermögen im Wert von 1".
Also wenn Du eine Immobilie zum Preis von 1 kaufst, dann bist Du vor dem Kauf reich (du hast 1 Geld) und danach reich (Du hast eine Immobilie im Wert von 1 Geld). Wenn die Immobilie im Wert sinkt, bist Du nicht mehr reich. Aber unterstellt, die Immobilie behält diesen Wert (Inflation etc. lassen wir ebenfalls zur Vereinfachung weg), dann bleibst Du reich. Ganz ohne Wertzuwachs.
Mit Inflation muss Du eben einen Wertzuwachs haben, um reich zu bleiben. Da ist dieses Beispiel ein bisschen ungeschickt, weil es gerade auf der Kippe von 1 ist. Aber es geht um das Prinzip.
gagitsch schrieb:Ich verstehe da deine Gedanken 0,0.
Alleine der Umstand, einen hinreichend wertvollen Vermögenswert zu haben, macht Dich eben reich oder auch nicht reich. Immobilien sind nun mal typischerweise sehr teure Vermögensgegenstände, die viele gar nicht haben können. Niemals in ihrem Leben kämen sie auch nur in die Nähe, so viel an Wert haben zu können.
gagitsch schrieb:Im Wohnungsbau kann der Staat aber nicht leisten, weil zu träge, zu unflexibel, zu unfachlich.
Das sind aber nur Allgemeinplätze.
Der Staat kann - so wie jedes Unternehmen auch - Fachkompetenz kaufen. Wenn Daimler eine Fabrik baut, hat Daimler auch keine Kompetenz im Bauen von Fertigungshallen. Und auch Daimler ist wenig flexibel und träge. Das ist immer eine Folge von Größe. Größe bedeutet immer Bürokratie.
Aber Größe hat eben auch Vorteile, die je nach Situation die Nachteile aufwiegen.
Der Unterschied von Staat zu einem Unternehmen ist, dass der Staat besonderen Anforderungen genügen muss, um nicht z.B. Marktteilnehmer zu bevorzugen. Die Folge davon ist, dass staatliche Ausschreibungen nicht allzu gut geeignet sind, den besten Auftragnehmer zu bekommen. Sondern denjenigen, der besonders kreativ (nach)kalkuliert. Dafür verfügt der Staat über eine maximale Bonität und maximale Zahlungsbereitschaft, was ihn zu einem guten Kunden macht, der bei guten Preisverhandlungen auch gute Preise erzielen kann.
Da der Staat hunderttausendfach baut und man nur manchmal von krassen Fällen hört, bei denen es schief geht (bitte hier einfach die Relation betrachten), scheint es ja nicht so schlecht zu sein.
Wenn ein Unternehmen so hart daneben langt, wird das selten so öffentlich. Das Unternehmen darf verstecken, der Staat nicht. Das verzerrt einfach auch die Wahrnehmung.
gagitsch schrieb:Der Soziale Wohnungsbau ist ein Notgeburt auf der Treppe über Treibsand um es mal vorsichtig auszudrücken.
Bitte nicht ständig in solche Allgemeinplätze abgleiten. Das macht die Unterhaltung vielleicht lustiger, aber verhindert einen sachlichen Austausch.
gagitsch schrieb:Weil Wohnen immer mehr kostet! Warum kostet es immer mehr? Weil der Bau und der Erhalt immer mehr kosten, weil Mangel in Ballungszentren vorherrscht UND weil Sozialbaumieten über normale Mieten aufgefangen werden.
Diese Schlussfolgerung ist aber nur geraten.
Die Vergangenheit zeigt doch, dass auch bei geringer Regulierung die Mieten hoch und dafür die Qualität schlecht ist. In keiner Konstellation profitieren die Mieter, weil sie immer am kürzeren Hebel sitzen. Entweder sind sie Opfer einer Gewinnmaximierung oder sie sind Opfer hoher Baupreise.
Das bedeutet doch zwingend, dass dieser Zustand zu einem gewissen Grad der Regulierung bedarf. Bauvorschriften muss es geben, aber sie dürfen nicht zu hoch sein (was ist zu hoch?), Gewinn muss es geben, aber er darf nicht zu hoch sein (was ist zu hoch?).
Du hast irgendwie den fairen Vermieter im Kopf, der bei günstigen Preisen die Miete günstig macht. Aber die Realität ist, dass nahezu jeder Vermieter seinen Ertrag maximieren möchte und es nur eine Frage von Angebot und Nachfrage ist, wie sehr das geht.
Wann gab es denn in der Vergangenheit in einer wenig regulierten Zeit jemals billigen und guten Wohnraum?
gagitsch schrieb:Ein Bauherr hat ein Haus gebaut mit 10 SW und 30 normalen Wohnungen, darf die SW nur zu 12,-€ vermieten, benötigt aber 17,-€ um Kostendeckend zu arbeiten, nichtmal Gewinn oder Rücklage sondern kostendeckend. Also holt er sich die 5,-€ durch die Vermietung der Andren Wohnungen wieder, die bei 40 Wohnungen 17,- gekostet hätten nun aber 22,- kosten. Das Beispiel ist einfach weil Rücklagen und eine geringer Gewinn für Aufwendungen nicht ausgewiesen ist.
Wenn es aber um einer Investition in ein Vermietungsobjekt geht, dann sind Sozialwohnung nicht nur kontraproduktiv, sondern können sogar Mieter verteuern und gelten für mich als unsozial in der Gesamtwirkung.
Dein Beispiel funktioniert aber nur mit Deinen Annahmen. Natürlich wird jemand, der an einer Stelle defizitär ist, das woanders wieder rein bekommen müssen. Aber dieses Beispiel kommt nur zustande, wenn man als Staat eine Scheinlösung bietet. Einen Preis vorgibt und derjenige, der den Preis erreichen muss, ist es überlassen, wie er den hinbekommt. Das kann natürlich nicht funktionieren.
gagitsch schrieb:Wo hat der Umfangreiche Sozialwohnungsbau je gut funktioniert? In der DDR die pleite gegangen ist?
In der Tat haben zu billige Wohnungen zur Pleite der DDR beigetragen. Aber viel mehr war eine schlechte Wirtschaftsleitung die Ursache, die es der DDR nicht erlaubt hat, diese Art der Wohnungen sich leisten zu können. Deutschland ist halt nicht die DDR, Du musst schon die jeweiligen Gesamtkonzepte vergleichen und nicht einzelne Punkte heraus picken.
gagitsch schrieb:Da wäre mal zu erörtern
Was willst Du da erörtern? Alleine der hier nun schon vielfach angemerkte Unterschied von "Man muss wohnen" und "man muss nicht in Wohneigentum zur Vermietung investieren, sondern kann was anderes machen", zeigt doch ganz klar, dass wir uns hier nicht auf Augenhöhe bewegen.
gagitsch schrieb:In Bezug auf unser Gespräch halte ich das für eine Ungleichbehandlung, wenn man dem eine was aufbürdert und den anderen entlastet.
Die Frage ist, wie man Fairness definiert.
Wie würdest Du folgenden Fall bewerten:
A ist satt und B ist hungrig. Beide bekommen genau die Hälfte eines Brotes. Fair?
Oder A braucht 2000 kcal um satt zu werden und B nur 1000. Beide bekommen genau die gleiche Menge an Nahrung. Fair?
Ich finde nicht. Ich finde, dass Fairness in der Frage, wie viel Unterstützung man bekommt, davon abhängt, wie viel Unterstützung man braucht, um mit dem anderen gleichauf zu sein. Um ein ungefähr gleiches Maß an Chancen und Risiken zu haben.
Wer eine Immobilie vermietet, kann sich dem Grunde nach immer entscheiden, nicht mehr zu vermieten, sondern die Immobilie zu verkaufen und Gold, Kunst, Aktien oder was auch immer zu kaufen. Das macht man nicht gerne, weil man auf eine positive Entwicklung der Immobilie hofft. Aber neben dieser Chance gibt es eben auch die typischen Risiken.
Im Gegensatz dazu kann man sich in der Regel nicht entscheiden, "nicht zu wohnen". Alleine dieser Zwang benachteiligt den Marktteilnehmer. Ins Extrem getrieben ist es wie bei zwei Marktteilnehmern in der Wüste. Derjenige, der Wasser braucht ist demjenigen, der Wasser hat, grundlegend im Nachteil. Er ist in aller Regel in einer grundlegend schlechteren Verhandlungsposition.
Solche Verzerrungen in der Intensität des "ich muss mich einigen" kann man natürlich relativieren, indem z.B. mehr Anbieter da sind.
Aber die Realität zeigt, dass es sich trotzdem nicht in einem fairen Gleichgewicht einpendelt. Der notleidendere wird immer einen Nachteil haben.
gagitsch schrieb:Ich glaube, es gibt sehr viele die sich ein oder zwei Ha(ä)us(er) kaufen oder bauen als Altersvorsorge, die haben dann großes Interesse gute und langfristige Mieter zu haben. eine WIN-WIN im Normalfall.
Ich vermiete auch und die "Selektion des geeigneten Mieters" hängt doch maßgeblich mit dessen Leistungsfähigkeit zusammen, sofern man das als Wertanlage betrachtet. Natürlich haben leistungsfähige Mieter weniger Probleme, in langfristige Mietverhältnisse zu kommen. Aber was machst Du mit den ganzen armen Leuten? Gerade die sind besonders darauf angewiesen, einen Anteil an einem knappen Gut zu bekommen. Und gerade diese Menschen sind noch viel weniger auf Augenhöhe mit Vermietern.
Nehmen wir einen komplett unregulierten Markt an. Ich bin reich und will wohnen, ohne zu kaufen und Du bist reich und willst vermieten. Dann haben wir eine weitgehend faire Situation. Ich könnte auch kaufen oder leicht woanders mieten, weil mich jeder Vermieter mit Handkuss nähme und Du kannst vermieten oder auch nicht. Wir haben also keinen echten Druck und werden mehr oder weniger auf Augenhöhe verhandeln. In dieser Situation funktioniert der Markt und führt zu einem fairen Ergebnis.
Aber viele Mieter sind nicht reich. Irgendwann müssen sie nehmen, was da ist. Und zwar zu den Konditionen, die es eben kostet.
Es gibt auch Vermieter, die neben der Immobilie nicht viel mehr haben und auch einen gewissen Druck haben, gut zu vermieten. Aber wenn alle Stricke reißen, nächtigen sie nicht im Freien, sondern müssen maximal diese Immobilie los werden.
Siehst Du da keinen signifikanten Unterschied?
gagitsch schrieb:Kann sein, kann aber auf richtig sein? Evtl habe ich nur zu 50% Recht und deute den Anteil falsch, wer weiß das schon
Mir genügt schon, dass wir beide erkennen, dass wir uns irren können.
gagitsch schrieb:Ich denke ein Faktur nennen ist nicht deplatziert auch wenn der Faktor dann regional unterschiedlich wirkt.
Man muss halt vorsichtig sein, einen Faktor als maßgeblich anzusehen. Man ist leicht versucht, Kausalitäten herzustellen, wo vielleicht keine sind.
gagitsch schrieb:Das stimmt nicht komplett
Es stimmt gar nicht, daran möchte ich festhalten. Natürlich ist ein Markt mit mehr Angebot besser als ein Monopol. Aber wenn Du Dir verschiedenste unregulierte Beispiele ansiehst, wird sich immer eine Verschiebung der Marktmacht zu einer der Teilnehmerseiten abbilden. Immer. Die Selbstregulierung des Marktes zum Wohl aller ist eine reine Illusion. Das funktioniert nur theoretisch.
gagitsch schrieb:Beim Wohnungsmarkt ist es aber regional so, dass ein Überangebot oder eine Übernachfrage vorherrscht und die eben nicht mit einer Verteilung/Versorgung des Staates irgendwie geheilt werden kann.
Eine Übernachfrage könnte schon "geheilt" werden. Dur Erzeugung von Angebot.
Aber auch ein Überangebot. Der Staat könnte z.B. das Leben in solchen Gebieten durch Ausbau der Infrastruktur lebenswerter machen.
gagitsch schrieb:Dann wäre der Plattenbau mit 40-60 und 80 m² Wohnung für sich wohl ein Träumchen, kein EFH keine Villa.
Unter sozialen und ökologischen Gesichtspunkten sicherlich. Aber wir leben nicht im Kommunismus, sondern in einer sozialen Marktwirtschaft. Wer sich mehr leisten kann, soll sich auch mehr leisten.
Der Unterschied ist folgender:
Betrachte ich die Grundversorgung, sind wir beim Sozialismus. Vernünftig essen, vernünftig wohnen, vernünftig krankenversorgt.
Aber wer mehr möchte, kann ja mehr haben. Die Grenze entsteht aber auch dort, wo diese "mehr" zu einer Einschränkung aller führt. Wer eine riesige Villa möchte, sollte auch die Kosten tragen, die durch so viel Ressourcenverbrauch auch real entstehen. Ob das der Fall ist, bezweifle ich ein bisschen. Aber das kann man diskutieren.