Doors schrieb am 06.09.2017:Es stellt sich die Frage, ob es überhaupt so etwas wie eine "deutsche Leitkultur" gibt, an die sich gefällgst jede/r anzupassen hat
Ich muss mal alte Fragen beantworten, weil ich 3 Wochen lang weg war und auch mit Fragen, die jetzt an mich vielleicht gerichtet werden, nur mit erheblicher Verzögerung antworten kann, weil ich noch viel nachlesen muss.
Das ist die Frage aller Fragen, die ich eindeutig mit nein beantworten muss. "Deutsche Leitkultur" ist ein künstliches Gebilde, der verzweifelte Versuch ewiger Nationalisten, Deutschland als kulturellen Führer der EU wenn nicht auf EU-Ebene, dann eben auf deutscher Ebene zu "etablieren". Schade nur, dass niemand weiß, in welchen Aspekten die "deutsche" LK unter den europäischen Kulturen hervorstechen sollte. Nach dem Krieg war Deutschland tot und am Ende und es war den Siegermächten zu verdanken, dass nicht alles zerstört und verboten war. Zwar war ein Viertel oder ein Drittel aller Häuser und die Hälfte der Infrastruktur zerstört, aber dafür hartten "wir" ja noch "unsere" Kultur, die schon immer besser war als alle anderen Kulturen der Welt (Land der Dichter und Denker, der Richter und Henker, und natürlich der Wissenschaftler, auch wenn die fast alle in die USA verzogen waren), und die "uns" keiner nehmen konnte. Wer von "deutscher LK" faselt, hat den Sound der Raketen, Bomben und Schüsse nicht gehört und glaubt immer noch, nach 60 Millionen Toten anfangen zu können die Welt zu belehren, als sei gar nix gewesen, gehört zu den unbelehrbaren Ewiggestrigen, und es ist gar nicht verblüffend, dass der Teil der CDU, der erneut von Leitkultur faselt, den lautesten Beifall aus einer Ecke erhält, mit der er "niemals" ein Koalition eingehen würde, weil die Mudda was dagegen hat. Warhrscheinlich wird in der nächsten Legislaturperiode die härteste Auseinandersetzung innerhalb der CDU selbst ausgetragen, die nicht nur Merkels Ende bringen dürfte, sondern auch all jenen Kräften in der CDU, die unter konservativ allein das Erhaltenswerte versteht und nicht das ewig Unbelehrbare.
Auf der anderen Seite ist das schöne, dass eine sich zerfleischende CDU neue Räume schafft für andere, neue, progressive Parteien. Daher glaube ich, die nächsten 4 Jahre werden extrem spannend, an deren Ende die CDU genauso abgewrackt sein dürfte wie heute bereits die SPD.