@amiraymen>Da gebe ich Lightstorm Recht, wie er es bereits in seinem Beispiel mit der
>deutschen Fahne gesagt hat.
Das habe ich nicht gewusst. Dann entschuldige ich mich bei Dir für mein Unverständnis.
>Die grüne Fahne ist nicht das Logo der Hamas. Das Logo der Hamas, ist der
>Felsendom. Gib bei Google einfach Hamas und Logo ein. Und soll jetzt auch Saudi
>Arabien eine anderen Fahne wählen, weil Hamas diese Fahne hat?
Ich sprach nicht von ihrem Logo. Wobei dabei das interessantestes Detail die abgebildete Karte ist. Sie zeigt ein "Palästina" auf dem Gebiet Israels.
Was hältst Du denn eigentlich von diesen Vernichtunsplänen Israels und des ganzen jüdischen Vokes?
Fakt ist, diese grüne Fahne hat sich die Hamas selbst zum Symbol gemacht. Schließlich bezieht sie ihre Legitimation auch aus dem Islam, wie sollte sie dann auf den "grünen Banner" verzichten?
Saudi-Arabien hat auch noch ein Schwert abgebilet. Davon abgesehen hätte ich nichts dagegen, wenn dieser Staat eine andere Fahne benutzen würde und ebenso eine Namesänderung erführe. Ich würde keine Träne verweinen wenn Al Saud nicht mehr regieren würde. Solange es nicht die islamistische Opposition ist, welche die Regierung übernimmt, wäre es mir auch vollkommen Recht.
>Wenn jemand Mohammeds Schlafposition nachahmt, warum macht ihn das
>denn dann zu dem Mitglied einer Sekte? Ist ein kathol. Priester, der nicht
>heiratet weil Jesus ledig war, somit auch das Mitglied einer Sekte? Sind
>Propheten nicht ein Vorbild für Menschen, was sollte daran falsch sein, die zu
>imitieren?
Wo schrieb ich denn, dass man sich dann automatisch zu einer Sekte bekennt? Eben, nirgendwo. ;-)
Abgesehen davon, dass ich gegenüber der katholischen Kirche als auch politische Institution eine recht kritische Meinung vertrete, ist Dein Beispiel gar nicht so schlecht.
Jesus gehört nämlich zum christlichen Gottesbild. Es ist selbstvertsndlich wenn er verehrt wird. Muhammad ist nur ein Prophet, die Anbetung beginnt mit dem Feiern seines Geburtstages und endetet wie bei Salfisten und Wahhabiten in der Nachahmung jedes bekannten Details aus seinem Leben...
Was ist es wenn keine Verehrung, keine Anbetung?
Ich sage es doch, es ist ein Götzendienst, was man z.B. Christen vorwirft, oder auch Schiiten deswegen ermordet, obwohl man selbst einen Polytheismus betreibt. Das ist eines der größten Widersprüche der mordernen Salafiyya.
>Alle Strömungen des politischen Islams, haben das gleiche Zeil, und es ist nur
>eine Frage der zeit, bis sich alle unter einem Banner vereinen. Alle wollen
>einen islamischen Staat errichten, in welchem der Quran die Verfassung ist
>und nach der Schari gerichtet wird. Die Hisbollah ist nochmals ein Thema für
>sich, denn sie sind Schiiten.
Nun strebt der schiitische Islamismus genauso eine Theokratie an wie der sunnitische, ebenfalls mit religiös legitimierten Oberhäuptern und der Scharia als Rechtssystem. Das ist also noch gar nicht mal der Unterschied.
Der Iran ist das beste Beispiel für einen Gottesstaat. Er muss zwangsläufig autoritär und reaktionär sein. Der Mensch ist eingesperrt und wird seinen Freiheiten geraubt, es ist einfach ein totalitäres System. In Europa nannte man ähnliche Erscheinungsformen Faschismus.
Eine Gesellschaft sollte auf Basis von Freiheit nicht von Zwang zusammenlben, das ist zumindest meine Überzeugung. ;-)
Hinzu kommt, dass die allermeisten islamistischen Strömungen im soziologischen Sinne extrem patriarchisch eingestellt sind, allein weil ich eine Frau bin, werden sie deshalb nicht mit meinem wohlwollen rechnen können.
Ansonsten sind selbst die sunnitischen Islamisten starkt gespalten, spätestens seit dem zweiten Golfkrieg, als Al Saud erbitten mussten, dass amerikanische Soldaten ihre Füße auf "heiligen Boden" setzen, unabhängig davon. Und es ist immer nach wie vor die Petromonarchie, welche die größten finanziellen Stützen verteilt.
Aus welchem Verlangen heraus sollten sie sich denn wieder vereinigen?
>Der Satz in dieser Form ist eine Zumutung, und inhaltlich so nicht tragbar. Zu
>einen gibt es keine Salafiyya und auch keine ´´Abart´´, die sich Wahabiya nennt.
>Es gibt einen klaren Hinweis in einem Hadis, wer sie Salaf sind. Es sind die
>ersten 2 oder 3 Generationen nach dem Prophet, und da diese alle schon tot
>sind, kann man ganz einfach kein Salafi mehr sein. Aber wenn wir den Begriff
>anders fassen, sind alle Muslime, die nach dem Quran und der Sunnah des
>Propheten leben, Salaf.
Das ist mit Verlaub so überhaupt nicht wahr.
Um die Wurzeln des modernen Islamismus nachzuvollziehen, muss man geschichtlich etwas weiter zurückgreifen.
Ein erster Schock für die arabische Welt (sofern sie sich schon als solche selbst identifizierte) war wahrscheinlich schon die christliche "Reconquista" in Spanien.
Deutlich stärker wird aber die osmanische Niederlage bei der Belagerung von Wien geprägt haben. Die Osmanen wurden von da an Stück für Stück aus Europa zurückgedrängt. Es muss ein Schock für sie gewesen sein, sahen sie sich doch der europäischen Kultur in jeder Hinsicht überlegen - lange Zeit war es definitiv auch so.
Und nach dem von den Osmanen verlorenen osmanisch-russischen Kriegs 1774, gab es nie wieder Raumgewinne für einen islamischen Staat.
1798 landete Napoleon dann in Malta, danach in Ägypten, 1799 gewann er die Schlacht bei Jaffa.
In der islamischen Welt suchte man nun nach Erklärungen für die eigene Schwäche, wieso es den Europäern möglich war, islamische Reiche nicht nur zurückzudrängen, sondern selbst tief in eigentlich jahrhundertelang islamische Gebiete einzudringen.
Die sich herausbildende Sallafiyya versuchte diese Schwäche mit einer "Verunreinigung" des islamischen Glaubens zu erklären.
Mystische Interpretation, Einbringung zahlreicher nicht-arabischer Brauchtümer durch unterworfene Völker, und nicht-sunnitischer Muslime sah man als Zersetzung des Glaubens.
Um die islamischen Gesellschaften zu ihrer ehemaligen Stärke zurückzführen, sahen es islamistische Vordenker notwendig den islamischen Glauben zu ernneuern, bzw. präziser auf den "reinen", "unverfälschten" "Urislam" zu besinnen.
Daher auch der Name Salafismus - diese Strömungen besannen sich auf einen Urislam zur Zeit Muahammads.
Das Wahhabitentum ist dagegen eine spezielle Form des Salafismus' auf der arabischen Halbinsel begründet durch eben jenen al-Wahhab. Die Hintergründe für diese Rückbesinnung sind ähnlich wie z.B. in Ägypten.
Dabei diente ihm vor allem Taimiyyas Werk als Grundlage für seine Ideologie.
Prinzipiell sollte der Urislam die Quelle von Moral, Vernunft und allgemein ethisches Handeln sein.
Gefährlich an al-Wahhabs Ideologie war, dass er Muslims - Schiiten und ins mystische verfallene Sunniten sowieso - aber auch sunnitische Bewegungen, die sich nicht auf seine Seite stellten als Schirk brandmarkte und sie gnadenlos bekämpfte. Eine Erscheinung auf die sich der militante Islamismus bis heute bezieht.
Interessant sind die letzten revolutionären sunnitischen Islamisten Maududi und Qutb.
Erstaunlicherweise fanden sich keine Nachfolger, die die islamistische Ideologie derartig prägen konnte. Es geht um den Gebrauch des Begriffs Dschahiliyya. Qutb konnte seine Gedanken nicht vollenden, daher bleibt es ungeklärt inwieweit er dies auf die islamische Gesellschaft bezog. Die Unterdrückung und der Armut, die Elendsviertel waren nach ihm ein Produkt des despotischen, gottlosen Nationalismus’, speziell Nassers. Ähnliches sah er schließlich auch in den USA. Es war nach ihm die Antwort Gottes auf diese islamische Gesellschaft, die nach ihm keine mehr war. Die ägyptische Gesellschaft verehrte einen Götzen, sie betete in quasi an. Sie gab ihm Souveränität, die allein Allah zusteht.
Gerechtigkeit kann nur durch eine von Allah legitimierte Herrschaft bringen. Eine revolutionäre Idee, für die Schaffung einer Theokratie.
Was an diesem politischen Islam gefährlich ist, ist dieser Fanatismus den er offen an den Tag legt. Mit der Grundlage Qutbs Dschahiliyya, der vorislamischen Gesellschaft, sind es militante Islamisten die gegen alles und jeden zum Schwert greifen. Erklärter Feind sind nicht mehr nur die Herrscher, es sind auch Schiiten, selbst andere Sunniten ebenso wie Juden und Christen.
Es ist die wortwörtliche Interpretation des Qur’ans und von Ahadith, vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen und ohne sie historisch einzuordnen.
Einer der wohl am bekanntesten Ahadith, wie er schon von Hamas, Hisbollah, al-Dschihad und selbst von al-Qaida – nämlich von ibn Ladin höchstpersönlich – genutzt wurde lautet: "The time will not come until Muslims will fight the Jews (and kill them); until the Jews hide behind rocks and trees, which will cry: O Muslim! there is a Jew hiding behind me, come on and kill him! This will not apply to the Gharqad, which is a Jewish tree." (Hier aus der englischen Übersetzung der Hamas-Charta zitiert)
Ein kurzer Blick in die islamische Geschichte offenbart allerdings, Nonsens ist, diese Hadith gegen alle Juden zu richten um zum Mord an ihnen aufzurufen. Dieser Hadith bezig sich ausschließlich gegen drei jüdische Stämme, die sich gegen Muhammad richteten. Ob Muhammads Kampf gegen sie legitim war ist schwer zu sagen, soll aber jetzt auch nichts Diskussionspunkt sein.
Fakt ist im aktuellen Bezug hat dieser Hadith keine Existenzberechtigung, die salafistiche Interpretation ignoriert dies aber zum Beispiel völlig…