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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

1.311 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Marine, Gorch Fock, Jenny Böken ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Jenny Böken - Tod einer Kadettin

01.08.2017 um 19:58
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Ah ja. Wenn ich das Problem der unterschiedichen Berichterstattung als Basis für die gezogenen Schlüsse anspreche, dann bin ich überheblich.
Wenn ich darauf hinweise, dass es uns hier an Fach- und Sachkenntnis fehlt, dann bin ich überheblich.
Nein, da verstehst Du was falsch, jeder soll seine Meinung haben, die unterschiedliche Berichterstattung macht, dass ganze aber müßig hier, d.h. es ist schwierig auf einen Nenner zu kommen.
Mit der Fach-und Sachkenntnis sehe ich es genauso, die fehlt uns hier komplett und deshalb können wir auch hier nicht drüber diskutieren, wir kennen den Odduktionsbericht nicht und wenn wir ihn kennen, können wir ihn nicht lesen.
Es geht nicht um Deine Beiträge, die ich auch nachvollziehen kann, sondern darum wenn jemand eine andere Meinung hat, ist derjenige nicht gleich ein Verschwörungstheoretiker.
Da Du ja Moderator bist, gäbe es hier zwei Überlegungen: Entweder der Thread geht in die Rubrik" Verschwörungen " oder in die" Gruppendiskussion ", kannst ja mal drüber nachdenken :).
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Wie möchtest du beurteilt werden, aufgrund von ermittelten Fakten oder aufgrund von Spekulationen, dir irgendwelche Regisseure oder Drehbuchschreiber über dich verfassen?
Ich stehe ja hier nicht zur Debatte.
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Was meinst du, wem sollte man denn eher glauben, dem Urteil der Fachleute oder einem Fernsehfilmchen, dass die Lücken mit Spekulationen auffüllt?
Na, ich würde mal meinen, da dass Fernsehfilmen in der Öffentlichkeit präsentiert wird, kann man schon danach gehen, ansonsten wäre man gerichtlich dagegen vorgegangen und nur weil ich danach gehe bin ich kein Verschwörungstheoretiker,
bedenke man die Meinungsfreiheit.


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

01.08.2017 um 20:10
Zitat von Lionel.twainLionel.twain schrieb:Na, ich würde mal meinen, da dass Fernsehfilmen in der Öffentlichkeit präsentiert wird, kann man schon danach gehen, ansonsten wäre man gerichtlich dagegen vorgegangen und nur weil ich danach gehe bin ich kein Verschwörungstheoretiker,
bedenke man die Meinungsfreiheit.
Jeder darf seine Meinung haben, aber ich darf nicht die Meinung vertreten, dass hier in Teilen nach Art von verschwörungstheoretikern verfahren wird?
Iovi licet non bovi decet?
Seltsam.

Der Fernsehfilm hat doch gar nicht den Anspruch Fakten aneinander zu reihen.
Dazu
Thomas Gehringer lobt den Film auf tittelbach.tv, kritisiert aber, dass die „Mord-Version […] anfangs als einzige szenisch ins Spiel gebracht [wird], zwei mögliche Unfall-Szenarien und die Selbstmord-Theorie […] erst ganz am Schluss [folgen].“[5] Diese Dramaturgie sei ein „Köder fürs Publikum“.[5
Wikipedia: Tod einer Kadettin

Da ist doch offensichtlich, dass im Film spekuliert wird.
Wie kann man der Spekulation den Vorzug vor fachmännischer beurteilung der vorliegenden Daten geben?
Zitat von Lionel.twainLionel.twain schrieb:Ich stehe ja hier nicht zur Debatte.
tubul schrieb:
Nein, das stehst du nicht. Es ging sich um die Frage ob du lieber anhand von fakten beurteilt werden möchtest oder anhand von Spekulationen Dritter.
Aber musst du nicht beantworten, jeder kann das ja für sich selbst machen.


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

01.08.2017 um 20:22
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Da ist doch offensichtlich, dass im Film spekuliert wird.
Wie sollte es auch anders sein? Es kann doch nur spekuliert werden, da einige Umstände die zum Tod von Jenny Böken führten bislang noch ungeklärt sind.
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Wie kann man der Spekulation den Vorzug vor fachmännischer beurteilung der vorliegenden Daten geben?
Welche Fakten sind das? Die genauen Umstände die zum Tod von Jenny führten sind ungeklärt.


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

01.08.2017 um 20:27
Zitat von DwarfDwarf schrieb:Die genauen Umstände die zum Tod von Jenny führen sind ungeklärt.
Richtig. Und gerade deshalb sollte man die Spekulationen, die sich hier im Thread meist auch noch auf zweifelhafte Berichterstattungen gründen auch als Spekulationen bezeichnen dürfen.
Und wenn man hingeht und darauf basierend irgendwelche Räuberpistölchen dreht und Ermittler für unfähig hält, Ärzten die Kompetenz abspricht und Mordtheorien schmoiedet, dann hat das, in meinen Augen, relativ wenig mit echtem Interesse am Fall zu tun.


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

01.08.2017 um 20:55
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Richtig. Und gerade deshalb sollte man die Spekulationen, die sich hier im Thread meist auch noch auf zweifelhafte Berichterstattungen gründen auch als Spekulationen bezeichnen dürfen.
Da bin ich absolut bei dir. Spekulationen sollten immer auch als solche erkennbar sein.
Was genau bezeichnest du als zweifelhafte Berichterstattung? Ich bezog mich bisher auf Berichte in Zeitungen wie dem Stern, Focus oder auch der FAZ. Solche Zeitungen würde ich als durchaus seriös bezeichnen. Wobei Fehler natürlich bei jeglicher Berichterstattung passieren können und keine Zeitung davor gefeit ist.

Auch die Webseite, die von Jennys Eltern erstellt wurde halt ich für seriös. Sicher sind die Eltern befangen, aber ihre Fragen finde ich berechtigt. Wer würde nicht wissen wollen wieso und warum sein Kind zu Tode kam?

Zumal einige Umstände tatsächlich merkwürdig erscheinen (wo ist z.b. Jennys privates Tagebuch geblieben, von dem sie ihrer Mutter erzählte? Das Paket mit ihren privaten Wertgegenständen das die Bundeswehr ihren Eltern schickte und das sehr wahrscheinlich dieses Tagebuch enthalten haben müsste, ist nie bei den Eltern angekommen. Einen Nachweis für das Absenden dieses Paket kann oder möchte die Bundeswehr nicht erbringen)
Dafür mag es Erklärungen geben, aber soweit ich gelesen habe hat sich die Bundeswehr nicht besonders kooperativ gezeigt. Das finde ich schade - vor allen den Eltern gegenüber.

Es geht auch nicht darum einen Schuldigen zu finden und ihn dann quasi zu teeren und zu federn, sondern vor allem um Aufklärung der Sachlage. Und (falls notwendig) um eine Verbesserung der Sicherheitslage und der Ausbildungsbedingungen an Bord Gorch Fock. Denn nach Jenny kam ja noch eine weitere Frau auf der Gorch Fock zu Tode.


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

01.08.2017 um 21:14
Zitat von DwarfDwarf schrieb:Was genau bezeichnest du als zweifelhafte Berichterstattung?
Ein Beispiel:
Hier kursieren verschiedene Versionen vom Obduktionsbericht.
Einmal war kein Wasser in der Lunge einmal war wenig Wasser in der Lunge.
Kann doch nicht beides richtig sein.
Trotzdem wurde beides hier mehrfach thematisiert.
Warum nimmt man da, solange man den Obduktionsbericht nicht vorliegen hast, eine userin hat wohl angegeben ihn zu kennen und ene glaubte ihn bald in Händen zu halten, nicht die Stellungsnahme des Gerichtes zu diesem Punkt?
Die Befundung sei aufgrund von Fäulnisbildungen erschwert gewesen. Trotzdem seien Hinweise auf ein Ertrinkungsgeschehen festzustellen, insbesondere anhand der Entspeicherung der Milz und der Blutfülle der Leber sowie der Ausweitung des Enddarms. Konkrete spezifische Befunde für einen Ertrinkungstod, z. B. ein sog. Schaumpilz, seien aufgrund der längeren Liegezeit nicht mehr zu erheben gewesen. Es seien keine Hinweise auf eine äußere Gewalteinwirkung infolge eines stumpfen oder scharfen Traumas festzustellen. Aus rechtsmedizinischer Sicht und in Anbetracht der Gesamtumstände sei davon auszugehen, dass die Verstorbene von Bord geraten sei, ohne sich dabei verletzt zu haben, und dann im Wasser ertrunken sei. Es handele sich am ehesten um einen Ertrinkungstod.
https://www.jurion.de/urteile/ovg-nordrhein-westfalen/2016-09-14/1-a-2359_14/ (Archiv-Version vom 07.04.2017)
Oder die Untersuchungen beim Bordarzt, dem hier schon Inkompetenz unterstellt wurde. Oder die Fälschung der Krankenakte begangen bzw.nicht erkannt zu haben.
Am 27. August 2008, dem letzten Tag vor Auslaufen der Gorch Fock, notierte K. C. in ihrem Tagebuch, dass es ihr den ganzen Tag nicht sonderlich gut gegangen sei, und beklagte wiederkehrende Bauchkrämpfe und Kreislaufprobleme, während der Wache sei sie einmal fast zusammengebrochen; für den Folgetag erwog sie, den San-Bereich aufzusuchen. Für den 1. September 2008 vermerkte sie u. a., sie sei mit Unterbauchschmerzen beim Schiffsarzt, dem Zeugen Dr. G1. , gewesen. Dieser vermute eine Zyste am Eierstock.
Dieser Besuch beim Schiffsarzt ist auch in der dem Gericht vorliegenden Kopie der Krankenakte von K. C. vermerkt. Für 8:30 Uhr ist dort u. a. notiert, die Soldatin klage sei zwei Tagen über rezidivierende Unterleibsbeschwerden, jetzt sei es aber schon wieder besser. Als Diagnose hat der Schiffsarzt "unspezifische Unterbauchbeschwerden" festgehalten; differentialdiagnostisch aufgeführt hat er "Dysmenorrhoe, Zyste, Endometriose, Verwachsung". Bis zur Wiedervorstellung am Nachmittag wurde nur Innendienst erlaubt. Am selben Tag ist für 14:00 Uhr eingetragen, die Patientin fühle sich "nahezu beschwerdefrei"; sie erhalte für das Wochenende Sonderurlaub für einen Dienstgang nach Hause und werde dort einen Gynäkologen aufsuchen; bei einer Verschlechterung solle sie sich sofort wieder vorstellen.
Gleiche Quelle

Nur mal als Beispiele.


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

01.08.2017 um 21:34
es gibt auf youtube eine ganz interessante Doku, ich glaube, sie wurde hier auch mal erwähnt:

https://www.youtube.com/watch?v=rxF9NduHXx0

Was ich besonders interessant finde, ist die Beurteilung, die ab 9:57 gezeigt wird, in Kombination mit dem Auftreten der Mutter. Irgendwie kann man sich da sehr gut vorstellen, warum die junge Frau solche Schwierigkeiten hatte. Ich glaube, wir alle hatten mal in der Schule oder auch im Beruf mal eine solche Kollegin (oder einen solchen Kollegen)...

Dann gibt es da einen interessanten Absatz in ihrem Tagebuch, zu sehen bei 19:45:

"Das stört mich unheimlich, schliesslich bemühe ich mich so, meine Schlafkrankheit in den Griff zu kriegen"

Das heisst doch, dass sie wusste, dass sie krank war, dies aber bewusst verheimlichen wollte! Da erscheint es mir nur allzu logisch, dass sie Aufputschmittel oder andere Medikamente/Drogen genommen haben könnte, um sich wach zu halten!


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

01.08.2017 um 21:59
Zitat von otternaseotternase schrieb:Das heisst doch, dass sie wusste, dass sie krank war, dies aber bewusst verheimlichen wollte! Da erscheint es mir nur allzu logisch, dass sie Aufputschmittel oder andere Medikamente/Drogen genommen haben könnte, um sich wach zu halten!
Diese Folgerung würde ich jetzt nicht daraus ableiten. Ich würde eher sagen, daß Jenny schwer damit gekämpft hat, ihre gesundheitlichen Probleme in den Griff zu bekommen und sich so wenig wie möglich anmerken zu lassen. Da sieht man einmal mehr, wie sehr sie diese Ausbildung gewollt hat- sie hätte einfach abbrechen können, aber sie hatte richtigen Durchhaltewillen.Ich finde das eigentlich höchst beachtlich.


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

01.08.2017 um 22:07
@chelsi
ganz so positiv würde ich es nicht formulieren. Gerade wenn man die Beurteilung liest, würde ich nicht mehr von "richtigem Durchhaltewillen", sondern von "übersteigertem Ehrgeiz", "mangelhafter Selbsteinschätzung" und insbesondere von "Unfähigkeit, eigene Grenzen und Niederlagen zu akzeptieren" sprechen. Wahrscheinlich hat sie als Kind, als Schülerin immer erreicht, was sie sich vorgenommen hatte, keine nennenswerte Niederlage erlebt und war unfähig, sich einzugestehen, dass sie für ihren Traum als Sanitätsärztin bei der Marine ungeeignet war. Da halte ich es für gut denkbar, dass sie sich an jeden Strohhalm geklammert hat, ihr Ziel doch noch zu erreichen, und seien es auch Medikamente oder sogar Drogen.
Aber ich würde da auch einen Suizid nicht ausschliessen wollen...


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

01.08.2017 um 22:24
@otternase
Da triffst Du natürlich viele Sachen auf den Kopf, die sehr plausibel sind. Ich habe Jenny nicht gekannt und kann nur erahnen, was in ihr vorging. So oder so muß es ihr seht schlecht gegangen sein.
Mich beschäftigt die Frage, warum es kaum veröffentlichte Zeugenaussagen von ihren KameradInnnen zu den Geschehnissen dieser Nacht und zu Jennys Tod gibt.


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

01.08.2017 um 22:39
@chelsi
nochmal zum Thema "Durchhaltewillen":
bei 9:58 im Video anhalten und Punkt 3.5 der Beurteilung lesen:

"Leistungsmotivation:

Frau Matrose San OA Jenny Böken zeigte wenig Durchhaltewillen und Beharrlichkeit. Dem gegenüber stand trotzdem ein gewisses Maß an Ehrgeiz, Fleiß, Engagement und Zielstrebigkeit."

Ich denke zwar, dass es eher mangelnde "Durchhaltefähigkeit" als mangelnder "Durchhaltewillen" war, aber da sie ihre gesundheitlichen Probleme zu verheimlichen versuchte, war es sehr naheliegend, dass das als "wenig Durchhaltewillen und Beharrlichkeit" in die Beurteilung einging...


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

01.08.2017 um 22:53
@otternase
Vielleicht war das mit dem Durchhaltewillen auf den Dienstsport bezogen, den sie regelmäßig abgebrochen hat.
Theoretisch schien sie ja sehr fit zu sein.
Die Beurteilung muß ein Schlag ins Gesicht für sie gewesen sein!


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Egi ehemaliges Mitglied

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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

02.08.2017 um 08:30
@TatzFatal
Das ist Quatsch: Sie war für die Wache am Steuerrad eingeteilt (da stehen zwei Soldaten) und hat freiwillig mit einer Kameradin getauscht. Warum das so war, wird im Urteil des Oberverwaltungsgerichtes beschrieben.

https://www.jurion.de/urteile/ovg-nordrhein-westfalen/2016-09-14/1-a-2359_14/ (Archiv-Version vom 07.04.2017)


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

02.08.2017 um 08:46
@Heide_witzka

Danke für das Einstellen des Urteils des OVwG. Es erhellt tatsächlich einige Punkte. Allerdings muss man sich bei der Beurteilung immer vor Augen führen, welche Aufgabe diese Richter hatten: sie sollten keineswegs einen mysteriösen Todesfall aufklären (das ist Sache einer Staatsanwaltschaft) noch eine Strafverfolgung eines Täters betreiben (ebenfalls), sondern lediglich darüber entscheiden, ob die Bundeswehr nach dem Soldatenversorgungsgesetz zu einer Zahlung an die Hinterbliebenen verpflichtet ist. Das ist also ein sehr eingeschränkter Blickwinkel des Gerichts, alles andere zu beurteilen wäre ultra vires gewesen und daher unangebracht.

Diese Frage hat das Gericht verneint und hat bei der Begründung allerdings schon einen recht guten Einblick in die Sachlage dieses Falls gegeben.

Nicht beschäftigt hat sich das Gericht nun ausgerechnet mit den Elementen, die hier gerne zu einer VT gemacht werden: angeblichen Fehlangaben betreffs der Kleidung der Toten, zum Thema des "trockenen Ertrinkens" (hier gab es nur eine kurze Bemerkung) und zum angeblichen Mobbing gegen die Tote. Aus Sicht der user hier vielleicht enttäuschend, aber das war nicht Aufgabe des Gerichts.

Das Gericht hat allerdings einige Fragen juristisch beurteilt und beantwortet. Auch hier mag es sein, dass der Leser aus moralischer Sicht widerspricht, aber das Gericht ist an das existierende Gesetz gebunden. Ein Beispiel ist die Frage der Anordnung des Anlegens einer Schwimmweste. Die Dienstvorschriften sahen das nicht vor, als kann man die fehlende Anordnung in diesem Verfahren der Bundeswehr nicht vorwerfen. In einem anders geführten Verfahren könnte ein anderes Ergebnis erreicht werden, aber nicht in diesem.

Als Jurist und erfahrener Freizeitsegler (See) empfinde ich die Schlussfolgerungen des Gerichts unter obiger Fragestellung durchgehend nachvollziehbar und schlüssig.

In einem, wenn auch entscheidenden, Punkt musste das Gericht die Glaubwürdigkeit zweier Zeugen beurteilen, es entschied sich für den einen und gegen die andere. Das zu kritisieren steht uns nicht zu, da wir die Zeugen nicht anhören können und so keinen eigenen Eindruck von ihrer Glaubwürdigkeit gewinnen können.

Letztlich stellt das Gericht fest, dass der genaue Ablauf des Unfalls, von dem das Gericht ausgeht, nicht mehr feststellbar ist. Das ist schade, aber nachvollziehbar.

Es stellt fest, dass es keinerlei Zeugenaussagen oder Indizien gab, die ein Fremdverschulden hinsichtlich eines Tötungsdeliktes auch nur nahelegen. Das hat sogar der Anwalt der Eltern der Toten zugegeben.

Es bleibt der eine grosse Aspekt: hat das gesamte System der Bundeswehr in diesem Fall versagt? Die Tauglichkeitskriterien, die Tauglichkeitsüberprüfungen, die Möglichkeit von Vorgesetzten und Schiffsmedizinern, hier noch einzugreifen?

Ich denke, man kann diesen Vorwurf durchaus machen - nur, das ist weniger eine juristische, sondern mehr eine moralische und politische Frage.

Unklar geblieben ist, wie weit Jenny selbst tragischerweise vielleicht dazu beigetragen hat, dass die Sicherheitsvorkehrungen in ihrem Fall nicht greifen konnten: zum Beispiel, indem sie ihren eigenen Zustand kurz vor oder während des Dienstes nicht gemeldet hat. Motive dazu sind erkennbar geworden.

Mein Fazit ist nun, nach der Lektüre all der Beiträge und Quellen hier: Jennys Tod ist traurig und tragisch. Er ist das Ende einer verhängnisvollen Entwicklung, die bereits bei ihrem Eintritt in die Bundeswehr begonnen hat. Er beleuchtet Schwachstellen im System, die zumindest von der Bundeswehr angegangen werden sollten. Aber ich kann derzeit keine individuelle Schuld eines Beteiligten feststellen, weder hinsichtlich eines Tötungsdeliktes, noch hinsichtlich einer billigenden Inkaufnahme eines Unfalls aus unlauteren Motiven.

Man kann nur hoffen, dass in Zukunft alle Beteiligten in ähnlicher Situation, sei es Kadett, Arzt, Kapitän, Admiral oder Verteidigungsminister, aus diesem Fall lernen und die notwendigen Schlüsse ziehen. Und dass Jennys Eltern Trost finden.


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

02.08.2017 um 09:31
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Man kann nur hoffen, dass in Zukunft alle Beteiligten in ähnlicher Situation, sei es Kadett, Arzt, Kapitän, Admiral oder Verteidigungsminister, aus diesem Fall lernen und die notwendigen Schlüsse ziehen. Und dass Jennys Eltern Trost finden.
Das drückt genau das aus, was auch ich darüber denke. Danke dafür.


Wir werden den Fall hier nicht klären können und ich hoffe, dass übereilte Schuldzuweisungen, an teils namentlich bekannte Personen, dem Thread im Weiteren erspart bleiben.


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

02.08.2017 um 10:57
Zitat von EgiEgi schrieb:Das ist Quatsch: Sie war für die Wache am Steuerrad eingeteilt (da stehen zwei Soldaten) und hat freiwillig mit einer Kameradin getauscht. Warum das so war, wird im Urteil des Oberverwaltungsgerichtes beschrieben.
Vielen Dank.
Das hatte ich dann falsch gelesen.


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

02.08.2017 um 12:39
Nachdem ich das Urteil, welches @Heide_witzka eringestellt hat ( Danke dafür) gelesen habe, halte ich einen Suizid auch nicht mehr so sehr für ausgeschlossen.

Die Nachricht des Vaters:
Abschließend riet er ihr u. a.: "Passe auf, dass du nicht zuviel Aufstand machst, da du sonst ggf. ausgemustert werden kannst!!"
lässt mich vermuten, dass da auch eine hohe Erwartungshaltung seitens des Elternhauses bestand.

Ein Mädchen von 18 Jahren...  Sie scheint ja schon mit sich gekämpft haben, den Dienst überhaupt zu schaffen. Sie wollte das ja unbedingt, wie man liest.
Wenn zur eigenen Enttäuschung noch die Angst kommt die Eltern zu enttäuschen ?  Vllt. sah sie zu dem Zeitpunkt nicht, dass das Leben doch 1000 andere Möglichkeiten bietet als durch die Nordsee zu kurven.

Man wird es nicht mehr klären können. Vermutlich ist es auch besser so.


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

02.08.2017 um 13:16
@Frau.N.Zimmer
ja, es entbehrt nicht gewisser Originalität, dass der Vater die Tochter zum Durchhalten und Verschweigen ihrer Beschwerden aufgefordert hat, nun aber als Kläger an die zuständigen Ärzten den Vorwurf erhebt, sie hätte die Tochter nicht gegen ihren Willen und gegen ihre eigenen Aussagen beim Arzt dienstunfähig geschrieben...
Man kann dies nur durch den Verlustschmerz der Eltern erklären, der rationales Denken nicht mehr erlaubt.

Ja, ein Suizid erscheint angesichts dessen nicht ausgeschlossen, ich denke, die Eltern wissen das insgeheim auch und die Vorwürfe gegen Dritte und die Verschwörungstheorien der Eltern sind ihr Weg, mit dem Schmerz und mit möglichen Selbstvorwürfen umzugehen, ohne selbst daran zugrunde zu gehen.
Rechtliche Relevanz darf das aber nicht haben und zur Aufklärung trägt das auch nicht bei.


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

02.08.2017 um 13:36
Zitat von otternaseotternase schrieb: die Eltern wissen das insgeheim auch und die Vorwürfe gegen Dritte und die Verschwörungstheorien der Eltern sind ihr Weg, mit dem Schmerz und mit möglichen Selbstvorwürfen umzugehen, ohne selbst daran zugrunde zu gehen.
Ich kann das auch durchaus verstehen. Andernfalls dreht man vermutlich durch :(

Man darf sich halt nicht von Gefühlen, die den Eltern durchaus zustehen, anstecken lassen.


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Jenny Böken - Tod einer Kadettin

02.08.2017 um 13:38
Wie soll der Vater denn mit den Worten Druck ausgeübt haben?

Ich beziehe das eher darauf, dass sie öfters den Mund nicht halten konnte und er sie davor gewarnt hat, dass das in einem System wie der Bundeswehr nicht gut ankommt.

Meiner Meinung nach war das dringend nötig, gerade auch, weil die Mutter ja scheinbar sie noch ermutigt hat. Ihre Aussage in der Doku, dass die Bundeswehr sich drauf einstellen müsse, lässt diesen Schluss zu.


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