VanDusen schrieb:Ich bin beileibe kein Linker, aber es nervt mich manchmal, wenn Leute, die niemals dort waren und ihre vermeintlichen Landeskenntnisse nur aus (zumeist extrem tendenziöser) dritter Hand haben, über China herziehen.
Ich muss kein Sternekoch sein, um schlechtes/verdorbenes Essen feststellen zu können - sinngemäß. Man muss auch nicht zwingend dort gewesen sein, wenn man eine gute Datenlage und Indikatoren hat, die über reine "Propagandaspins", würde man sie unterstellen wollen, hinaus gehen - etwa durch Erfahrungsberichte über bzw. von dort lebenden oder entstammten Personen.
Klar ist vieles auf beiden Seiten tendenziös. Man kann sich aber nicht hinstellen und alles als tendenziös betrachten oder abtun, dadurch wird man unglaubwürdig bzw. einseitig.
VanDusen schrieb:Das Social Credit System z. B. wird gerne als Orwellsche Dystopie charakterisiert, dabei ist es eine super Sache, die großen Anklang bei der Bevölkerung findet.
Ich brauche nicht mal mit einem social credit-System argumentieren, mit dem noch teils lokal oder begrenzt experimentiert wird.
Mir reicht für Dystopie oder ein fragwürdiges System schon plakativ diese Aufnahme:
https://www.youtube.com/watch?v=rbTXb6bEMfI (Video: China Police Interrogate Man For Social Media Comments)Selbst wenn man das irgendwie runterrelativieren will: Ich muss mich aus westlicher Sicht fragen, ob ich in einem Land leben will in dem die Marschrichtung inklusive Mikromanagement bis fast ins kleinste Detail von der einzigen Partei vorgegeben wird, die sogar reguliert wie lange man unter 18 zu spielen hat weil es Gift sei. Ich kann das alles sogar super prima finden.
Ich denke aber, social credits hin oder her, dass nach westlichen Maßstäben China in der Hinsicht kein erstrebenswertes oder zu beneidenes Land ist, selbst wenn man hier und da "westliche Verzerrung" unterstellen will. Meines Erachtens gibt es genug Indikatoren dir mir zeigen, dass es da befremdliche Denke gibt. Ganz ohne überzogene "Westpropaganda".
Über die Jahre habe ich so viele unterschiedliche Indikatoren gesehen, dass meines Erachtens der Vorwurf von Propaganda am System (Umkehrschluss, es sei alles super bzw. gar nicht so schlimm) nicht mehr wirklich haltbar ist. Auch wenn ich halt nicht da war - wenn teils 'Aussteiger' von Zuständen sprechen, dann hat das für mich langsam eine Art greifbare Hand, greifbaren Fuß.
Ich muss ja auch nicht in Nordkorea gewesen sein um ständig festgestellte Menschenrechtsverletzungen oder deren "Duktus" nachvollziehen zu können, wenn es dafür genug Quellen und Hinweise gibt.