Wie seht ihr China in der Zukunft als Weltmacht?
06.11.2021 um 10:47Laura_Maelle schrieb:Solange China ein totalitärer, stalinistischer Überwachungsstaat ist, in dem sogar Ausländer einfach so verschwinden im Zugriffsbereich der Überwachungsbehörden, werde ich mich sicher nicht in ein solches unfreies Gebiet begeben.Alternativ könnte man natürlich nach Taiwan reisen, das wird oft vergessen, dass da eben auch noch tatsächlich ein demokratisches China existiert.
Dass jetzt in China Ausländer verschwinden, würde ich allerdings auch nicht überbewerten. Natürlich sind Journalisten in einem solchen System bedroht. Ausländer aber haben ja immer den Vorteil, dass man sie einfach des Landes verweisen kann. So wird das dort auch eher gehandhabt, die werden halt zunächst festgesetzt, das Material beschlagnahmt und dann ausgewiesen. Einer wirklichen massiven Bedrohung für Leib, Leben und Freiheit sind schließlich eher Einheimische ausgesetzt. Die laut dem Artikel verschwundene Journalistin könnte dem Namen nach gebürtige Chinesin sein, das hat möglicherweise wieder eine andere Qualität, dass die dort als quasi Einheimische betrachtet wird, das Phänomen kennt man auch in Fällen von türkischstämmigen Journalisten in der Türkei. Dennoch ist es natürlich verständlich und auch sinnvoll, dass sich der andere Australier da vorsorglich in Sicherheit gebracht hat. Aber es handelt sich hier halt auch um Journalisten, Touristen dürften da an sich eher weniger gefährdet sein.
Das heißt, Angst bräuchte man jetzt normalerweise nicht haben, nach China zu reisen. Auf meinem persönlichen Reiseplan steht das Land zwar auch nicht ganz oben, das liegt aber eher daran, dass ich halt am liebsten in den südostasiatischen Raum reise, wo ich mich fast schon ein wenig zuhause fühle, obwohl diese Region ja nun auch alles andere als ein Hort der Demokratie und im übrigen auch stark vom übermächtigen Nachbarn im Norden beeinflusst ist. In China war ich sogar auch schon mal, ist aber lange her.
Abgesehen davon habe ich dennoch absolut Verständnis dafür, dass man gewisse Länder auch aus politischen Gründen meidet. Und allein das mit der Überwachung heutzutage dort ist ohne Zweifel ein triftiger Grund, sich das zweimal zu überlegen.
Warden schrieb:Zumal ich mich auch nicht mehr in CN Hoheitsgebiet wagen würde, nachdem irgendeine Form der deutlichen Kritik öffentlichkeitswirksam (das Internet zählt im Clear Web dazu) geäußert wurde, da man sich nicht zwingend sicher sein kann, ob das mal erfasst und personenscharf bewertet/zugeordnet wurde, und wenn nur anhand von IP oder sonst wie. Dann kriegste ggf. Ärger oder strafrechtliche Konsequenzen bei Einreise. Man muss gar nicht so weit schauen für Beispiele: die Türkei hats schon vorgemacht.Ist natürlich zu bedenken, allerdings würde ich eher davon ausgehen, dass sie einem im Falle eines Falles eher von vornherein die Einreise verweigern würden. Dass die chinesischen Behörden überhaupt auf so etwas reagieren, dazu müssten sie eine Person wohl als entsprechend wichtig einstufen.
Mit ca. fünfzehn Jahren habe ich mal eine Protestnote an die chinesische Botschaft wegen der Tibetpolitik geschickt. Nur relativ kurze Zeit später bin ich über die damalige Hongkong-Grenze in die Volksrepublik eingereist, da gab es keinerlei Probleme. Ist aber wie gesagt lange her, ich weiß nicht, wie das heute ist.