@Kastanienbaum Schon vor Beginn der Coronakrise hatte China massive Probleme wegen des Handelskriegs mit den USA. Dieser hat China hart getroffen, wesentlich härter, als sich die KPCh das anmerken lassen wollte.
Die Coronakrise hat die Situation nicht besser gemacht. Es gibt ein paar Sektoren, die sogar davon profitiert haben, wie z. B. der Onlinehandel mit Verbrauchsgütern (inzwischen gelten die Auslieferungsfahrer der Paketdienste allerdings als Virenschleudern, was dem Boom einen Dämpfer gegeben hat), aber im Großen und Ganzen herrscht Verzweiflung. Ich selbst mache Geschäfte mit China, das ist mein wichtigstes Zielland. Mit aggregierten Statistiken à la IMF beschäftige ich mich dabei kaum, da diese für meine Zwecke wenig aussagekräftig sind, wohl aber mit meinem E-Mail-Posteingang. Darin wimmelt es neuerdings von Bettelbriefen von Vertretern der ärmeren chinesischen Provinzen, ich solle doch bitte dafür sorgen, dass sich deutsche Großunternehmen bei ihnen ansiedeln und tüchtig Steuern zahlen. Würde ich gerne machen, doch leider hat auch auf deutscher Seite eine Rückzugswelle aus China eingesetzt. Mal abgesehen von den Autoherstellern, die in China bleiben müssen, weil ansonsten >100% Importzölle fällig würden und jegliche politische Protektion wegfiele (im Einzugsgebiet eines chinesischen VW-Werks bekommt man z. B. nur eine Taxilizenz, wenn die gesamte Flotte aus VWs besteht), bleibt dort niemand mehr, der nicht unbedingt bleiben muss.
Und unter diesen Umständen soll das BIP um 1% steigen?
No way. Zudem bedeutet es ohnehin, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, wenn man marktwirtschaftlich orientierte Ökonomien mit einer Zentralverwaltungswirtschaft wie China vergleicht, die keine frei konvertierbare Währung hat und sich somit (wenn auch innerhalb gewisser Grenzen) quasi selbst aussuchen kann, wie wohlhabend sie auf dem Papier sein möchte.