@Tussinelda Meiner Ansicht nach? Ja, schon. Silben sind Sekunden und wenn Kugeln um dich einschlagen, sind die erstens schneller als Silben und ich glaube, man hat da durchaus andere Sorgen, als dass man seine Vorgesetzte da irgendwie marginalisieren will. Und wenn der Feind dich mit einer Kugel marginalisiert, dann denkst du dir nicht in der letzten Sekunde: "Du hast das nicht korrekt gegendert!"
Und wenn es im Feld dann ohnehin keine Anwendung erführe, dann bräuchte man es sowieso nicht.
Clausewitz betont den Faktor Zeit. Wer den ersten Stoß setzt, die erste Position erreicht, wer zuerst das Heft des Handelns in der Hand hält, der ist womöglich im strategischen, jedenfalls aber im taktischen Vorteil. Dazu ist eine codierte, schnelle und präzise Kommunikation notwendig.
Wenn die Übermittlung eines Standartbefehls, der drei Mal am Tag erteilt wird, eine Sekunde länger dauert, sind das 3 Sekunden pro Tag je Befehl. Bei 100 Befehlsempfängern sind das 300 Sekunden am Tag, also 5 Minuten. Dauert der Feldzug einen Monat, bist du bei 155 Minuten zusätzlicher Zeit. Das verlangsamt deine Operation. Nur für einen Befehl: "Der erste Zug unter Frau Feldwebelin Eicker halten bis Aufschluss durch Kolonne"
Ich halte es auch nicht für notwendig. Der Soldat erweist durch das soldatische Verhalten seinen Vorgesetzten gegenüber Respekt. Außerdem ist Kameradschaft und Vertrauen ohnehin ein unerlässliches Bindeglied zwischen Mannschaften und Offizierskorps, ohne das keine effektive Führung stattfinden kann.
Soll heißen, wenn diese Änderung dazu führen soll, dass Gleichberechtigung und Respekt vorherrscht, ist sie beim Militär fehl am Platze. Dort sind Respekt und Ehrerbietung an die Dienstgrade, nicht ans Geschlecht geknüpft. Der Soldat als solcher ist geschlechtslos, bis er Zivilist ist, denn im Feld wird er ohne Betrachtung des Geschlechts verwendet.
Gleichberechtigung ist immanent in der Truppe. Gefreiter Frau und Gefreite Mann sind untereinander bereits vollständig gleich gestellt, denn im Militär gibt es idealerweise kein Gefälle innerhalb des Mannschaftsgrades. Gefreiter Frau und Gefreiter Mann sind Feldwebel Männin aber weisungsunterstellt und jede Form der verbalen Gleichberechtigung Makulatur.
Zudem sprechen sich Soldaten der Mannschaftsgrade im Feld mit Namen an.
Wenn jemand vor einer Frau stramm steht, Hacken zusammenschlägt, salutiert und "Jawohl, Frau Oberstleutnant!" blökt, dann nicht, weil ihm nicht gewahr ist, das sein Gegenüber eine Frau ist (denn das sagte er), noch dass er sie nicht respektiert, denn dem widerspricht die Körpersprache.
Zudem widerspricht Individualisierung dem Korpsgeist und wirkt sich zersetzend auf Wehrkraft aus. Jeder Soldat muss das gleiche Leisten können wie sein Nebenmann. Wenn wir jeden individuell betrachten und behandeln, machen wir uns handlungsunfähig. Individualität ist der Tod eines funktionierenden Militärs und jeder Schritt in diese Richtung ein falscher.
Man kann empirisch belegen, dass hoher Korpsgeist und Identifizierung mit der Armee deutlich bessere Soldaten hervorbringt als schlecht organisierte mit niedriger Moral und schlechtem Korpsgeist.
Überdies ist Oberstleutnantin nicht die korrekte Femininform von Leutnant, was das französische Wort für Statthalter, Platzhalter ist. Leutnantesse wäre richtig.