Du hast mir versehentlich den Finger gebrochen, ... Und welche Rolle spielt es für mich und den schmerzenden Finger, ob es Absicht war?
Du siehst da keinen Unterschied? Wer es unabsichtlich getan hat, könnte ein schlechtes Gewissen haben, sich entschuldigen, beim nächsten Mal besser aufpassen und vielleicht die Arztrechnung bezahlen. Wer es absichtlich getan hat, weidet sich vielleicht an deinem Schmerz und nutzt die nächste Gelegenheit, um dich wieder zu verletzen.
Das ist für dich dasselbe? Du würdest spätestens bei der nächsten Begegnung anders denken.
Genauso ist es beim Gebrauch von Worten, die als diskriminierend verstanden werden können: Wer aus Versehen etwas entsprechendes sagt, ist vielleicht betroffen, weil er nicht vorausgesehen hat, dass er jemanden damit verletzen könnte. Dieser achtet möglicherweise beim nächsten Mal von selbst darauf, was er sagt, weil er ein schlechtes Gewissen hat oder sich schämt. Wer es dagegen bewusst sagte, um den anderen zu beleidigen, wird nicht damit aufhören, nur weil er Beleidigte ihm sagt, dass er beleidigt ist. Im Gegenteil! Und solches böswilliges Denken kann man auch durch ein Sprachverbot nicht abstellen, denn man kann auch mit freundlichen Worten verletzend sein.
Natürlich gibt es auch viele Leute, die zwar niemanden direkt beleidigen oder gar diskriminieren wollen, aber trotzdem weiterreden wie bisher, weil sie nur wenig oder gar kein Taktgefühl haben und sich nicht in ihrer Redefreiheit einschränken lassen wollen.
Solche Leute sind in dem Vergleichsbeispiel mit dem gebrochenen Finger aber wohl die Ausnahme; jedenfalls kenne ich niemand, dem es egal ist, wenn er jemandem den Finger gebrochen hat.
Nun zur Gegenseite: Wer als mögliches Opfer weiß, was Diskriminierung ist, der kann gewöhnlich auch unterscheiden, ob eine Äußerung wirklich böse gemeint war, unüberlegt oder ob der Betreffende nur wie ein Elefant im Porzellanladen durch die Gegend streift. Und er wird sich danach richten.