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Nationalismus als Lösung?

210 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: EU, Europa, Brexit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Nationalismus als Lösung?

04.07.2016 um 16:35
@Foss

Keiner will Nationen verbieten...es geht nur darum einen Zusammenhang herzustellen zwischen Staaten, welche eher nationalistisch ausgerichtet sind und Staaten, welche in größeren Staatenbünden sich befinden. Und das kann man im 20. Jahrhundert durchaus feststellen, dass bei den Letzteren die Gefahr der kriegerischen Auseinandersetzungen abnimmt.


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Venom ehemaliges Mitglied

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04.07.2016 um 17:15
Nationalismus ist aber scheiße, weil er radikale oder gar extremistische Ideologie anwendet


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04.07.2016 um 20:01
@canales
Zitat von canalescanales schrieb:Keiner will Nationen verbieten...es geht nur darum einen Zusammenhang herzustellen zwischen Staaten, welche eher nationalistisch ausgerichtet sind und Staaten, welche in größeren Staatenbünden sich befinden. Und das kann man im 20. Jahrhundert durchaus feststellen, dass bei den Letzteren die Gefahr der kriegerischen Auseinandersetzungen abnimmt.
Ist das wirklich so? Kroatien und Serbien waren fast während des gesamten 20. Jhs. sogar in einem Bundesstaat vereint, am Ende haben sie sich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen. Griechenland und Türkei waren beide in der NATO, als sie sich wegen Zypern in die Haare bekamen. Die Schweiz, die keinem Bündnis oder Staatenbund o. ä. angehört, hat dagegen noch nie Krieg geführt. @Foss hat absolut recht, Krieg kommt, wenn es Zeit dafür ist, das hat überhaupt nichts mit irgendwelchen Bündnissen zu tun. Die (west)europäischen Länder haben Mitte des 20. Jhs. nach Jahrzehnten des Krieges nur eingesehen, dass das eben nichts bringt und sie mussten während des Kalten Kriegs schließlich auch gegen die Bedrohung aus dem Ostblock zusammenstehen, das ist alles.

Das einzige probate Mittel gegen Krieg sind eben keine Staatenbünde oder sonstige Konglomerate sondern schlicht und ergreifend, dass man bereit ist, trotz aller noch so erheblichen Meinungsverschiedenheiten normal miteinander zu reden und sich dennoch gegenseitig zu respektieren, sich mit Argumenten zu begegnen und nicht mit Vorhaltungen, Drohungen, Diffamierungen und sonstigen emotionalen Ausbrüchen. Dies scheint allerdings auch hier im Forum nicht immer allen Teilnehmern ganz leicht zu fallen, unabhängig von ihren politischen Ansichten.

Wenn man nun auch noch sieht, welche Häme, Drohungen u. ä. sich aus Brüssel über Großbritannien ergießen, habe ich umso mehr Zweifel, ob dieser tolle und ach so vernünftige Staatenbund EU das ist, was er verspricht mit Vertretern, die sich verhalten wie zickige Teeniegören, die Verrat wittern, wenn jemand mit ihrem Weg nicht mehr einverstanden ist; gleichzeitig ist man offenbar nicht bereit, über die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges überhaupt nur nachzudenken.


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Nationalismus als Lösung?

04.07.2016 um 20:05
@DerKlassiker

Na, Du vergleichst den Jugoslawien-Konflikt mit dem 1. und 2. Weltkrieg...na, das wär genau das was meine These stützt.
Wobei die Konflikte in Jugoslawien bereits während dessen Gründung begannen.


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Realo ehemaliges Mitglied

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05.07.2016 um 00:36
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:Ist das wirklich so? Kroatien und Serbien waren fast während des gesamten 20. Jhs. sogar in einem Bundesstaat vereint, am Ende haben sie sich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen. Griechenland und Türkei waren beide in der NATO, als sie sich wegen Zypern in die Haare bekamen.
Man kann das nicht so leicht übers Knie brechen mit Beispielen und Gegenbeispielen. Der Griechenland-Türkei-Konflikt - wiewohl beide in der Nato, was aber kein Staatenbund ist, sondern eine Verteidigungsgemeinschaft, bei der es sonst keine weiteren Allianzen gibt - hat gleich 3 Ursachen: Rivalität zwischen Staaten um die Vormacht in der Ägäis / am Bosporus, was noch im 19. Jahrhundert automatisch zum Krieg geführt hätte, Rivalität zwischen 2 verschiedenen Ethnien und zwischen 2 verschiedenen Ideologien. Byzanz/Konstantinopel war einstmals oströmisch ("griechisch") und dann als Istanbul osmanisch ("türkisch"). Die Rivalität ist also schon recht alt und war lange Zeit eine symbolische für den Kampf zwischen Morgenland und Abendland. Zwischen Serbien und Kroatien gab es auch schon weit vor dem Jugoslawien als Bundesstaat Erzrivalitäten. Das ist auch ein uralter Konflikt, denn zwischen dne beiden Staaten verlief einst die Grenze zwischen dem katholischen Westrom und dem orthodoxen Ostrom, zwischen lateinischer und kyrillischer Schrift, später dann im Krieg zwischen Faschismus (Kroatien) und Kommunismus (Serbien). Jugoslawien war das Versprechen, diesen Konflikt endlich beizulegen, hatte aber nicht lange genug Kraft und Bestand.
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:Das einzige probate Mittel gegen Krieg sind eben keine Staatenbünde oder sonstige Konglomerate sondern schlicht und ergreifend, dass man bereit ist, trotz aller noch so erheblichen Meinungsverschiedenheiten normal miteinander zu reden und sich dennoch gegenseitig zu respektieren
Das ist zwar menschlich sehr nett und human gedacht, aber Staaten "denken" anders. Man kann diese rivalisierenden Versuche, die Vormachtstellung zu erlangen, nicht durch Kriege oder gutes Zureden überwinden, sondern eher durch einen Staatenbund, sofern die gemeinsamen Interessen die jeweiligen Einzelinteressen übersteigen. Damit sich Serben und Kroaten endlich grün werden, wäre also nur die gemeinsame Mitgliedschaft in der EU ein solcher Bund gegenseitigen Interesses. Aber offenbar hat die EU an Serbien nicht genug Interesse. Da spielen auch noch alte Vorbehalte aus einem Krieg (WK2) und einem fast schon Genozid an den Bosniern (1995) eine lang nachwirkende Rolle.
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:Das einzige probate Mittel gegen Krieg sind eben keine Staatenbünde oder sonstige Konglomerate sondern schlicht und ergreifend, dass man bereit ist, trotz aller noch so erheblichen Meinungsverschiedenheiten normal miteinander zu reden und sich dennoch gegenseitig zu respektieren
Es gibt ínzwischen einige erfrischend neue Ansätze zu einer radikalen Reformation der EU.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/martin-schulz-plan-nach-brexit-warum-die-eu-keine-regierung-bekommt-a-1101241.html
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/brexit-folgen-wie-das-briten-votum-die-grosse-koalition-spaltet-a-1101131.html
Man muss nur wollen, und da scheint ausgerechnet Merkel am stärksten auf der Bremse zu stehen.


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05.07.2016 um 00:46
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:Wenn man nun auch noch sieht, welche Häme, Drohungen u. ä. sich aus Brüssel über Großbritannien ergießen, habe ich umso mehr Zweifel, ob dieser tolle und ach so vernünftige Staatenbund EU das ist, was er verspricht mit Vertretern, die sich verhalten wie zickige Teeniegören, die Verrat wittern, wenn jemand mit ihrem Weg nicht mehr einverstanden ist; gleichzeitig ist man offenbar nicht bereit, über die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges überhaupt nur nachzudenken.
Ich habe das vor einigen Tagen schon geschrieben, die Briten werden diesen Austritt noch bitter bereuen !
Heute hat der UKIP-Spinner Farage seinen Rückzug aus der Politik bekannt gegeben.
Was für eine Witzfigur !


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05.07.2016 um 00:47
@che71
So ist es bei Rechtspopulisten, wenn es ernst wird, Schwanz einziehen, aber vorher grosse Reden schwingen.


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05.07.2016 um 08:52
@DerKlassiker

Je Stärker die gegenseitigen Verknüpfungen desto geringer ein zwischenstaatlicher Krieg. Ist so.

Joguslawien war ja noch eine etwas andere Geschichte wobei man sieht wie die EU hilft das zu überwinden.


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05.07.2016 um 08:55
@Realo
Zitat von RealoRealo schrieb:Das ist zwar menschlich sehr nett und human gedacht, aber Staaten "denken" anders. Man kann diese rivalisierenden Versuche, die Vormachtstellung zu erlangen, nicht durch Kriege oder gutes Zureden überwinden, sondern eher durch einen Staatenbund, sofern die gemeinsamen Interessen die jeweiligen Einzelinteressen übersteigen.
Wieso sollten Staaten anders "denken" als Menschen, sie bestehen doch aus nichts anderem. Vormachtstreben gibt es auch unter Menschen und ob ich eine glückliche Beziehung führe, hängt wohl kaum von einem Ehegelübde ab. Auch kann ich in einer WG leben, es ist aber auch keine Katastrophe, wenn einer der Mitbewohner auszieht und derjenige, der auszieht muss deshalb nicht gleich dumm sein. Man hat geradezu den Eindruck, die EU sei eine Art Fetisch oder eine Sekte, die mit Drohungen reagiert, will ein Mitglied die Veranstaltung verlassen. Wie ein Staat seine Beziehungen zu anderen Staaten gestaltet, hängt auch von seiner Mentalität ab, die zu großen Anteilen aus der Mentalität seiner Bevölkerung besteht. Frankreich und Deutschland sind beides Länder, in denen Vernunft einen hohen Stellenwert genießt, deshalb fanden sie es wohl nach einem Jahrhundert andauernder Konflikte und Kriege irgendwann ziemlich unvernünftig, ihre nachbarschaftliche Beziehung auf so unselige Art und Weise weiterzuführen und erkannten dabei, dass sie aufgrund ähnlicher Wertstellungen doch ganz gut miteinander klarkommen. So ist es trotz aller Unstimmigkeiten eher unwahrscheinlich, dass die beiden Staaten in absehbarer Zeit wieder Krieg gegeneinander führen, ungeachtet des kleinen, rund zweistündigen "Kriegsersatzes" mit Ball am Donnerstagabend versteht sich :)
Zitat von RealoRealo schrieb:Das ist auch ein uralter Konflikt, denn zwischen dne beiden Staaten verlief einst die Grenze zwischen dem katholischen Westrom und dem orthodoxen Ostrom, zwischen lateinischer und kyrillischer Schrift, später dann im Krieg zwischen Faschismus (Kroatien) und Kommunismus (Serbien). Jugoslawien war das Versprechen, diesen Konflikt endlich beizulegen, hatte aber nicht lange genug Kraft und Bestand.
Im Grunde beschreibst Du doch selbst, dass es da Gegensätze gibt, die sich nicht so einfach aufbrechen lassen und dass selbst irgendwelche gemeinsamen Bündnisse, seien die nun militärischer, wirtschaftlicher oder politischer Natur diese Gegensätze offenbar nicht einebnen können. Und wie lange muss man denn Deiner Meinung nach in einer unglücklichen Beziehung leben, bis es funktioniert? Wenn es nicht funktioniert, ist es doch berechtigt, sich zu trennen. Nach meinem Geschmack am besten ohne anschließenden Rosenkrieg. Jugoslawien hat im Übrigen schon seit 1918 als "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen" bestanden. Wären diese 70 Jahre nicht lang genug gewesen?
Zitat von RealoRealo schrieb:Es gibt ínzwischen einige erfrischend neue Ansätze zu einer radikalen Reformation der EU.
Schulzens Forderung nach einer "europäischen Regierung" habe ich selbstverständlich auch bereits vernommen. "Erfrischend und neu" sind diese Ansätze m. E. allerdings nicht, eher etwas betriebsblind, da sie wie immer ausschließlich in eine Richtung gehen, nämlich in die der Totalvereinigung. Diese scheint aber gerade nicht zu funktionieren und ist auch immer weniger vermittelbar. Wie die anderen Ansätze zu bewerten sind, lasse ich mal außen vor, das Problem ist allerdings immer, dass man hier auf Biegen und Brechen eine Vereinigung letztendlich nur um der Vereinigung willen herbeiführen will.
Zitat von RealoRealo schrieb:Man muss nur wollen, und da scheint ausgerechnet Merkel am stärksten auf der Bremse zu stehen.
Richtig, Merkel ist immer schuld ;)


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05.07.2016 um 09:48
@Fedaykin
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Je Stärker die gegenseitigen Verknüpfungen desto geringer ein zwischenstaatlicher Krieg. Ist so.
Das leuchtet bei Faktenlage nicht unbedingt ein.
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Joguslawien war ja noch eine etwas andere Geschichte wobei man sieht wie die EU hilft das zu überwinden.
Ja, genau. Was nicht passt, ist dann halt "eine andere Geschichte". Wieso? Möglicherweise sind Kroaten und Serben, das lässt die geografische Lage vermuten, etwas heißblütiger als Dänen und Schweden oder Engländer und Schotten, was möglicherweise auf das entsprechende "Konfliktmanagement" Auswirkungen haben könnte. Ich verweise in diesem Zusammenhang nochmals auf die aus meiner Sicht recht klugen Beiträge von @Foss hier in diesem Thread. Kriege entstehen letztendlich, weil die Konfliktparteien dazu bereit sind, nichts ist sakrosankt und auf Unendlichkeit angelegt, auch wenn das den jeweiligen Zeitgenossen oft so erscheinen mag und entsprechende Bündnisse können höchstens zeitweise den Deckel auf Konflikte legen.

Dass die EU maßgeblich zur Überwindung des Balkankonfliktes beiträgt, halte ich für ein Gerücht. Der Balkankrieg wurde 1995 übrigens unter Vermittlung der USA (Abkommen von Dayton) beendet, die EU war da eher Randfigur, der nur pro forma eine Rolle zugeschanzt wurde. Zudem muss man bedenken, dass auch hier Russland als Player auftritt.

Was ist z. B. mit Kosovo? Serbien wird die Existenz dieses Staates wohl niemals akzeptieren. Die EU erkennt die Eigenständigkeit Kosovos an, wobei sich die Mitgliedstaaten auch hier uneins sind. Neben dem notorischen Griechenland scheren auch Spanien und die Slowakei von der offiziellen EU-Linie aus.


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Realo ehemaliges Mitglied

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Nationalismus als Lösung?

05.07.2016 um 11:20
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:Frankreich und Deutschland sind beides Länder, in denen Vernunft einen hohen Stellenwert genießt
Daher ja auch die blutigen Kriege im 19. Jh.
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:deshalb fanden sie es wohl nach einem Jahrhundert andauernder Konflikte und Kriege irgendwann ziemlich unvernünftig, ihre nachbarschaftliche Beziehung auf so unselige Art und Weise weiterzuführen
Hm, ich dachte bisher immer, Deutschland hätte aus WK1 nicht gelernt und daher einen Revanchekrieg angezettelt, der sich nach Polen zunächst mal als erstes gegen Frankreich ganz speziell richtete, um den Vertrag von Versailles rückgängig zu machen. Ich weiß nicht, was das mit Vernunft zu tun hat. Nach WK2 war Deutschland "tot", zerstört und zerlegt in diverse Einzelteile, womit das Thema Nationalismus sich politisch erledigt hatte, leider nicht in den Köpfen einiger unverbesserlicher Nationalisten, die auch heute wieder groß die Klappe aufreißen. Immerhin ist Deutschland eingehegt, wegen dem es in erster Linie die EU überhaupt gab und gibt. Von daher ist schon die Fragestellung "Nationalismus als Lösung?" absurd.
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:Im Grunde beschreibst Du doch selbst, dass es da Gegensätze gibt, die sich nicht so einfach aufbrechen lassen und dass selbst irgendwelche gemeinsamen Bündnisse, seien die nun militärischer, wirtschaftlicher oder politischer Natur diese Gegensätze offenbar nicht einebnen können.
Nein, das habe ich nicht geschrieben, sondern vielmehr, dass sich der Konflikt wohl nur durch die beidseitige Mitgliedschaft in der EU endgültig aufheben und "natürlich" lösen lässt. Staatenbunde sind, wie du selbst schreibst, das beste Kriegsverhinderungsmittel, und ich füge noch hinzu, in dessen Verlauf auch die nationalistische Denkweise sich mäßigt und eine erweiterte Perspektive, die beide mit einschließt, zulässt. Das ist allerdings ein langwieriger Prozess, denn wir stellen gerade am Brexit fest, dass das europäische Bewusstsein noch längst nicht so weit ist wie die Staatenunion an sich. Aber allemal besser als voll souveräne, isolierte Einzelstaaten.
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb: das Problem ist allerdings immer, dass man hier auf Biegen und Brechen eine Vereinigung letztendlich nur um der Vereinigung willen herbeiführen will.
Die Konsequenzen bei einem Scheitern deuten sich ja bereits mit dem Brexit an, zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht. Bei einem tatsächlichen Brexit dürfte sich Großbritannien, zumindest England und Wales, aber auch mental noch weiter von Kontinentaleuropa entfernen und eine größere Nähe zu den USA und Kanada suchen.

Das Problem mit Europa ist aus meiner Sicht ein ganz anders: Dass es zu lange und zu ausschließlich als reine Wirtschafts- und Währungsunion ausgelegt war und die europäische Idee eines frpedlichen, supranationalen Kontinents dabei zu kurz kam. Erst im Verlauf dieses Prozesses waren es gerade die Grünen Cohn-Bendit und der damalige Außenminister Fischer, die dieses Manko erkannten und ein Europa mit einem gemeinsamen starken Parlament und einer gemeinsamen Verfassung forderten, um einen richtigen Staatenbund voranzubringen, den mehr eint als allein der wirtschaftliche Vorteil. Schließlich ist Europa auch ein "Kulturraum". Es fehlte permanent die emotionale Komponente, eben die Erkenntnis, dass es mehr gibt als nur Abwesenheit von Krieg. Die leider nur vorübergehend gefallenen Grenzen innerhalb des Schengen-Raums ließen immerhin erahnen, wohin die Reise hätte gehen können. Nun ist man aufgrund der unsäglichen Flüchtlingspolitik, des Streits um die Krümmung von Gurken, Bananen und Möhren und des drohenden Brexits zu der Erkenntnis gekommen, dass man Europa als Idee im Prozess der Vereinigung falsch konzipiert und vergessen hatte, "das Volk mitzunehmen". Der zunehmende Rechtspopulismus in Europa ist das dunkle Kind dieses falschen, undemokratischen Prozesses.

Daher sollte man aus meiner Sicht JETZT anfangen, ein Europa der zwei Geschwindigkeiten zu bauen, eben das Kerneuropa der einstigen 6 Gründerstaaten, erweitert evtl. um Österreich, falls die ihr FPÖ-Problem rechtzeitig lösen können, und einem umfassenderen Europa der anderen 22 Staaten, die gerne auch wieder nationale Eigenwährungen einführen können, die aber auch dem Kerneuropa beitrten können, wenn sie den echten Wunsch dazu haben und bereit sind auch die verantwortung mit zu tragen.
Je Stärker die gegenseitigen Verknüpfungen desto geringer ein zwischenstaatlicher Krieg. Ist so.

Das leuchtet bei Faktenlage nicht unbedingt ein.
Ich bin ja selten mit Fedaykin mal einer Meinung, aber hier ist mir tatsächlich das Hemd näher als der Schuh, ums mal abgewandelt zu sagen.
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb: Möglicherweise sind Kroaten und Serben, das lässt die geografische Lage vermuten, etwas heißblütiger als Dänen und Schweden oder Engländer und Schotten, was möglicherweise auf das entsprechende "Konfliktmanagement" Auswirkungen haben könnte.
Du meinst, je dichter am Äquator, umso heißblütiger die Bevölkerung. Das ist ja fast schon... na ich sags lieber nicht. Zeigt mir aber, dass du im politischen und sozialen Denken noch etwas unreif bist. Es hat wie gesagt nichts mit der Bluttemperatur zu tun, sondern mit einer Jahrtausende alten Geschichte, und da braucht es mehr als ein paar Jahre, um diese Mentalitäten zumindest was den nationalistisch-revanchistischen Aspekt angeht, zu überwinden. Das ist ein sehr schwerer Lernprozess, frag mal Anonymus.
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:Dass die EU maßgeblich zur Überwindung des Balkankonfliktes beiträgt, halte ich für ein Gerücht. Der Balkankrieg wurde 1995 übrigens unter Vermittlung der USA (Abkommen von Dayton) beendet, die EU war da eher Randfigur
Auch da spielten leider noch relativ nationalistische Gedankengänge eine Rolle, sonst hätte sich Deutschland nicht "aus historischen Gründen" ungefragt, ungebeten und vorschnell auf die Seite Kroatiens gestellt, worüber Frankreich, England und die USA überhaupt nicht amüsiert waren. Aber inzwischen sind wir >20 Jahre weiter und der 2. Weltkrieg liegt um eben dieselbe Distanz ebenfalls weiter zurück, und Merkel ist weniger nationalistisch als Kohl.
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:Was ist z. B. mit Kosovo?
Spätestens wenn der ganze Balkan in der EU ist, erübrigt sich diese Frage von selbst. Bis dahin: Auch Serben und Kosovaren lernen dazu, es ist inzwischen eine neue Generation, die nachgewachsen ist. Man muss nicht dauernd die Fehler der Vorfahren erneut wiederholen.


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05.07.2016 um 13:39
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Je Stärker die gegenseitigen Verknüpfungen desto geringer ein zwischenstaatlicher Krieg. Ist so.
Klar, aber genau so kann man argumentieren, wenn jeder sich lieb hat, gibt es keinen Streit. Und manchmal führt schon der Versuch, Verknüpfungen zu vertiefen, zu Streit, bzw. zu Abwehrreaktionen, wenn man das Gefühl hat, fremdbestimmt zu werden. (Bsp: EU)


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Nationalismus als Lösung?

05.07.2016 um 13:45
Zitat von FlatterwesenFlatterwesen schrieb:So ist es bei Rechtspopulisten, wenn es ernst wird, Schwanz einziehen, aber vorher grosse Reden schwingen.
Sicherlich nicht! Wenn alle Rechtsextremen so wären wie du behauptest, wäre es gar nicht zum 2. Weltkrieg gekommen. Und wie sieht es mit denen von PEGIDA aus?
http://www.focus.de/politik/deutschland/tatjana-festerling-ehemalige-pegida-frontfrau-patrouilliert-mit-bulgarischer-buergerwehr_id_5689871.html
Ehemalige Pegida-Frontfrau patrouilliert mit bulgarischer Bürgerwehr
Die tut auch was und labert nicht nur rum. Ist das denn gut so?


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05.07.2016 um 13:53
Zitat von FossFoss schrieb:Klar, aber genau so kann man argumentieren, wenn jeder sich lieb hat, gibt es keinen Streit. Und manchmal führt schon der Versuch, Verknüpfungen zu vertiefen, zu Streit, bzw. zu Abwehrreaktionen, wenn man das Gefühl hat, fremdbestimmt zu werden. (Bsp: EU)
Mit Betonung auf "Das Gefühl hat". Nationalkonservative und neurechte zeichnen sich durch fast schon esoterisch anmutende Meinungsbildung aus (was in Bezug auf gemeinsame Schnittmengen sogar Sinn macht).


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05.07.2016 um 14:02
@Foss

Ist ja immer die Frage wie man sich als Europäer von den Europäern fremd bestimmt fühlt...

Das gab es m.W. zuletzt bezüglich der Bayern und der deutschen Republik nach dem WK1.


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Nationalismus als Lösung?

05.07.2016 um 14:03
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:Das leuchtet bei Faktenlage nicht unbedingt ein.
Aber sicher tut es das von der Logik. Je mehr man voneinander Abhängig ist desto weniger Sinn und Nutzen macht ein Krieg weil man sich nur selber ins Fleisch schneidet.
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:a, genau. Was nicht passt, ist dann halt "eine andere Geschichte". Wieso? Möglicherweise sind Kroaten und Serben, das lässt die geografische Lage vermuten, etwas heißblütiger als Dänen und Schweden oder Engländer und Schotten, was möglicherweise auf das entsprechende "Konfliktmanagement" Auswirkungen haben könnte.
Da hatten wir einen Bürgerkrieg. Wir hatten einen Staat der unter einem Dikator geschweißt wurde und die Einwohner gemäß Etnischer Herkunft unterschiedlich behandelt hat.
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:Kriege entstehen letztendlich, weil die Konfliktparteien dazu bereit sind, nichts ist sakrosankt und auf Unendlichkeit angelegt, auch wenn das den jeweiligen Zeitgenossen oft so erscheinen mag und entsprechende Bündnisse können höchstens zeitweise den Deckel auf Konflikte legen.
Konflikte gibt es Immer. KRieg ist nur ein Werkzeug der Politik bzgl Konflikt und Interessendurchsetzung

Allerdings ändern sich eben die Umweltbedingungen und damit auch die Wahl der Werkzeuge.

Denn das Ziel eines Krieges ist es immer einen besseren Frieden zu erreichen wenn auch mininmal nur für sich selbst.
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:ass die EU maßgeblich zur Überwindung des Balkankonfliktes beiträgt, halte ich für ein Gerücht. Der Balkankrieg wurde 1995 übrigens unter Vermittlung der USA (Abkommen von Dayton) beendet, die EU war da eher Randfigur, der nur pro forma eine Rolle zugeschanzt wurde. Zudem muss man bedenken, dass auch hier Russland als Player auftritt.
Ja, überwindung. Denn schaue mal nach welche Länder in der EU sind und welche von den Balkan Ländern dazukommen.

Es geht schlichtweg darum das der Konflikt überwunden wird und nicht wieder eine neue Erbfeindschaft entsteht.

Btw 1995 war die Sache noch gar nicht gegessen, sondern erst mit dem Ende des Kosovokrieges.


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Nationalismus als Lösung?

05.07.2016 um 14:13
Zitat von FossFoss schrieb:lar, aber genau so kann man argumentieren, wenn jeder sich lieb hat, gibt es keinen Streit. Und manchmal führt schon der Versuch, Verknüpfungen zu vertiefen, zu Streit, bzw. zu Abwehrreaktionen, wenn man das Gefühl hat, fremdbestimmt zu werden. (
Geht so, denn man sieht ja das es so Eindeutig gar nicht ist. Aber das ist letzendlich einem Alten Denken des Nationalismus geschuldet, diese ABwehrreaktion.

Denn bislang überwiegen die Nachteile von solch einem Verhalten. Noch ist es realistisch in einer immer weiter Globalisierten Welt.

Und die lässt sich nicht so ohne weiteres Rückgängig machen, so wenig wie die Industrielle Revolution.


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Nationalismus als Lösung?

05.07.2016 um 14:20
No borders, no nation

Nationalismus führt immer nur zur Abgrenzung, in einer globalisierten Welt wie heute kann eine Nation abgegrenzt nicht überleben, außer man heisst Nordkorea und lässt seine Bevölkerung verhungern.

Was Abgrenzung bringt sieht man am Brexit, Investoren werden abgeschreckt und die Firmen ziehen um, dadurch gehen weitere Arbeitsplätze verloren und die Wirtschaft stagniert bzw. versinkt in einer Rezession.

Nationalismus ist mMn etwas für geistes-schwache Menschen die unbedingt ein nationales Gemeinschaftsgefühl brauchen, da sie selber nicht in der Lage sind sich in dieser Welt zurechtzufinden. Angst und Indoktrinierung tun dabei ihr übriges.

Die Welt kann nicht so fortbestehen und es nicht weiter zulassen, dass Staaten sich immer mehr abgrenzen. Der imo einzig richtige Schluss ist es das die Nationen ihre Kompetenzen an die UNO abgeben und so ihre Souveränität einbüßen. Die Generalversammlung der UNO sollte wie ein richtiges Parlament regional gewählt werden mit einem demokratisch gewähltem Kanzler oder Präsidenten. Natürlich bedarf es da noch div. Institutionen die einen Lobbyismus und eine Kontrolle durch die Konzerne verhindert.

Nur so ist mMn eine friedliche und miteinander lebende Gemeinschaft möglich, die sich nicht länger wegen jeder Kleinigkeit gegenseitig blockiert.

:merle:


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05.07.2016 um 14:23
Die UNO ist in der jetzigen Form völlig Ungeeignet.

Allein schon weil noch massig Dikaturen und co dort drin sind.


Man sollte die UN nicht als eine Art Weltparlament sehen, es ist eher ein Debattierclub.


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05.07.2016 um 14:26
@Fedaykin
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Die UNO ist in der jetzigen Form völlig Ungeeignet.

Allein schon weil noch massig Dikaturen und co dort drin sind.
Und genau deswegen habe ich ja geschrieben, was sich in der UNO ändern sollte.

Habe ja nicht gesagt das die UNO (der wir u.a. den Völkermord in Ruanda zu verdanken haben) wie sie ist der "Heilsbringer" ist


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