@miauz Buchhändler entscheiden sich als Geschäftsleute, welche Bücher sie verkaufen möchten.
Facebook lebt nicht vom Verkauf der geschriebenen Postings oder Kommentare, sondern von Klickzahlen. Das ist, als würde der Buchhändler davon leben, wie viele Schritte die Kunden in seinem Geschäft machen, welche Bücher sie anfassen und wie lange sie verweilen - egal was sie dann kaufen.
Er würde dann damit Geld einnehmen, dass überall im Laden Werbung für allerhand andere Waren herumsteht und aus jedem Buch fällt, das Du anfasst.
Bücher sind aber
werbefrei (außer dass Produkte des eigenen Verlages sehr dezent beworben werden), sie finanzieren sich nur durch den Verkauf. Damit hätten wir einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Buch und Facebook oder Zeitung.
Anders herum entscheidet der Kunde im Buchladen, was er kaufen möchte: Ein Buch von Grass, eines von Broder oder eins von Pirincci? Oder lieber ein Kinderbuch?
Da stehen keine Leserbriefe drin, in denen der Autor niedergemacht wird, seine Familie bedroht, seinen Fans die Staatsbürgerschaft aberkannt wird.
Bei Facebook ist das ziemlich anders, genauso wie bei Online-Zeitschriften oder Allmy. Abgesehen davon, dass man sich immer noch entscheiden kann, dieses Medium zu nutzen oder nicht, denn noch kann man ohne den ganzen Kram leben.
Möchte man aber nicht, und dann tun sich die Probleme auf: Man liest überall irgend welchen Mist, den man gar nicht lesen möchte. Leute, die dort was veröffentlichen, werden beschimpft, bedroht und beleidigt, und so weiter. Genauso bei youtube.
Um Nippelbilder zu entfernen, beschäftigt man aber genug Leute... und das macht es so ärgerlich.
Der heise-Artikel moniert vor allem, dass das Gesetz insgesamt unreif ist - nicht den Hintergrund der Initiative.
Die Süddeutsche lässt mich trotz ausgeschaltetem Adblocker nicht lesen, aber ich kenne die Argumente gegen die "Zensur"... ich halte den gesetzentwurf auch für Unsinn, aber ich bin nunmal Moderator und mit der Materie ständig beschäftigt und glaube daher, dass es nötig und auch rechtens ist, wenn Beiträge, die jemand als beleidigend, rassistisch oder anders nachvollziehbar gesetzwidrig empfindet, gelöscht werden. Man kann die Betreiber aber nicht verpflichten, für jeden einzelnen Kommentar gerade zu stehen, dann sind sie mit einem Bein ständig im Gerichtssaal.
Traurig ist auch, wenn nur noch nach Kontrolle veröffentlicht wird wie bei vielen Online-Magazinen, was eine Diskussion unmöglich macht.
Wenn aber andere User Fake News, die auf Verleumdung hinauslaufen, oder anders rechtswidrige Seiten oder Kommentare der Moderation melden, dann sollte man reagieren... zeitnah. Dazu könnte man die Betreiber verpflichten (und wie man sieht, muss das gar nicht teuer sein.
;) ).
Es geht also insgesamt nicht um "Zensur", die flächendeckend, einheitlich und verpflichtend für alle Medien gelten müsste, sondern es ginge um ein Mindestmaß an Selbstkontrolle und Verhinderung von Straftaten. Das kann man den Betreibern zumuten.