@Negev Hi. Ich kenne ja deine nähere Situation nicht und habe primär nur die letzten paar Posts dazu gelesen. Kurzum wird das hier quasi längere Version von
@Sbl2300's "Nicht aufgeben".
Aber als jemand der auch eine Weile Suchender war, kann ich persönlich nur (vereinfacht) sagen:
Nicht aufgeben, nie aufgeben, immer weitermachen - aber auch immer selbstkritisch sein und versuchen, sich, soweit möglich, in die andere Rolle reinzuversetzen und sich selbst kritisch zu betrachten, von den Fähigkeiten her, den Anschreiben wie auch den Qualifikationen her.
Und dann natürlich eben schauen, wie man das Unternehmen kontaktiert, was man anbietet, wie genau man sich verkauft. Und eben auch bei Absagen nicht auf Dauer aufgeben.
Das alles mag leichter geschrieben sein als getan, aber im Umkehrschluss frage ich:
Was ist die Alternative? Sich hinlegen und aufgeben?Von Nichts kommt meistens Nichts. Ich hab auch eine Weile gebraucht, hatte viele Absagen bekommen, durfte, da relativ jung, in Maßnahmen die teilweise hilfreich, oft irgendwo sinnlos oder mäßig effektiv waren. Ich hatte von vornherein schon eine Arschkarte oder mehrere durch Schicksalsschläge im Leben, die sich eben auf manche Schulnoten ausgewirkt haben und der Durchschnitt runtergezogen wurde. Das kann auch gute (im Sinne von nachvollziehbare, erklärbare, entschuldbare) Gründe haben nur sieht das ein Personaler der vorsortiert oder aussortiert nicht unbedingt.
Wenn solche "Nachteile" bestehen muss ich versuchen in anderen Bereichen auszugleichen und interessant(er) zu wirken. Oder klein anzufangen (Praktikum, ggf. etwas niedriger in der Gehaltsvorstellung), auch wenn das Scheiße sein kann, aber im Zweifel nun mal der Fuß in der Tür sein kann.
Wichtig ist, die positive Grundeinstellung zu behalten: "Ich will auch bei Absagen oder Fehlschlägen weitermachen".
Dann muss es irgendwann klappen. Oder man erwägt, sich umzuorientieren oder höhere Qualifikationen oder Abschlüsse zu erlangen. Je nach schulischem Abschluss stehen einem schon so manche oder viele Türen und Tore theoretisch offen.
--------------------------------
Mein grundlegendes Fazit nach insgesamt ca. 2,5 Jahren an H4 in jungen Jahren ist:Es ist anfangs sicherlich nett oder "bequem" wenn man den Tag für sich hat und mit dem Geld auch auskommt. Ich bin nach der Schule in eine Orientierungsphase wo ich erst ein Studium erwägt habe, dann aber doch eine Ausbildung / Arbeit angepeilt habe weil mich die erwägten Bereiche dann nicht angesprochen haben. Da es aufgrund gewisser Handicaps schwieriger war gegen andere zu bestehen, hat mich das eben Zeit gekostet, wo andere relativ schnell unterkommen. Blöd angestellt habe ich mich nicht unbedingt, das Feedback in Schulungen / Maßnahmen war eigentlich immer gut, was Anschreiben und Co. anging. Ergo mutmaße ich, dass es an den "Handicaps" lag.
Die Freizeit war am Anfang schon praktisch, wenn man eben, ganz gleich wie das Hobby aussehen mag, den Tag für sich hat und somit auch den Fokus auf Hobbies legen kann. Aber irgendwann wird die Nacht zum Tage und, mein Eindruck, man "verlottert" irgendwie. Ich sehe das auch bei anderen die H4 beziehen und lange bezogen haben. Man denkt immer der ganze Kram auf RTL usw. ist scripted reality und überzogen, was ja meistens auch so ist, aber manches in der Realität kommt schon echt nah dran. Ich will kein Stigma oder Klischee beschwören und es gibt solche und solche, aber auf lange Sicht ist H4 vermutlich einfach "ungesund", physisch wie mental, je nach Lebensstil und Charakter. Man wird finanziell auch immer irgendwo eingegrenzt sein. Ich war auch noch relativ jung, was ich immer noch bin, auch wenn das schon wieder 8 Jahre oder so her ist. Ich wollte was machen. Ich hatte gemäß natürlicher oder durchschnittlicher Lebenserwartung JAHRZEHNTE vor mir und wollte nicht "abgammeln" oder von Maßnahme zu Maßnahme und Termin zu Termin tingeln, auch wenn ich mich nebenher immer wieder beworben habe. Das habe ich eben genau deswegen gemacht, und nicht aufgegeben, um genau dieses "Leben" zu vermeiden. Und es hat sich ausgezahlt.
Ca. 2,5 Jahre (insgesamt) war ich da drin und bin froh, Mitte des Jahrzehnts einen guten Job gefunden zu haben, der mich auch irgendwo anspricht und nicht nur "Zwang" ist, was ja auch nicht jeder in diesen Tagen behaupten kann. Aber es war ein mitunter nerviger oder teilweise steiniger Weg. Zurück in H4 will ich nicht, es sei denn es kommt halt so weil der Job weg ist. Will sagen: Ich sehne mich jetzt, wo ich auch finanziell bessere Möglichkeiten habe, nicht mehr zurück dorthin, auch wenn natürlich die Freizeit begrenzter ist.
--------------------------------
Wieso schreibe ich das alles?Ich hoffe, dass diese Zeilen den einen oder anderen der hier (still) mitliest und in einer entsprechenden Lage ist motivieren oder sonst wie "beflügeln", nicht aufzugeben, ggf. den eigenen Lebensweg zu überdenken, sich umzuorientieren, an den Qualifikationen usw. zu arbeiten, und eben dranzubleiben und sich nicht "hinzulegen", also aufzugeben.
Es gibt auch Leute, die kommen prima mit H4 und wollen das. Für mich war das aber nichts, als relativ junge Person die noch was machen wollte. Ich wollte auch anderen nicht ohne irgendwelche Gegenleistungen auf der Tasche liegen.
Ich weiß nicht ob das System "Hartz 4" schlecht ist oder nicht, beziehungsweise ich hab nie groß mit anderen darüber debattiert. Ich war zumindest froh, die Zeit zu haben, mich auf Bewerbungen und Arbeitssuche zu konzentrieren ohne auf der Straße hocken zu müssen oder aufs Feld geschickt zu werden. Andere Länder haben den Luxus nicht. Perfekt ist es sicherlich nicht - was ist schon perfekt? Es hat mir geholfen die relevante Zeit zu überbrücken.
Aber es wird auch ausgenutzt oder ist in gewissen Fällen ineffektiv um die Leute zur Selbstmotivation zu bringen, wenn diese abhandengekommen ist. Wenn ich scherzhafte Bemerkungen über "Hart 4, der Tag gehört dir!" von Leuten höre die es kriegen und zwischen den Zeilen nicht mehr ganz so scherzhaft meinen, sondern eher ernst, denke ich mir auch, wie lange das gutgehen soll oder ob das fair ist. Einzeln ja, in der Masse wirds schwierig. Ich argumentiere hier nicht mit Klischees aus "Pseudodokus", Halbwissen, etc. sondern habe ja eine Weile selbst immer wieder mal mit anderen H4-Empfängern zutun gehabt wie auch immer wieder mal mit den Sachbearbeitern oder Dozenten gesprochen, wie sie andere so einschätzen.
Es ist also was dran.
Vielleicht erreichen wir irgendwann einen Punkt, wo viele so etwas nicht mehr brauchen, weil einfach vorher schon die Weichen so gestellt werden, dass man es nicht oder nur noch in Ausnahmefällen braucht. Ich denke dann hätte man gesellschaftlich auch einen Mehrwert, als den "Flickenteppich" oder eben "Hartz 4", was in Teilen ja schon zum Stigma verkommen ist, ob berechtigt oder nicht. Das sollte so eigentlich nicht sein.
Okay, genug Text fürs Erste.