Benimmregeln für Flüchtlinge

Vor kurzem schrieb der Bürgermeister der Gemeinde Hardheim in Baden-Württemberg einen ,,Willkommensbrief" an Asylbewerber, die in seiner Gemeinde und der Umgebung untergebracht werden sollten.

Neben einem freundlichen Gruß enthält der betreffende Brief eine Reihe von ,,Benimmregeln", von Aufklärungen über einige Zustände und Verhaltensweisen in Deutschland im Alltagsleben.

Mit großem Bohei wurde sich von der überregionalen Presse draufgestürzt und es gab viel Geheule, das sei unsensibel, von oben herab, beleidigend etc. - aber war es das wirklich?
Oder sind die Regeln in Wahrheit begründet und nachvollziehbar? Dies soll in diesem Thread geklärt werden, ebenso soll es um mögliche andere Regeln gehen, die Neuankömmlingen in der deutschen Gesellschaft, ob nun für kürzere oder längere Zeit, Anhaltspunkte geben, was die Deutschen von ihnen erwarten und wie sie sich verhalten sollen.

Grundsätzlich bin ich übrigens der Ansicht, dass solche Regeln bezüglich des alltäglichen Lebens und Zusammenlebens und ihre frühzeitige Vermittlung sehr viel zu erfolgreicher Integration und Abbau von Vorurteilen beitragen!

Im Gegensatz dazu halte ich es für schädlich, einfach nur zu denken, dass das Zusammenleben schon von selbst funktioniert und alle Menschen, gleich welcher Hintergründe, auf einer Wellenlänge liegen.

Da der Brief aus Hardheim leider mittlerweile gelöscht wurde, erlaube ich mir hier mal, von einemm Screenshot abzuschreiben :D

Liebe fremde Frau, lieber fremder Mann!

Willkommen in Deuschland, willkommen in Hardheim. Viele von Ihnen haben Schreckliches durchgemacht. Krieg, Lebensgefahr, eine gefährliche Flucht durch die halbe Welt.

Das ist nun vorbei. Sie sind jetzt in Deutschland.

Deutschland ist ein friedliches Land. Nun liegt es an Ihnen, dass Sie nicht fremd bleiben in unserem Land, sondern ein Zusammenleben zwischen Flüchtlingen und Einwohnern erleichtert wird.

Eine Bitte zu Beginn: Lernen Sie so schnell wie möglich die deutsche Sprache, damit wir uns verständigen können und auch Sie Ihre Bedürfnisse zum Ausdruck bringen können.

In Deutschland leben die Menschen mit vielen Freiheiten nebeneinander und miteinander:

Es gilt Religionsfreiheit für alle.

Frauen dürfen ein selbstbestimmtes Leben führen und haben dieselben Rechte, wie die Männer. Man behandelt Frauen mit Respekt.

In Deutschland respektiert man das Eigentum der anderen.
Man betritt kein Privatgrundstück, keine Gärten, Scheunen und andere Gebäude und erntet auch kein Obst und Gemüse, das einem nicht gehört.

Deutschland ist ein sauberes Land und das soll es auch bleiben!
Den Müll und Abfall entsorgt man in dafür vorgesehenen Mülltonnen oder Abfalleimer.
Wenn man unterwegs ist, nimmt man seinen Müll mit zum nächsten Mülleimer und wirft ihn nicht einfach weg.

In Deutschland bezahlt man erst die Ware im Supermarkt, bevor man sie öffnet.

In Deutschland wird das Wasser zum Kochen, Waschen, Putzen verwendet.
Auch wird es hier für die Toilettenspülungen benutzt.
Es gibt bei uns öffentliche Toiletten, die für jeden zugänglich sind.
Wenn man solche Toiletten benutzt, ist es hier zu Lande üblich, diese sauber zu hinterlassen.

In Deutschland gilt ab 22:00 Uhr die Nachtruhe. Nach 22:00 Uhr verhält man sich dementsprechend ruhig, um seine Mitmenschen nicht zu stören.

Auch für Fahrradfahrer gibt es bei uns Regeln, um selbst sicher zu fahren, aber auch keine anderen zu gefährden. (Nicht auf Gehwegen fahren, nicht zu dritt ein Rad benutzen, kaputte Bremsen reparieren und nicht mit den Füßen bremsen).

Fußgänger benutzen bei uns die Fußwege oder gehen, wenn keiner vorhanden, hintereinander am Straßenrand, nicht auf der Straße und schon gar nicht nebeneinander.

Unsere Notdurft verrichten wir ausschließlich auf Toiletten, nicht in Gärten und Parks, auch nicht an Hecken und hinter Büschen.

Mädchen und junge Frauen fühlen sich durch Ansprache und Erbitten von Handy-Nr. und facebook-Kontakt belästigt. Bitte dieses deshalb nicht tun!

Auch, wenn die Situation für Sie und auch für uns sehr beengt und nicht einfach ist, möchten wir Sie daran erinnern, dass wir sie hier bedingungslos aufgenommen haben.

Wir bitten Sie deshalb, diese Aufnahme wert zu schätzen und diese Regeln zu beachten, dann wird ein gemeinsames Miteinander für alle möglich sein.

@Kc

Eine schwierige Sache. Einerseits kann so ein Schreiben tatsächlich beleidigend sein, v.A. wenn man diese Regeln ("bitte IN das Klo kacken") ohnehin schon kennt oder umsetzt.

Andererseits wird der Bürgermeister seine Erfahrungen gemacht haben, weswegen es offenbar notwendig ist, den Neuangekommenen diese Regeln zu erklären (z.B. die Nachtruhe).

Fraglich ist hingegen, ob dieses Schreiben überhaupt etwas nützen wird. Etliche von denen, die seit Jahren oder Jahrzehnten hier sind, leben immer noch nach traditionellen Verhaltensweisen, die sie aus ihrer Heimat kennen.

Also es kann ja durchaus sinnvoll sein, auf die Nachtruhe oder Gesetzesinhalte aufmerksam zu machen aber das

Man behandelt Frauen mit Respekt.

In Deutschland respektiert man das Eigentum der anderen.

Deutschland ist ein sauberes Land und das soll es auch bleiben!

In Deutschland bezahlt man erst die Ware im Supermarkt, bevor man sie öffnet.

In Deutschland wird das Wasser zum Kochen, Waschen, Putzen verwendet.
Auch wird es hier für die Toilettenspülungen benutzt.
Es gibt bei uns öffentliche Toiletten, die für jeden zugänglich sind.
Wenn man solche Toiletten benutzt, ist es hier zu Lande üblich, diese sauber zu hinterlassen.

Fußgänger benutzen bei uns die Fußwege oder gehen, wenn keiner vorhanden, hintereinander am Straßenrand, nicht auf der Straße und schon gar nicht nebeneinander.

Unsere Notdurft verrichten wir ausschließlich auf Toiletten, nicht in Gärten und Parks, auch nicht an Hecken und hinter Büschen.

ist eine bodenlose Frechheit und Eurozentrismus mit "Wir zivilisiert, die nicht" aller erster Güte.

@Kc

Ich finde die Idee gut aber hier ist sie besser ausgearbeitet http://www.refugeeguide.de/de/
Man muss bedenken das eben nicht alle eine Toilette wie wir sie haben kennen.

Die Punkte die der Bürgermeister da anspricht werden ja nicht mal von allen Deutschen eingehalten.

Aber Ich finde man hätte das auch etwas "freundlicher" schreiben können. Ansich ist es eine gute Idee mit einer schlechten Umsetzung.
Die Flüchtlinge kommen zum Teil aus Gebieten, wo vieles anders gehandhabt wird und so allgemeine Regeln können da schon helfen sich zu orientieren und sich zurecht zu finden.

Die Regeln kommen rüber als wären die für ein Höhlenmenschen verfasst....zumal diese Tipps voraussetzen das der Schreiber denkt das die Menschen weder Supermarkt, noch ein Klo kennen und es auf junge Mädchen abgesehen haben...was ich als diskriminierend empfinden würde. Leider wird das auch aus meiner Sicht mit der Integration falsch gemacht, denn meine Meinung ist das der beste Lehrer der Gruppenzwang ist, sprich wenn wir es richtig vormachen. Geht allerdings nur, wenn nicht alle Flüchtlinge unter sich bleiben.

Also ich weiß nicht, ich finde den Brief relativ freundlich gehalten. Es wurde sehr auf die Formulierung geachtet und wie schon erwähnt wurde, haben diese Menschen in ihren Herkunftsländern zum Teil andere Sitten und Gewohnheiten. Warum also nicht darauf hinweisen? Der der sich auskennt dürfte damit doch kein Problem haben, ich wüsste nicht, warum man sich darüber aufregen sollte. Mit zivilisiert hat das nichts zu tun, sondern mit den verschiedenen Standards. Ich finde es gut, dass der Bürgermeister versucht, die Einheimischen und die Flüchtlinge unter einen Hut zu bringen, darauf hinweist wie ein gemeinsames Leben funktionieren kann. Eine kleine Anleitung sozusagen. Ich könnte mir vorstellen, dass viele dankbar über manche Hinweise waren. Ich finde an dem Brief überhaupt nichts diskriminierendes oder negatives.

Sowas würde ich mir auch mal als Postwurfsendung für einige Deutsche wünschen, hier wird regelmässig in den Stadtpark geschissen. Und das von Waschechten Bio-Deutschen.

Was diese Benimmregeln angeht, wird das schon seine Gründe haben und dem entsprechend Zustände geherrscht haben, die diese Regeln nötig gemacht haben.
Kann mir nicht vorstellen, dass das einfach so grundlos ne Ansage ist von wegen "Ihr nackten Wilden scheisst gefälligst nicht auf den Bürgersteig".

Wie man sich an sowas stören kann ist mir absolut unbegreiflich. Warum sollten Neuankömmlinge nicht mit unseren absoluten Basis-Grundregeln vertraut gemacht werden?
Viele kommen nunmal aus komplett anderen Welten und kennen die deutschen gepflogenheiten nicht.
Wenn man dann dieses Nahebringen dieser Regeln schon wieder als diskriminierend und schlimmeres sieht, dann sieht man nur, wie weit dieses Gutmenschentum mittlerweile geht.

Kc schrieb:Es gibt bei uns öffentliche Toiletten, die für jeden zugänglich sind.
Wenn man solche Toiletten benutzt, ist es hier zu Lande üblich, diese sauber zu hinterlassen.

:D

Genialster Punkt :Y:

Ich persönlich halte ja saubere öffentliche Toiletten für ein Märchen das überliefert wurde, eventuell vom ersten der jemals eine benutzt hat.

@Geisonik

Ob man es glaubt oder nicht, in anderen Ländern werden unsere durchaus schmutzigen Toiletten gerne mal um ein vielfaches an Dreck übertroffen. Ob das die Herkunftsländer der Flüchtlinge sind, ist eine andere Frage.

Das Toilettenproblem hat aber vermutlich einen anderen Grund. Menschen, die keine Schüsseln (im öffentlichen Raum) kennen hocken sich mit den Füßen auf die Brille (Hochgeklappt geht noch schlechter, da der Rand zu dünn). Nie im Leben würden die auf die Idee kommen, sich auf fremde Schüsseln zu setzen (Mache ich auch nur in der absoluten Notsituation). Dann wird automatisch die Brille schmutzig von den Schuhen.

Wer von uns zum ersten Mal im Leben das "Loch im Boden" benutzen muss, wird ähnliche Probleme bekommen.

Fierna schrieb:ist eine bodenlose Frechheit und Eurozentrismus mit "Wir zivilisiert, die nicht" aller erster Güte.

Sehe ich genauso. Typisch Deutsches Bessermenschentum.

Die Idee ist nicht schlecht; die Umsetzung finde ich völlig daneben.
Klingt als würde beispielsweise davon ausgegangen, man hätte vorher noch nie einen Mülleimer oder eine Toilette gesehen.

Mir persönlich stößt allerdings diese "Regel" am meisten auf...

Kc schrieb:Auch, wenn die Situation für Sie und auch für uns sehr beengt und nicht einfach ist, möchten wir Sie daran erinnern, dass wir sie hier bedingungslos aufgenommen haben.

Lilith101 schrieb: Warum also nicht darauf hinweisen?

Ich finde es aber seltsam, dass angehende IT-Fachkräfte nicht wissen was ein Bürgersteig ist.

aseria23 schrieb:Sehe ich genauso. Typisch Deutsches Bessermenschentum.

Was für ein Quatsch, ganz ehrlich. Egal was der Bürgermeister in diesen Brief geschrieben hätte, es wird wohl immer Menschen geben, die einfach alles anprangern! Furchtbar wirklich...

jeremybrood schrieb:Ich finde es aber seltsam, dass angehende IT-Fachkräfte nicht wissen was ein Bürgersteig ist.

Worauf willst du hinaus?

"Auch, wenn die Situation für Sie und auch für uns sehr beengt und nicht einfach ist, möchten wir Sie daran erinnern, dass wir sie hier bedingungslos aufgenommen haben."

Also den Satz hätte er tatsächlich ruhig weglassen können.

@stanmarsh
Dann müsste man das beispielsweise auch an Touristen aus Frankreich verteilen.
Mir wäre allerdings kein Land bekannt, wo man auch zuhause nur ein Loch im Boden hat?
Von daher müsste man grundsätzlich doch wissen, wie das funktioniert.

raitoningu schrieb:Klingt als würde beispielsweise davon ausgegangen, man hätte vorher noch nie einen Mülleimer oder eine Toilette gesehen.

Ist das denn so abwegig? Zum Beispiel wenn jemand vorher in der Wüste gelebt hat? Ich wüsste nicht, dass es dort Mülltonnen gäbe, die regelmäßig von Remondis geleert werden.

Kc schrieb:In Deutschland respektiert man das Eigentum der anderen.

Möglicherweise gibt es Kulturen, die den Eigentumsbegriff des deutschen Bauern nicht kennen, für die also der Begriff "Eigentum" schlicht nicht existiert. Warum sollte es falsch sein, auf Respekt vor fremden Besitz hinzuweisen?

@raitoningu

raitoningu schrieb:Mir wäre allerdings kein Land bekannt, wo man auch zuhause nur ein Loch im Boden hat?

Was vermutlich daran liegt, das Du (und ich auch) bisher nur wenige Länder gesehen hast. Ich würde mal vermuten, dass Milliarden von Menschen nicht mal eine Toilette (egal welcher Bauart) in den eigenen vier Wänden haben.

Deepthroat23 schrieb:hier wird regelmässig in den Stadtpark geschissen. Und das von Waschechten Bio-Deutschen.

Ein unsinniger Vergleich.

Wenn der Deutsche in den Stadtpark kackt, dann tut er das, *obwohl* er weiß, dass man das bei uns nicht macht.

Wenn jemand aber aus dem Urwald kommt und keine Wassertoiletten kennt und *deswegen* in den Stadtpark kackt, ist das eine völlig andere Situation, und man sollte diesen Menschen darauf hinweisen, dass das bei uns unerwünscht ist.

@KillingTime

Ich dachte hier kommen nur "Flüchtlinge" her, also Wirtschaftsflüchtlinge. Und die sollen aus der Wüste kommen oder keine Toiletten kennen? Ganz schön widersprüchlich zu deinen sonstigen Texten.