otternase schrieb am 18.04.2019:die USA haben nie aufgehört, Weltpolizist zu spielen. Ich finde jedoch (meine persönliche Meinung), dass es ein himmelweiter Unterschied ist, ob das auf dem Wege von "regime engineering" und Militäraktionen oder aber auf dem Wege wirtschaftlichen Drucks stattfindet.
Interessanterweise haben sie mit beidem gerade nicht so viel Glück. Mir fällt gerade überhaupt kein Konflikt ein, den du USA in den letzten Jahren auf die eine oder andere Weise beigelegt hätten - oder der nicht durch Vertragsbruch neu entfacht worden wäre.
Und dann ständiges, irrationales Hü-Hopp: mit Kim kuscheln, sich an der Nase rumführen lassen, die gemeinsamen Militärübungen mit SK absagen und dann das Feld China und Russland überlassen... sieht für mich nicht nach Fortschritt aus, auch wenn irgend welche Sanktionen weiter bestehen.
otternase schrieb am 18.04.2019:. Meinem persönlichen Eindruck nach ist das Haus Saud in Summe noch immer harmloser als die Mullahs, wenn es auch mehr Pest und Cholera sind...
Was man dabei auch nicht vergessen sollte: auf Seiten der Saudis kämpft nicht nur die USA, sondern auch eine Koalition aus VAE, Bahrain, Kuwait, Qatar, Ägypten, Marokko, Jordanien, Sudan und Pakistan. Was diese eher ungewöhnliche Koalition zusammenhält, ist die Angst vor einer imperialistischen Politik des Iran!
Saudis harmloser als die Mullahs? Dann frage mal die Frauen, die in den Ländern leben. Hurra, jetzt können sie in SA Auto fahren. Diese Freiheit kann ihnen aber genauso fix wieder genommen werden.
Der Iran ist im Vergleich zu SA, Afghanistan, Pakistan, Jemen, Kuwait, sogar Ägypten in vielen Bereichen relativ fortschrittlich. Aber man hat sich auf die Ayatollahs als Feindbild eingeschossen - natürlich auch, weil sie immer wieder Israel bedrohen.
otternase schrieb am 19.04.2019:Auch in Saudi Arabien, seit ungefähr einem Jahr. Überhaupt tut sich in Saudi momentan extrem viel in Richtung einer Öffnung und Normalisierung der Gesellschaft. Beruflich war ich im letzten Jahr regelmäßig in Saudi und es war geradezu beängstigend wie schnell sich die Gesellschaft dort (positiv) verändert! Von Monat zu Monat waren Änderungen im ganz normalen täglichen gesellschaftlichen Leben spürbar!
Leben möchte ich dort natürlich trotzdem nicht..
Und wie gesagt können sich die Verhältnisse ebenso schnell wieder in die andere Richtung ändern, da alles einzig und alleine von der Königsfamilie abhängt.
Gerade findet der Prinz es opportun, Frauen mehr Freiheiten zu gewähren. Hoffen wir auf eine längere, erfolgreiche Regentschaft....
Und was Kuba angeht: wie viel Handel kann Kuba denn mit einem Land treiben, das komplett pleite ist und in dem die Menschen hungern?
Das kann sich höchstens auf symbolischem Niveau bewegen, sonst wären die Läden in Venezuela ja nicht so leer, wie sie es sind.
Auch das Handelsembargo trägt dazu bei und das zeigt widerum, dass solche Embargos öfter mal nur die Bevölkerung treffen, dem jeweiligen Machthaber aber ziemlich egal sind. Der muss ja nicht hungern.
Letztendlich will man damit den Widerstand der Bevölkerung gegen das Regime schüren ... gerne auch, indem das Volk zu den (bereitgestellten) Waffen greift. Und dann haben wir im Zweifelsfall den nächsten Bürgerkrieg, denn es gab immer auch einen nicht unwesentlichen Teil der Bevölkerung, der das Regime gestützt hatte und Angst vor Konsequenzen im Falle eines Umsturzes haben muss.
Wie gut das mit den Sanktionen klappt, sieht man an Kuba und Nord Korea: im Zweifelsfall gar nicht.
Ich finde schon richtig, dass Firmen mit solchen Regimes keine Geschäfte machen sollten. Es aber derart eskalieren zu lassen, dass die Bevölkerung hungert, ist kontraproduktiv. Die machen nämlich dadurch die Erfahrung, dass der Westen/die USA sie im Stich lassen.
Demokratie halte ich für das beste Gesellschaftssystem.
Aber so, wie andere Kulturen Demokratie als westliches, aggressives System kennen gelernt haben, das mit ausbeuterischem Kapitalismus und/oder befremdendem Tourismus einher geht, erscheint es vielen als gar nicht so attraktiv, wie wir annehmen.
Zum Vergleich könnte man heranziehen, wie viele hier den Islam wahrnehmen... genauso selektiv und genauso negativ... und genauso wenig dem entsprechend, wie die Menschen ihn empfinden, die in muslimischen Ländern leben.
Wir versetzen und nie in die Situation anderer Völker und deren Sichtweise uns gegenüber. Wir gehen davon aus, dass jeder Demokratie und Kapitalismus so toll finden muss wie wir, weil das bei uns so gut funktioniert.
(Sogar dann, wenn wir zu denen gehören, die ständig das Scheitern unserer Gesellschaft voraussehen.)
Wir raffen nicht, dass für viele andere Menschen der Islam den Gegenpol zu eher säkularen Diktaturen darstellt und Moral und Menschlichkeit gegen Ausbeutung und Bevormundung vertritt.
Demokratieverständnis setzt voraus, dass man von der Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit der Menschen ausgeht. Das kann jemand, der in einem Clan in der Provinz von Afghanistan aufgewachsen ist, nicht von alleine entwickeln.
Er kann es aber lernen, so wie wir das auch alle schon als Kindergartenkinder lernen.
Trump ist das jedenfalls alles egal. Er hatte seine schönen Bilder mit seinem Kim, konnte dessen schleimigen Brief verlesen und seine Wähler bekommen vermutlich sowieso nicht mit, dass da überhaupt nichts abgerüstet wurde und es auch wenig mehr Annäherung an Südkorea gab.
Und Venezuela... Einfach abwarten, bis das in sich kollabiert. Bei der Gelegenheit Kuba drangsalieren, weil die kein Embargo ausrufen, weil es vermutlich sowieso kein Handelsvolumen mehr gibt und naja, aus alter Freundschaft hält man halt die Füße still. Aber tut Kuba denn noch irgendwas konkret, um Maduro zu unterstützen?