Aldaris schrieb:Auch die Verfassung ist nicht in Stein gemeißelt.
Sag ich doch. Wenn die Verfassung nicht gefällt, weil sie humanitäre und finanzielle Anstrengungen verlangt, was das Land im Wettbewerb mit anderen Rivalen möglicherweise ein paar Promille zurückwirft, wird wieder am großen Rad gedreht und das Grundgesetz weiter eingeschränkt. Wenn die Verfassungsväter erleben könnten, was hier mit dem Grundgesetz, eigentlich dem "Heiligsten" eines jeden Rechtsstaats, angestellt wird aus populistischsten Erwägungen, die würden im Grab rotieren wie ein Uhrwerk. Da kann man wirklich jeden Bock verlieren, in dieser Zeit in diesem Land mit diesen Zeitgenossen zu leben.
Aldaris schrieb:Wenn überhohe Zahlen von Asylbewerbern gleichzeitig nach Deutschland strömen, dann entbehrt es jeder Logik, einfach alle hier in dieser Zeit aufzunehmen und integrieren zu können.
Ich dachte, es gäbe eine EU.
Aber wenn die Politiker das nicht schaffen, die anderen EU-Mitglieder dazu zu bringen, Kontingente aufzunehmen, müssen wir das allein machen, oder wenn uns das nicht gefällt, die Republik für gescheitert erklären und eine Diktatur des Volks gründen, wo dann Pegida, Bild und Talkrunden im Fernsehen bestimmen, wie die nächsten Schritte auszusehen haben. Etwa, am besten alle nach Österreich ausladen.
Aldaris schrieb:Wenn der Staat das nicht mehr leisten kann, dann reicht es nicht, sich immer auf das Grundgesetz zu berufen
Das ist dann ja sowieso abgeschafft.
Hätte mir vor 30, 40 Jahren als straßenkämpfender "Verfassungsfeind" auch nicht träumen lassen, dass ich für unsere Verfassung mal gegen alle, die damit nicht mehr leben wollen, dermaßen vehement zumindest verbal kämpfen würde.
Aldaris schrieb:Ob diese absurd-hohen Zahlen hier hin kommen werden, ist eine andere Frage
Wie viele Flüchtlinge hatten wir noch mal nach dem Krieg aufgenommen? Waren's 10 oder 12 Millionen?
Ach so, das waren ja vertriebene Landsleute. Na, das ist natürlich was anderes als Fremde.
Inog schrieb:Wer kennt wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema?
Da sind wir zur Zeit noch alle gleich klug oder dumm. Einen noch laufenden gesellschaftlichen Prozess kann man zwar soziologisch auch zu erfassen und zu analysieren versuchen, läuft dann aber Gefahr, durch plötzliche Entwicklungen auf dem falschen Fuß erwischt zu werden und gerade entwickelte Hypothesen wieder umwerfen zu müssen.
Alles was ich erkennen kann ist eine durch Selbsthysterie induzierte Hysterisierung der Gesellschaft, die jetzt schon mit dem Feuer spielt und darüber nachdenkt, welche Teile des Grundgesetzes sie als nächste verbrennen kann. Übermorgen kommt dann ein smarter AfD-ler und schlägt eine Notstandsregierung aus allen rechten Kräften vor und einen totalen Aufnahmestopp sowie eine Rückführung aller Flüchtlinge, die nicht beweisen können, dass sie Syrer sind.
Auf der anderen Seite traue ich Merkel & Co. noch zu, dass sie das aussitzt und in 2 Jahren den Stab dann an vd Leyen weitergibt. Ob sie eine CDU/CSU/AfD-Koalition zulässt oder zulassen muss, hängt wohl davon ab, wie viele Flüchtlinge wir bis dahin haben und wie sich bis dahin das gesellschaftliche Binnenklima entwickelt haben wird.
Politik kann also nicht mehr machen, was sie will, sondern muss auf die Stimmungen an den Stammtischen Rücksicht nehmen. Dass wir uns in diesem Prozess immer weiter von der Demokratie entfernen, fällt den meisten wohl erst auf, wenn wir mitten im Totalitarismus stecken. Dann schreien sie alle nach dem verbrannten GG.
Als Soziologe würde ich von einer Fahrt aufnehmenden Faschistisierung der Republik sprechen, die der Politik immer weniger Entscheidungsspielraum lässt. Könnte daher durchaus sein, dass die Kanzlerin 2017 dann doch nicht vd Leyen, sondern Petry heißt.