"Was fällt den Menschen nicht alles ein, wenn es um das Thema Flüchtlinge geht: Sie seien "zu fremd", "zu islamisch", "anpassungsunwillig" und "integrationsunfähig", lese ich in E-Mails, auf Facebook und Twitter sowie in Internetforen. Deshalb müsse man sie, natürlich, "schleunigst zurückschicken". Und das sind die noch halbwegs höflich formulierten Kommentare.
In letzter Zeit bemühen die Kritiker der Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel vor allem ein Argument: Deutschland würde diese Menge an Menschen nicht bewältigen. Ein Politikprofessor einer deutschen Universität schreibt mir jetzt per E-Mail, die "deutsche Gesellschaft" könne es "bei all den Flüchtlingen, die massenweise hierherkommen, nicht verkraften, wenn darunter ein paar Hundert, vermutlich sogar ein paar Tausend Extremisten" seien.
Zu all dem eine kurze Antwort: Die deutsche Gesellschaft hat es geschafft, ein paar Millionen Nazis, Mitläufer und Ich-hab-davon-nichts-gewusst-Lügner zu verkraften; einen davon hat sie 1966 sogar zu ihrem Bundeskanzler gemacht. Sie hat es verkraftet, SED-Funktionäre, Stasi-Spitzel und wieder ein paar Millionen von Mitläufern zu integrieren. Und immer hat sie es geschafft, anschließend weitgehend so zu tun, als habe es all diese Leute nicht gegeben - über Nacht waren plötzlich alle nur noch Demokraten.
Man möge uns also bitte mit diesem Unsinn verschonen, die deutsche Gesellschaft würde jetzt irgendetwas nicht verkraften."
...meint
http://www.spiegel.de/politik/ausland/zustrom-von-fluechtlingen-was-deutschland-verkraftet-a-1060449.html (Archiv-Version vom 31.10.2015)