Der hybride Krieg Russlands gegen die Ukraine

Fedaykin schrieb:Wenn sie klug sind setzen sie die auf dem Gefechtsfeld ein.

Können sie nicht:

Laut Bloomberg verwendet die Shahed 136 kommerzielle, zivile GPS-Empfänger,[2] wie sie beispielsweise auf dem chinesischen Internetmarktplatz Alibaba, bei Amazon, vielen weiteren Onlineshops und im stationären Handel vieler Länder erworben werden können. Die Drohne verfügt mutmaßlich über keine intelligente Zielerfassung, sondern steuert per Autopilot eine vordefinierte Position an.

Quelle: Wikipedia: HESA Shahed 136

Wie schon im letzten Post erwähnt: keine Kamera, kein Radar, kein Datenuplink, keine Funkverbindung.
Die Drohnen sind wirklich nix anderes als billige Mini-V1 im 21. Jahrhundert.
Vielleicht liefert der Iran irgendwann andere Drohnen, aber im Moment sieht es da nicht besser aus.
Der einzige Vorteil der Drohnen: sie werden im Schwarm eingesetzt um Flugabwehr-Stellungen zu übersättigen. Das könnte „echten Marschflugkörpern“ den Weg ebenen.

@Röhrich
Röhrich schrieb:

Russlands Präsident Wladimir Putin sagte am Freitag auf einer Pressekonferenz in der kasachischen Hauptstadt Astana, Deutschland habe einen "Fehler" begangen, als es sich im Krieg in der Ukraine auf die Seite der NATO gestellt habe

@Rasenmayer

Rasenmayer schrieb:Dass Deutschland Teil der NATO ist, weiß der gute Vlad aber schon, oder

@hidden

hidden schrieb:Hätte auch fast funktioniert, genug Unterstützung gab es in den großen Koalitionen und heute noch würden es viele noch gern tun für weiter günstig Gas.

Immerhin hat(te) Putin ein ausgezeichnetes Verhältnis zu Gerhard Schröder, mit Frau Merkel schien die Beziehung auch gut zu sein. Über viele Jahre wurden wirtschaftliche Beziehungen gepflegt, gemeinsame Groß- Projekte vorangetrieben.
Das Narrativ, dass Deutschland ohne Gas- und Öllieferungen aus Russland nicht bzw. schlecht auskommen könne, schürte Ängste. Diese Faktoren haben möglicherweise bei Putin den Eindruck erweckt, Deutschland würde einfach genauso unbeteiligt bleiben, wie während der Annexion der Krim 2014.
Nach dem Motto: Hat ja schon einmal geklappt.

Fedaykin schrieb:Wenn sie klug sind setzen sie die auf dem Gefechtsfeld ein.

Wenn sie klug wären, hätten sie ihre Luft-Luft und Boden-Luft Raketen nicht auf zivile Ziele geballert sondern ihre Soldaten damit unterstützt. Die Drohnen sind ja anscheinend nicht wirklich was wert auf dem Schlachtfeld. Zu kleine Zuladung, zu langsam, scheiß Technik, nur auf statische Ziele anwendbar. Die werden die Drohnen wohl auch eher für Terror einsetzen.

Fichtenmoped schrieb:wirklich nix anderes als billige Mini-V1

Ah ja ...

According to Rodion Kugalin, the Ukrainian artillery Commander of the 92nd Brigade, Shahed 136 drones destroyed four howitzers and two BTRs during the Kharkiv offensive.

Wikipedia: Shahed 136

können durchaus Schaden anrichten ...

Röhrich schrieb:Putin hat tatsächlich damit gerechnet, dass Deutschland sich aus dem russischen Angriffskrieg raushalten würde und loyal gegenüber Russland bleibt.

Besonders bezeichnend finde ich diesen Satz aus dem verlinkten Artikel:

https://www.dw.com/en/ukraine-putin-says-germany-made-mistake-to-side-with-nato/a-63445847

He claimed that the decision to cancel the Nord Stream 2 pipeline was a German one and that it was an error to prioritize NATO and European security over what Moscow believes to be Germany's national interest.

Hatte er tatsächlich angenommen, Deutschland würde seine eigenen Interessen (oder das, was Putin dafür hält) über die europäische Sicherheit stellen? Hat er das vielleicht deshalb abgenommen, weil er selbst so und nicht anders handeln würde, und es ihm gar nicht in den Sinn kommt, dass andere Regierungen andere Prioritäten haben könnten?

Das ist das Problem mit den "Germany first", "America first" etc. Parolen. Das Naheliegende ist auf lange Sicht nicht immer der beste Weg.

Fichtenmoped schrieb:Die sind Einsatztechnisch eher mit der V1 verwandt als mit modernen Marschflugkörpern. Die können nur ein vorher eingegebenes Ziel angreifen. Kein Datalink zur Überprufung der Ziele, keine neue Zielzuweisung möglich, keine(!) Sensoren um ein Ziel zu identifizieren. Dazu der kleinere Sprengsatz von 40kg, was den Wert der Drohnen sehr begrenzt.

Dass sollte ausreichend sein um Infrastrukturziele wie Hafenanlagen, Bahnhöfe, Wasserwerke, Kraktwerke, Umspannwerke oder feststehende Raketenabwehr anzugreifen. Wenn da ein paar Drohnen pro Ziel durchkommen geht was kapputt. Eine kostet übrigens nur 20000€.

@SomertonMan

SomertonMan schrieb:die Türkei am liebsten rausschmeißen würden, wäre da nicht ihre strategisch wichtige geographische Lage.

Diese sichere Position reizt die Türkei auch weidlich aus.

@Fichtenmoped

Fichtenmoped schrieb:Russland macht sich gerade komplett nackig, wenn ein weiterer aktiver Spieler hinzu kommt, hat Russland ein Problem.

Wer schwebt Dir denn da so vor? Putin wird doch keinen Zweifrontenkrieg beginnen.
Ich sehe eher die Tschetschenen und das Gesindel von der Wagner Gruppe dort auf Putins Seite agieren. Was denen an Waffentechnik zur Verfügung steht, kann ich nicht beurteilen.

Quiron schrieb:Hatte er tatsächlich angenommen, Deutschland würde seine eigenen Interessen (oder das, was Putin dafür hält) über die europäische Sicherheit stellen? Hat er das vielleicht deshalb abgenommen, weil er selbst so und nicht anders handeln würde, und es ihm gar nicht in den Sinn kommt, dass andere Regierungen andere Prioritäten haben könnten?

Das Putin und seine Ratgeber so dumm sind glaube ich nicht. Ich denke, sie haben mit einem schnellen Sieg auf dem Schlachtfeld gerechnet. Wahrscheinlich gingen sie davon aus, das sich danach Deutschland und andere Länder mit dem neuen Vasallen-Regime in Kiew abfinden werden und das akzeptieren. Allgemein hat er sicher auch angenommen das der Westen langsamer reagieren würde und Russland ein größeres Zeitfenster für den Sieg hat. Aber mit einem Krieg der länger als einen Monat dauert hat der Kreml bestimmt nicht gerechnet.

Zur Drohnenabwehr müsste man ein Ukraineweites Netz von Störsendern haben, die synchronisiert aktiviert und deaktiviert werden können. Glonas müsste unterdrückt werden, die zivile GPS Position müsste von den Amerikanern über der Ukraine manipuliert werden, die Ukraine müssten Zugang zum hochgenauen militärischen GPS bekommen (haben sie vielleicht schon).

Quiron schrieb:Hatte er tatsächlich angenommen, Deutschland würde seine eigenen Interessen (oder das, was Putin dafür hält) über die europäische Sicherheit stellen? Hat er das vielleicht deshalb abgenommen, weil er selbst so und nicht anders handeln würde, und es ihm gar nicht in den Sinn kommt, dass andere Regierungen andere Prioritäten haben könnten?

Ich glaube tatsächlich das er sich im Vorwege gar keine Gedanken gemacht hat, das sich dieser Konflikt derart ausweitet und dies eine ex-post Betrachtung ist um die allgemein schön gärende Stimmung in der deutschen Zivilbevölkerung weiter anzuheizen.

Machen wir uns nichts vor - so eindeutig wie sich hier zu Recht im Forum positioniert wird, ist es auf der Straße nicht. Da denken schon viele primär an ihren Geldbeutel statt an die Ukraine.

Fichtenmoped schrieb:eingesetzt um Flugabwehr-Stellungen zu übersättigen. Das könnte „echten Marschflugkörpern“ den Weg ebenen.

Bishamon schrieb:können durchaus Schaden anrichten ...

Klar..das kann alles. Ob es was bewirkt sei dahin gestellt. Es ist eine sehr simple loitering Munition.

Aber das ändert nicht viel. Echte smarzmunition wird wirksamer sein.

Tatsache ist aber auch das die shorad der Ukraine eher besser als schlechter wird. Scheinbar sind auch die älteren Geparden höchst wirksam gegen Drohnen.

JosephConrad schrieb:Dass sollte ausreichend sein um Infrastrukturziele wie Hafenanlagen, Bahnhöfe, Wasserwerke, Kraktwerke, Umspannwerke oder feststehende Raketenabwehr anzugreifen

Ja aber nicht wirksam

wobei sie bei Raketenabwehr nicht durchkommen Werden.

Obrige Ziele kann man zwar treffen aber mit 40 kg Sprengstoff nicht wirklich stark.

Ahmose schrieb:Das Putin und seine Ratgeber so dumm sind glaube ich nicht. Ich denke, sie haben mit einem schnellen Sieg auf dem

Das sie dumm handeln sieht man seit Monaten.

cejar schrieb:Machen wir uns nichts vor - so eindeutig wie sich hier zu Recht im Forum positioniert wird, ist es auf der Straße nicht. Da denken schon viele primär an ihren Geldbeutel statt an die Ukraine.

Dass sind sogar sehr viele Deutsche. Es gibt mehr Deutsche denen die Waffenlieferungen zu weit gehen, als solche, die mehr Waffenlieferungen wollen. Und 21% gehen die Sanktionen zu weit.

@JosephConrad

Bei mir ist alles es mehr anekdotisch, aber ich habe jetzt eine Mehrbelastung von ca EUR 150 im Monat, Inflation bei. Einkäufen mal ausgeklammert, aber ich habe Arbeitskollegen mit zwei oder mehr Kindern, die stöhnen extrem über 600++ Mehrkosten und werden schon lange nicht mehr abgeholt von dem Krieg.

Die Fragen sich, nicht ganz zu Unrecht, was diesen Krieg von den anderen Kriegen der letzten Jahrzehnte unterscheidet.

Nach Angaben von Forbes haben bisher 700.000 Russen das Land verlassen, als Reaktion auf die Teilmobilmachung. Das ist für das demographisch geplagte Russland eine Katastrophe und dürfte Russland wirtschaftlich nachhaltiger schaden, als die westlichen Sanktionen oder der Krieg selbst.
Mögen es noch viele mehr werden, die sich dem Wehrdienst durch Flucht widersetzen und sich damit weigern an diesem Krieg teilzunehmen.

cejar schrieb:aber ich habe Arbeitskollegen mit zwei oder mehr Kindern, die stöhnen extrem über 600++ Mehrkosten und werden schon lange nicht mehr abgeholt von dem Krieg.

Hätte man halt früher vom russischen Gas wegkommen müssen, in Polen waren die Energiepreise in letzten Jahren nicht größer als in Deutschland, obwohl dort auf russisches Gas verzichtet wurde.

cejar schrieb:Die Fragen sich, nicht ganz zu Unrecht, was diesen Krieg von den anderen Kriegen der letzten Jahrzehnte unterscheidet.

Der Unterschied ist, man kann sich diesem Krieg nicht entziehen.
Und die Lehre aus dem Konflikt ist, dass Dummheit bestraft wird. Wer meint, dass russisches Gas günstiger ist, bekommt die Rechnung
in Form eines Großkrieges mitten in Europa präsentiert.

cejar schrieb:Die Fragen sich, nicht ganz zu Unrecht, was diesen Krieg von den anderen Kriegen der letzten Jahrzehnte unterscheidet

Der Unterschied ist die massive Abzocke die hier statt findet.
Warum kostet der Zucker schlagartig über 50% mehr - in allen Läden?
Warum führt Edeka einen Kampf gegen Kellogs und Mars wegen übertriebener Preissteigerungen?
Warum kündigt Coca Cola erhebliche Preissteigerungen an?
Gut, bei Coca Cola könnte es am Zuckergehalt liegen.
Auf alle Fälle wird das ausgenutzt um Gewinne exorbitant zu steigern.
Das haben wir davon mit unserer Mentalität Geiz ist geil, oder warum wurde nicht diversifiziert - weil die deutschen Politiker sich von den Lobbyisten haben sich in Angst versetzen lassen um dann nach Rettungsschirmen zu schreien.
Wie war das 2018?

Merkels Entscheidung wird Putin nicht gefallen

Wieder mal: Wir können nur billig

hidden schrieb:ten haben sich in Angst versetzen lassen um dann nach Rettungsschirmen zu schreien.
Wie war das 2018?

Merkels Entscheidung wird Putin nicht gefallen

Die Leserkommentare sind Gold wert.

hidden schrieb:Warum kündigt Coca Cola erhebliche Preissteigerungen an?
Gut, bei Coca Cola könnte es am Zuckergehalt liegen.

Cola Zero ist auch erheblich teurer geworden.

Kohlensäurehaltige Getränke sind ein Problem. Das gilt für Mineralwasser und Softdrinks ebenso wie für Bier.
Kohlensäure ist ein Nebenprodukt der Düngemittelherstellung und die ist Gas-intensiv.

In der Bierherstellung wird logischerweise jede Komponente teurer: das Glas, das Getreide, die Energie für den Prozess, die Kohlensäure.

Fichtenmoped schrieb:Die Leserkommentare sind Gold wert.

Sind sie. Und ich hatte es schon mal an anderer Stelle geschrieben: es waren nicht nur die Politiker, die für diese starke Abhängigkeit von Russland gesorgt haben.

Und es war ja auch nicht falsch, es zu nehmen. Zumindest solange, wie Putin nicht schlimmer war wie andere Autokraten, von denen Deutschland hätte Energie beziehen müssen. Warum sollte man mehr Geld aus dem Fenster werfen, als notwendig? Es waren doch fast alle zufrieden mit dem Wohlstand, den das billige Gas verschafft hat.

Man hätte sich aber genügend absichern müssen, für den Fall der Fälle. Dazu gehört eben auch, LNG-Terminals zu bauen.