monstra schrieb:Und in Sachen Mittelalter: Man lese mal die islamischen Denker des Mittelalters, die die antiken Philosophen studiert hatten. Der Islam hatte da schon das erreicht, was in Europa erst einige hundert Jahre später Humanismus und Aufklärung genannt wurde.
Die breite Masse der Muslime befasst sich nicht mit diesen Denkern, man rühmt sich nur mit den Namen, wenn es in den Kontext passt. Einige dieser "islamischen Denker" mussten für ihre Gedanken Qualen erleiden. Was soll uns also diese Aussage in der Gegenwart bringen?
Und die aufklärerische Wirkung des Islams solltest du bitte auch belegen.
Außerdem sollte uns dieses Beispiel vor Augen führen, dass man wichtige Errungenschaften auch wieder verlieren kann.
Der Islam ist im Ursprung arabisch, weil auf der arabischen Halbinsel entstanden. Die islamische Aufklärung, von der du redest, hat allerdings nie die Geburtsstätte des Islams erreicht. All die muslimischen Hochburgen, die ihren Beitrag zu Wissenschaft etc. geleistet haben, lagen außerhalb.
Viele der großen muslimischen Denker kamen auch nicht von der arabischen Halbinsel.
Ich meine das nicht abwertend, ich finde es nur befremdlich einer Religion aufklärerische Eigenschaften zuzusprechen, obwohl der Sinn und Zweck einer Religion nie die Aufklärung ist oder war.
Die muslimische Welt hat ihre Blütezeit durch Wohlstand(Eroberung) und durch Machthaber, die die schönen Künste gefördert haben, erlebt. Diese Machthaber haben sich sogar teilweise schützend vor die Denker gestellt, denn die religiösen Hardliner waren zu jeder Zeit für einen Aufstand gut.
Aber wie vieles im Leben ist nicht alles schwarz oder weiß. Auch diese Machthaber hatten ihre Marotten.
Die Mihna (arabisch محنة, DMG miḥna ‚Prüfung‘) war eine zur Zeit der abbasidischen Kalifen al-Ma'mūn, Mu'tasim und al-Wāthiq bi-'llāh praktizierte Form der Inquisition, bei der die betreffenden Personen gezwungen wurden, sich zur staatlich proklamierten Lehre von der "Erschaffenheit des Korans" (chalq al-qurʾān) zu bekennen. Die Mihna wurde kurz vor dem Tod von al-Ma'mūn im Jahre 833 eingesetzt und erst im Jahr 849 unter al-Mutawakkil beendet.
Später haben die Mongolen und die Pest dem ganzen ein Ende gesetzt. Die muslimische Welt wurde ab da vermehrt von den eben angesprochenen Hardlinern dominiert. Vereinzelt konnte man später immer noch einen Nachhall dieser Blütezeit vernehmen, der immer mehr verebbte.
Was den Islam angeht kannst du dir noch folgende Zitate ansehen und dein Bild vom romantischen Islam vielleicht überdenken:
Die Glaubensfreiheit im Islam bedeutet nach islamischem Recht die Freiheit der Muslime, ihren Glauben auszuüben, und die Freiheit aller, den Islam anzunehmen. Das islamische Rechtssystem kennt für Muslime keine negative Religionsfreiheit und erkennt auch nicht den Anspruch an, keiner Religion anzugehören. Demgemäß besitzen Muslime nicht das Recht, zu einer anderen Religion zu konvertieren oder ohne Religion zu leben. Dafür beinhaltet die Glaubensfreiheit im Islam das Recht der Schriftbesitzer (ahl al-kitāb), ihren Glauben innerhalb gewisser Grenzen und gegen Zahlung (der Dschizya) zu praktizieren. Anhänger anderer Religionsgemeinschaften – Zoroastrier, Mandäer und andere – wurden ebenfalls geduldet.
Der Abfall vom Islam wird nach der Scharia mit der Todesstrafe geahndet. Das Recht, das Judentum, Christentum oder den Zoroastrismus zu praktizieren, ist nach der Scharia mit erheblichen Einschränkungen gegeben. Andere Religionen sind nach klassischer Lehre verboten, wurden aber später teilweise erlaubt. Polytheisten (Muschrikūn) haben nach klassischer Lehre die Wahl zwischen Islam oder Tod.
Quelle: WikiDie muslimische Welt war vielleicht zeitweilig etwas toleranter als das mittelalterliche Europa, aber das kann kein Maßstab für die Gegenwart sein. Deshalb verstehe ich die Leute, die eine Aufklärung der muslimischen Welt fordern.
Man sollte an das Thema mit mehr Realismus herantreten und die Moschee im Dorf lassen. Die muslimische "Propaganda" verzerrt das Bild erheblich. Außerdem haben die Muslime sich zu keiner Zeit mit den negativen Seiten ihrer Geschichte befasst, obwohl das nötig wäre. Das wird sogar unterdrückt, die in Deutschland ansässigen Kritiker müssen dann z.B. den Polizeischutz in Anspruch nehmen. In den muslimischen Ländern bezahlst du nicht selten mit deinem Leben für geäußerte Kritik. Wobei das ja auch in Europa passieren kann.
monstra schrieb:Der bedauerliche Zustand so vieler islamischer Länder (nicht aller, man denke an Indonesien und Malaysia) ist doch eher ein Erbe des (christlichen) Imperialismus denn des Islam. Der Kolonialismus hat willkürlich Potentaten nach oben gebracht (Saudi Arabien) oder Länder zerschnitten (Syrien, Irak). Weltweit ist es vielen ehemaligen Kolonien nicht gelungen, einen Zugang zu Demokratie und Wohlstand zu finden.
Kann man dann im Umkehrschluss sagen, dass die islamischen/muslimischen Eroberungsfeldzüge verantwortlich waren für den Zustand des mittelalterlichen Europa? Also an Hexenverbrennung, Inquisition etc. ?
@cesare Die Schilderungen aus dem Artikel sind leider keine Seltenheit und das nicht nur an Schulen.
@TopicIch bin mir fast sicher, dass die in Deutschland ausgebildeten Imame auf große Ablehnung stoßen werden. Ich höre ja jetzt schon aus meinem Umfeld, dass mit dieser "Initiative" der Islam "zerstört" werden soll und das man den Muslimen ihren Glauben wegnehmen will. Dass man die "Verbindung" zur Heimat kappen will.