@Optimist Alles gut und schön.
Wir sind aber nun mal (ziemlich) liberal aufgestellt (dass das nicht jedem gefällt ist ne andere Geschichte). Und man kann nicht einfach alles auf den Kopf stellen - auch nicht mit "Mittelmaß"- und den Liberalismus mit illiberalen Maßnahmen schützen.
Jeder Feind unserer Gesellschaft möchte diese doch verändern, ob es nun um Feinde von außen oder aus dem innern handelt. Wenn wir einknicken und uns deren Willen beugen, dann haben sie erreicht was sie wollten.
Maximale Sicherheit gibt es dann trotzdem nicht- nicht bei der mittleren und auch nicht bei einer extremen Lösung. Am Ende haben wir uns nur selbst gef....t. Sorry.
Es gibt Länder, die die härtere Schiene fahren. Härtere Gesetze, härtere Justiz und eine härtere Gangart der Polizei. Sind die etwa sicherer? Allein in diesem Jahr hat es in den Staaten 4 mal geknallt (vermutlich öfter, ich erinnere mich auf Anhieb an diese 4). Was nutzt uns also die ganze Homeland-Scheiße, diese hyperneugierigen Dienste, die Leute beim Toilettengang belauschen?
Wir haben unsere eigenen islamistischen Gefährder. Die blieben uns selbst dann erhalten, wenn wir alle Flüchtlinge rauswerfen.
Jemand, dem daran gelegen ist, eine Gesellschaft in ihren Grundfesten zu erschüttern, wird mit Freuden die Illusion der Sicherheit unter den Stiefeln zu Staub zermahlen. Je mehr wir uns schützen wollen, desto interessanter werden wir, denn besser kann man die Botschaft "ihr seid niemals und nirgens sicher" nicht übermitteln.
Wenn wir anfangen unsere eigenen Werte abzuwracken, dann befinden wir uns auf der Straße nach nirgendwo. Heute tun wir es moderat, beim nächsten mal ein bisschen heftiger, dann kommt noch ne Schippe drauf... und was steht am Ende?
Unstrittig ist, dass es (viel zu viele) Lücken gibt, in denen sich (in- und ausländische) Sausäcke bewegen können. Unstrittig ist (zumindest aus meiner Sicht), dass sowohl Bund wie auch die Länder kollektiv bei der "Jahrtausendaufgabe Aufnahme und Integration der Flüchtlinge" versagt haben.
SpoilerDas fing schon damit an, dass Leute nach 6 Monaten noch immer nicht registriert waren, dass unsere Leuchten Zelte (bei Feuerwehr und Caritas) als Notunterkünfte für den Winter auftrieben und nicht "wussten" dass man im Winter ab und zu mal heizen können sollte. Heute merkt man das u.a. daran, dass Unternehmen nicht einer Laune folgend einfach mal einen Flüchtling einstellen/ausbilden dürfen. Da muss man genau hinschauen. Besteht ein Beschäftigungsverbot ist die Sache klar. Ab dem vierten Monat ist Beschäftigung prinzipiell möglich, wenn kein Arbeitsverbot besteht, aber es braucht die Zustimmung der Ausländerbehörde... und die sind sowas von auf zack, von Azubiknappheit ham die jedenfalls noch nix gehört. Ach hör mir auf.
Über die pseudopsychologische Betreuung durch Heilpraktiker mag ich gar nicht erst zu sprechen kommen! Da bekomm ich Beulen im Kopp.Daraus folgt dringender Handungsbedarf, der aber nicht dadurch erbracht wird, dass sich die Damen und Herren Politiker in Land- und Bundestag wohlfeile Statements an die Rübe ballern und auch nicht, indem das Volk (das Wir-Volk oder auch das andere Volk) twitterfähige Parolen ausdünstet. Davon wirds nicht besser. Gar nichts. Dadurch entstehen Missklang und Disharmonie - wir entzweien uns weiter. Hurra, ein weiterer Teilsieg unserer Feinde kann verbucht werden.
Verbessern werden wir nur etwas, wenn wir mit kühlem Kopf die
ganze Sache analysieren und zielorientierte Maßnahmen ergreifen, deren Wirkung nicht durch (ach so) weite Wege zwischen Bund und Ländern, zwischen Bund und Nachbarn, zwischen denn (oft gar nicht so intelligenten) Intelligences... gehemmt wird.
Und das scheint nicht so einfach zu sein, wo es doch so bequem ist, den Schwarzen Peter anderen zuzuschustern (zumindest darin herrscht national und international Einigkeit - vielleicht kann man darauf mal aufbauen)
Den Handlungsbedarf befriedigt man aber nicht, indem man sich von seinen Ängsten treiben lässt, die Deutungshoheit den spalterischen Kräften überlässt und sich zu populären Maßnahmen hinreißen lässt.
Eine liberale Grundausrichtung darf nicht zur Laisser-faire-Führung verkommen (sonst, jetzt nehm ich mal den Sarrazin, schafft man sich (selbst) ab), sie darf sich aber auch nicht der autoritären Führung annähern (auch hier passt der Sarrazin). Vielmehr geht es nur auf demokratisch-kooperativem Weg.
Gauck sprach davon, Gräben nicht weiter zu vertiefen (er übersieht dabei eine Kleinigkeit, aber das soll uns hier nicht weiter interessieren).
Zum Schluss laß ich noch den Scheel zu Wort kommen. Er sagte einst, die Aufgabe der Politik kann nicht darin bestehen, die öffentliche Meinung zu sondieren, um sich selbst an die Spitze der Bewegung zu setzen. Vielmehr besteht die Aufgabe darin, das Richtige zu tun und es populär zu machen.
Ich denke, das gilt für Volk und Politik gleichermaßen. Parolenkreischende Halbaffen (nein, ich nenne jetzt niemanden beim Namen, ist allgemein gehalten) haben noch nie etwas geschaffen außer weitere Probleme. Spalterische Kräfte sind per Definition nicht an Einigkeit interessiert. Überstürztes Handeln kann leicht ein Stürzen nach sich ziehen.
Gerade in schwierigen Zeiten ist gesundes Augenmaß und sehr viel Besonnenheit gefragt. Schwierige Zeiten ist wie auf nem Pulverfass zu hocken. Da sollte man nicht auch noch rauchen und das als prophylaktische Maßnahme verkaufen.
Wir sind gut beraten, wenig rumzudröhnen. Die Hintergrundgeräusche sind schon laut genug. Gleichzeitig sollten wir den Dauerdröhnern (bildlich!) was aufs Maul geben. Ist ne Gratwanderung, aber niemand hat behauptet, dass es einfach sei.