Kc schrieb:Die Rettungspolitik diente bisher in meinen Augen vor allem dazu, dass die Kredite der (deutschen) Geldgeber nicht ausfallen.
Diese Aussage hört man immer wieder (sinngemäß), ich finde sie ist ziemlicher Quatsch.
Da hätten wir die deutschen Geldgeber auch direkt unterstützen können, ohne den Umweg über Griechenland nehmen zu müssen, das wäre billiger und einfacher.
Zudem wäre es höchst unwahrscheinlich, dass die Griechen die deutschen Hilfsgelder nur für die deutschen, und nicht noch andere aus- und inländischen Geldgeber verwenden.
Es sind, egal wie man es dreht und wendet, von welchem Blickpunkt man es betrachtet, Hilfsgelder für Griechenland. Denn ohne diese Gelder wäre Griechenland schon lange Bankrott.
Kc schrieb:Würde man jemandem, dem man einfach so auf der Straße begegnet, 10.000€ leihen, weil der behauptet, er hätte ein richtig tolles Geschäft und könnte einem bald 20.000€ wiedergeben, ohne dessen Angaben zu prüfen?
Eher nicht.
Ich leihe mir von der Bank Geld, bau damit ein haus, hab eigentlich gar nicht genug Einkommen dafür, die Bank will die fälligen Raten zurückbezahlt haben, ich kann nicht zahlen.
Jetzt leiht mir mein entfernter Verwandter Geld (noch dazu zu einer besseren Kondition), ich zahl damit meine Schulden bei der Bank, und werde nicht auf die Straße gesetzt.
Jetzt geh ich zu meinem Verwandten und sage ihm: "Das Geld, das du mir gegeben hast, hab ich dazu benutzt meine Schulden bei der Bank zu begleichen, du hast nicht mir, sondern der Bank geholfen."
Das wäre ein ziemlich arschlochhaftes Verhalten, allerdings gibt es natürlich auch unterschiede zwischen Staaten und Privatpersonen, Staaten können nicht so wirklich Bankrott gehen. Das gilt umso mehr wenn ein Staat teil einer Währungsgemeinschaft ist, die Banken wissen das, und auch die Staaten selbst wissen das.
Das Risiko für die banken ist also recht gering gewesen, und die Griechen haben gewusst, das andere sie auffangen (oder es jedenfalls versuchen). Ich sehe hier dann Griechenland nicht als Opfer der banken, sondern die beiden eher als "Brothers in Crime".
Wenn Griechenland die Verschuldung damit rechtfertigen will, dass eben immer neue Kredite vergeben wurden, dürfen sie sich nicht beklagen, wenn ihnen die Souveränität über die eigenen Finanzen eingeschränkt wird ("Spardiktat"), sie sind dann ja wohl offentsichtlich, wie ein Junkie, nicht zurechnungsfähig.