@smokingun Das ist nicht nur aus schweizer Sicht amüsant/merkwürdig sondern aus gesamteuopäischer. Denn überall gibt es vehemente Forderungen nach (mehr) dD, mehr Mitsprache, weniger "von oben nach unten", mehr Transparenz. (siehe TTIP zB).
Dass sich längst nicht jeder dieser Bewegung anschließt, ist hinlänglich bekannt. (vermutlich gibt es auch in der Schweiz Bestrebungen hin zu mehr Machtkonzentration und weg von der Mitsprache)
Gresemann, der Autor des Artikels, hat ohnehin ein gespaltenes Verhältnis zur Demokratie. In seinem Buch "Die Deutschland-Blase. Das letzte Hurra einer großen Wirtschaftsnation." übt er sich zunächst in Katastrophismus. Uns wird es nicht immer so gut gehen wie heute, der brummende WIrtschaftsmotor wird ins Stottern kommen, (ganz was Neues. Der Mann hat die Konjunturzyklen entdeckt. Werft ihm einen Nobel an den Kopf!) das Rentensystem wird explodieren... und Hilfe wir vergreisen.
Wir werden ein Volk von Alten, in dem die Alten die Geschicke der wenigen Jungen dirigieren werden (Gerontokratie), orakelt er (ist das heute etwa anders?)
Abhilfe schafft seiner Meinung nach das Kinderwahlrecht. Inwiefern Kinder und Jugendliche befähigt sind "besser zu wählen", bleibt allerdings sein Geheimnis.
Sind die nicht mindestens (wenn nicht mehr) ebenso anfällig für Meinungsmache und Werbung?
Wie man einerseits für die Erweiterung des demokratischen Wegs sein kann und gleichzeitig Einbeziehung des Volkes als feige bezeichnen kann, versteht wohl nur ein völliger Wirrkopf (und davon hat die Welt ja genug).
Aber halt! Es geht in deinem Artikel ja um Griechenland und nicht um Deutschland. Jeder weiß, dass der Grieche längst nicht die Rechte der übrigen Europäer haben darf, richtig?
Und wer das nicht weiß, für den stieg Gersemann bereits Ende 2014 mit einem Packen Weisheit vom Olymp (ups, der Zugspitze natürlich) und erklärte seinen Lesern, dass die (europ.) Politik den Griechen mit Rauswurf drohen sollten, falls es denen einfallen sollte, falsch (also LInks) zu wählen.
Hier eine kommentierende Zusammenfassung
http://pantelouris.de/2014/12/29/die-welt-moechte-lieber-nicht-dass-griechen-waehlen/Das ist es also, was Gersemann unter demokratischen Prozessen verstanden haben will. Das ist an Dummheit, Arroganz und Demokratiefeindlichkeit wohl kaum mehr zu überbieten.
Demokratie ist gern gesehen, wenn sie der eigenen Agenda zupass kommt, doch muss verteufelt werden, wenn sie gegen die eigenen Vorstellungen verstößt.
Und ganz wichtig: Demokratie ist es, wenn Deutungsbevollmächtigte sie als gut und sinnvoll anerkennen.
Mahlzeit.