Hallo zusammen, als langer stiller Mitleser in diesem Thread konnte ich es mir nicht verkneifen, mich jetzt mal anzumelden und gleich meinen Senf dazuzugeben.
johannes100 sagt: "vor allem bräuchten wir sonst keinen Radarannäherungszünder, ein simpler Aufschlagszünder täte es auch"
-> diese Behauptung könnte man nur stehenlassen, wenn eine Rakete immer mit Leichtigkeit auf den Punkt treffen würde, auch bei Ausweichmanövern des Ziels. Tatsächlich dürfte das nur in den wenigsten Fällen funktionieren. In der Realität fliegt die Rakete zwar möglichst genau auf das Ziel zu, kann in den meisten Fällen aber froh sein, wenn sie zumindest bis auf kritische Entfernung herankommt. Diese Mindestentfernung ("kill radius") ist nur die definierte Grenze, innerhalb derer mit soundsovielprozentiger Wahrscheinlichkeit eine Zerstörung des Ziels zu erwarten ist. (
@paco: ist das so korrekt?)
Wenn ein tatsächlicher Aufschlag also eher unwahrscheinlich ist, dann haben wir damit schon den Grund, warum stattdessen ein Näherungszünder in Verbindung mit Schrapnell/Fragmenten verwendet wird.
Es erschließt sich mir nicht, warum die Rakete das Ziel absichtlich um genau 17m verfehlen sollte, nur damit der von johannes100 oft erwähnte "optimal dichte Konus" diesen Fehler wieder ausgleicht - denn "optimal" kann eine vergrößerte Entfernung ja nur in Bezug auf die von den Splittern abgedeckte Gesamtfläche sein. (Keinesfall in Hinsicht auf Dichte oder kinetische Energie, das wäre physikalisch unmöglich.)
Ich versuche aber die ganze Zeit, die Argumentation von johannes100 zu verstehen. Er lehnt ja offenbar eine seitwärts gerichtete Explosion ab, sondern sieht die Ausbreitung der Splitterwolke eher analog zu einer Schrotladung, also wie bei den klassischen 19. Jh. Schrapnell-Granaten?
Man stelle sich also einen Jäger vor, der den Hasen auf 2 Meter direkt vor der Flinte hat. Er ist sich aber nicht sicher, ob er auf diese kurze Entfernung (wo noch keine nennenswerte Streuung stattfindet) das Tier überhaupt trifft. Die ganze Ladung ist hier ja noch kaum breiter als ein massives Geschoss. Deshalb läuft er erstmal 15 Meter rückwärts, damit sich der "optimale
Streukegel" seiner Schrotladung entfaltet und den Hasen auf jeden Fall erwischt.
@johannes100: habe ich deinen Gedankengang ungefähr erfasst, oder liege ich total daneben?
Zur Klarstellung, ich bin kein Freund dieser Theorie. Ich versuche sie nur zu verstehen, damit man die Sachlage ohne seitenlange weitere Schlammschlacht klären kann !?