wirtschaft:
...Wirtschaftliche Verflechtung mit Russland
Nach offiziellen Angaben leben etwa 1,5 Millionen Ukrainer als Gastarbeiter in Russland. Russland gibt ihre Zahl mit 5 Millionen an.[515]
Erdgas
Die Ukraine importiert rund die Hälfte ihres Erdgasbedarfs über ihre staatliche Erdgasgesellschaft Naftogas aus Russland und ist beim russischen Lieferanten Gasprom in Zahlungsrückstand geraten. Die Erdgaslieferungen von Februar bis April 2014 wurden nicht bezahlt. Der russische Energieminister Alexander Nowak gab am 2. Mai 2014 an, dass Rechnungen über 3,4 Milliarden US-Dollar aufgelaufen sind.[516] Am 8. Mai 2014 erklärte das ukrainische Energieministerium, die Höhe der Gasschulden nicht anzuerkennen, weil der zugrunde liegende Gaspreis zu hoch sei. Alexander Nowak kündigte daraufhin an, dass Russland ab 1. Juni 2014 nur noch gegen Vorkasse Erdgas an die Ukraine liefern werde.[517] Etwa 15 Prozent der Gaslieferungen aus Russland an Staaten der EU fließen ebenfalls durch das Gasnetz in der Ukraine und könnten bei Drosselungen der russischen Lieferungen an die Ukraine mitbetroffen sein.[518] Russland hatte in den Jahren 2006 und 2009 seine Gaslieferungen an die Ukraine gedrosselt, die sich dann an den Mengen bediente, die für den Transit in die EU bestimmt waren.[519]
Russland beziffert wegen der Verletzung von Verträgen und Abnahmeverpflichtungen seine Forderungen auf 18,4 Milliarden US-Dollar. Außerdem forderte der russische Ministerpräsident Medwedew einen Rabatt auf Gas in Höhe von 11,4 Milliarden US-Dollar zurück, den Russland für die Stationierung der Schwarzmeerflotte in Sewastopol bis 2017 als Vorleistung gewährt hatte. Die Krim sei Russland beigetreten.[520]
Am 21. Mai 2014 haben der russische Präsident Wladimir Putin und der chinesische Präsident Xi Jinping bei einem Staatsbesuch Putins in China einen 30-Jahresvertrag über die Lieferung enormer Mengen russischen Erdgases geschlossen. Allerdings steht dies nicht in unmittelbarer Konkurrenz zu den bisherigen Lieferungen in die Ukraine und in die Länder der EU, da für die Belieferung des chinesischen Marktes neue Gasfelder erschlossen werden sollen.[521][522]
Siehe auch: Russisch-ukrainischer Gasstreit
Hilfskredite und Assoziierungsabkommen der EU
Osteuropabank und Europäische Investitionsbank planen seit längerem Hilfskredite in Höhe von 8 Milliarden Euro für die Ukraine. Die „Nachbarschaftspolitik“ der Europäischen Union sieht vor, dass bei entsprechendem Bekenntnis zu gemeinsamen Werten und bei wirksamer Umsetzung von politischen, wirtschaftlichen, sozialen und institutionellen Reformen Kredite an Nachbarländer gewährt werden können. Als Nachbarschaftshilfe sind seit längerem Kredite in Höhe von etwa 1,5 Milliarden Euro an die Ukraine geplant. Im Verlauf der Ukraine-Krise bewilligte die EU sogenannte „Zahlungsbilanzhilfen“. Zahlungsbilanzhilfen stehen eigentlich nur den Nicht-Euro-Ländern in der Europäischen Union zu und sind für die Bewältigung von akuten Zahlungsschwierigkeiten gedacht. Die Ukraine ist zwar kein EU-Mitglied, soll aber aus diesem Programm eine weitere Milliarde Euro an Krediten erhalten, nachdem schon früher eine Zahlungsbilanzhilfe von 610 Millionen Euro beschlossen worden war. Diese Zahlungsbilanzhilfen sind an Reformen und an Korruptionsbekämpfung geknüpft. Insgesamt belaufen sich die zugesagten Hilfskredite der EU damit auf 11 Milliarden Euro.[523]
Am 20. Mai erhielt die Ukraine mit 100 Millionen Euro die ersten Hilfstranche der EU.[248]
Am 27. Juni 2014 schloss die EU mit der Ukraine (und zugleich mit Georgien und Moldawien) ein Assoziierungsabkommen.[524]
Hilfskredite des Internationalen Währungsfonds
Von einer Hilfszusage aus dem Jahr 2008 in Höhe von 16,4 Milliarden US-Dollar hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) nur rund 11 Milliarden ausgezahlt. Das Kreditprogramm war gestoppt worden, weil die Ukraine die vereinbarten Reformen nicht durchgeführt hatte. Ein weiteres Hilfsprogramm von 2010 über 15,5 Milliarden US-Dollar scheiterte aus denselben Gründen. Im April 2014 räumte der IWF der Ukraine im Rahmen eines Anpassungsprogramms von 24 Monaten Dauer eine Kreditlinie über umgerechnet 17 Milliarden US-Dollar ein, wovon die Zentralbank der Ukraine eine erste Auszahlung von 3,2 Milliarden US-Dollar am 6. Mai 2014 erhielt.[525] Diese Vereinbarung ermöglichte Finanzhilfen anderer Geber, die sich auf weitere rund 15 Milliarden US-Dollar belaufen.[526] Auch Russland arbeitete laut IWF an dieser Kreditlinie konstruktiv mit.[527]..
Wikipedia: Krise in der Ukraine 2014