@Fedaykin Mal was zu den Säuberungen und dem von Girkin postulierten Abschlachten in Slawjansk und russischer Propaganda:
Wladimir Putin ist in seinem Land so beliebt wie seit langem nicht mehr. Auch im Krieg um die Ostukraine sehen viele Russen ihr Land auf der richtigen Seite. Das ist auch eine Wirkung der Staatspropaganda, die inzwischen skurrile Blüten treibt.
Moskau. Die russische Bevölkerung steht in ihrer Mehrheit hinter Präsident Wladimir Putin und seiner Politik. Das zentrale russische Fernsehen brauchte sich im Frühjahr kaum anzustrengen, um die Zuschauer davon zu überzeugen, dass "wir recht haben" und "die Krim schon immer unser war". Die Euphorie über den Anschluß der Halbinsel ergriff sogar russische Intellektuelle, für die Völkerrecht und internationale Verträge sonst keine Worthülsen sind. Die Popularität des Präsidenten Wladimir Putin schnellte auf unglaubliche 83 Prozent hoch. Er war nun "der Mann, der die Krim zurückholte". So beliebt war er zuletzt zu Beginn seiner Präsidentschaft gewesen, als er Tschetschenien bezwang.
Volkswehren gegen StrafkommandosBei den Beziehungen mit Kiew und bei der Erläuterung der Lage in der Ostukraine musste die Kreml-Propaganda jedoch ganze Arbeit leisten. Beim Staatsfernsehen gilt eine besondere Sprachregelung. Die Separatisten werden respektvoll als "Volkswehren" oder "Aufständische" bezeichnet. Angriffe der regulären ukrainischen Armee heißen in diesem Sprachgebrauch dagegen "Vergeltungsoperationen", und die Armee-Einheiten "Strafkommandos". Statt von der ukrainischen Regierung ist von der "faschistischen Kiewer Junta" die Rede. Im Westen des Landes sind "Nazis" und "Bandera-Leute" angesiedelt, so benannt nach dem ukrainischen Nationalistenführer im Zweiten Weltkrieg.
Angebliche KreuzigungDas Staatsfernsehen greift auch auf falsche Augenzeugen zurück. So zeigte vor einer Woche das Erste Programm des zentralen russischen Fernsehens in seiner Hauptnachrichtensendung eine Frau, die sich als Flüchtling aus Slawjansk vorstellte. Sie habe "eine öffentliche Hinrichtung" nach der Besetzung der Stadt durch die ukrainische Armee miterlebt. Die ganze Bevölkerung sei auf dem Leninplatz zusammengetrieben worden. Dann sei ein Dreijähriger öffentlich "wie Jesus" gekreuzigt worden. Zwei Soldaten hätten das Kind festgehalten, und ein Dritter habe es an eine Anzeigentafel genagelt. Die Mutter des Kindes habe sich das ansehen müssen, berichtete die "Zeugin". Dann habe man sie an einem Strick hinter einem Panzer um den Platz herum geschleift und bewußtlos liegen lassen. Ihre einzige Schuld sei gewesen, dass der Vater des Jungen bei den Aufständischen war, so die „Augenzeugin“.
Fernsehteams, die Bilder zu dieser Geschichte haben wollten, fuhren nach Slawjansk. Als erstes mussten sie feststellen, dass es keinen Leninplatz dort gab. Der Hauptplatz hieß "Platz der Oktoberrevolution" und es stand wirklich die übliche Leninfigur in der Mitte. Alte Leute, die jeden Tag dort auf einer Parkbank verbringen, staunten nicht wenig über den "authentischen Bericht". Man habe den Einmarsch der ukrainischen Armee gar nicht mitbekommen, hieß es. Sie war plötzlich da. Die Stadt wurde kampflos erobert. Die Soldaten seien gleich am ersten Tag wirklich auf dem Hauptplatz gewesen. Sie hätten sich aber ausgesprochen freundlich verhalten und Lebensmittel an die Bevölkerung verteilt. Dann habe die Armee Trinkwasser herangeschafft, weil die städtische Wasserleitung zerstört war.
Selbst Peskow redet von HirngespinstJournalisten baten darauf den russischen Präsidentensprecher Dmitri Peskow um einen Kommentar baten. Doch dieser sagte, da gebe es nichts zu kommentieren. Es sei ein offenkundiges Hirngespinst. Der Vizekommunikationsminister Alexej Wolin nahm den Sender und dessen Journalisten in einem Interview des kritischen Fernsehsenders Doschd (Regen) in den Schutz. Es handle sich dabei um "normale Journalistenarbeit". Er würde auch nicht vom Schüren nationalen Hasses sprechen.
Das Rezept wirkt jedoch: Die Einschaltquoten der Staatssender sind so hoch wie selten zuvor. Die kritischen Sender dagegen finden kaum Gehör.
Quelle:
http://cafe-europe.info/news-detail/hintergrund/news/propaganda-treibt-skurrile-blueten/?tx_news_pi1[%40widget_0][currentPage]=&cHash=51a9daf8c672745769fe39a57b60eab5