Immer wieder heißt es, dass der Machtwechsel in Kiew vor einem Jahr keinesfalls ein Staatsstreich gewesen sei. Doch die Argumente dafür stehen auf wackligen FüßenKonrad Schuller, renommierter Ukraine-Korrespondent der FAZ, hat letzte Woche in einem längeren Artikel nun erneut versucht zu belegen, dass Präsident Janukowitsch nicht Opfer eines Putsches geworden sei. So schreibt er:
Janukowitsch ist nicht gewaltsam aus dem Amt getrieben worden. Er ist von sich aus geflohen (…). Warum er das tat, ist unklar.
Dabei hatte die FAZ selbst in einer zwei Woche zuvor veröffentlichten Analyse (übrigens des gleichen Autors) noch die mutmaßlichen Motive des Präsidenten herausgearbeitet, von denen man nun angeblich nichts mehr weiß. So schilderte die Zeitung, wie Janukowitsch am Freitag, dem 21. Februar 2014, einen Tag nach dem großen Massaker, davon erfuhr, dass das Ergebnis seiner Verhandlungen mit den europäischen Außenministern und den Maidanvertretern von den Demonstranten auf der Straße nicht gebilligt wurde:
Als er sah, wie der Majdan die Männer, die eben noch mit ihm ein Abkommen unterzeichnet hatten, in der Luft zerriss, muss er verstanden haben, dass seine Zeit um war. Einer, der damals bei ihm war, berichtet, der Präsident sei überzeugt gewesen, die Opposition werde binnen weniger Stunden kommen "und ihn umbringen". Noch vor Mitternacht kletterten Janukowitsch, seine Geliebte und einige Begleiter deshalb in einen Hubschrauber und stiegen hoch in die Dunkelheit. Als er schon flog, rief der Präsident Hanna Herman (seine langjährige Vertraute; Anmerkung P.S.) an: Seine Wache habe ihm mitgeteilt, der Sturm komme, er habe noch vierzig Minuten.....
Wolodymyr Parasjuk von den so genannten Selbstverteidigungskräften des Maidan setzte Janukowitsch ein Ultimatum und drohte mit dem Sturm auf die Präsidentenkanzlei. Später kämpfte er bei der Miliz Dnipr und ist jetzt Abgeordneter.
Виступ Кличка, Тягнибока і простого сотника на майдані 21.02.2014
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