Wohin geht die Türkei unter Erdogan?

@Auweia
Hm, naja. Die Information erhält man eigentlich auch so (Durchsagen zB). Man erfährt ja ziemlich schnell, wie man gesehen hat, ob es erfolgreich war oder nicht. Also die Unterstützer auch. Naja egal, ist ja eh alles Spekulation..

@liaewen

Joh, alles Spekulatius. Wobei ich zwar der Liste nicht so ganz traue, aber dass eine existiert da bin ich mir sicher.

Auweia schrieb:Naja, 1000 Namen behält man mal nicht eben so im Kopf.

Es ist einfach eine Frage der Prioritäten. So eine Liste macht man nachdem der Putsch erfolgreich verlaufen ist. Vor dem Putsch weiß man doch gar nicht wieviele Richter überhaupt gebraucht werden, weil man nicht genau weiß wie der Putsch sich genau entwickelt.

Priorität Nr.1 wäre gewesen, genügend Soldaten zu mobilisieren, die den Putsch durchführen können.
Priorität Nr. 2 wäre gewesen, die Bevölkerung zu mobilisieren, also alle Leute, die gegen Erdogan sind.
In den Wahlen haben 48% der Bevölkerung gegen Erdogan gestimmt.


Stattdessen haben die Putschisten eine Ausgangssperre verhängt und somit verhindert dass
die vielen Erdogangegner auf die Strasse gehen, die haben das Gegenteil von dem gemacht was zu erwarten wäre.
Eine landesweite Ausgangssperre konnten die 2000 Mann natürlich auch nicht durchsetzen.
Warum haben die Tausende Richter, die jetzt entlassen und verhaftet werden nicht den putschenden Soldaten geholfen?
Allein die Zahl der jetzt entlassenen Richter hätte die Zahl der auf den Strassen anwesenden Putschisten verdoppelt

@parabol

Nee so eine Liste muss schon vorher gemacht werden. Wenn man sich damit nach erfolgreichem Putsch lange Zeit lässt, gibt zu viel Unruhe. Da kann man sich nicht erst hinsetzten und sich überlegen, wen setzte ich wo und warum hin.

@parabol

Es geht doch nicht um die Richter...die Regierungsgeschäfte müssen ja geführt werden, da benötigt es viele Personen.

parabol schrieb:Stattdessen haben die Putschisten eine Ausgangssperre verhängt und somit verhindert dass
die vielen Erdogangegner auf die Strasse gehen, die haben das Gegenteil von dem gemacht was zu erwarten wäre.

Das war schon nachvollziehbar...schließlich wusste man nicht ob die Erdogangener überhaupt den Putsch begrüßen...hat sich ja auch bewahrheitet, alle waren gegen den Putsch, abgesehen von ein paar Foristen hier...:)

Auf den Istanbuler Vizebürgermeister Cemil Canda (Mitglied der sozialdemokratischen und kemalistischen CHP) wurde vor kurzem ein Attentat verübt. Er ist durch einen Kopfschuss schwer verletzt worden.

http://orf.at/stories/2350041/ (Archiv-Version vom 19.07.2016)

canales schrieb:Warum sollte jeder die Liste bei sich haben...da kann man ja gleich ne doodle-Umfrage machen?

Nee, nicht jeder. Darum schrieb ich auch, von " führenden Putschisten ".

Hier ist einigermaßen erklärt, wie es scheinbar zu den Listen kam. Ob es so auch stimmt, keine Ahnung.

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/tuerkei/verhaftungen-in-der-tuerkei-wollten-putschisten-erdogans-saeuberungswelle-verhindern-14344728.html

canales schrieb:abgesehen von ein paar Foristen hier...:)

Achso? Und das weißt du so genau woher? Hast alle befragt? ... Klar sind alle Erdowahn-Clowns dagegen. Schau die Leute dir doch mal an, da wird mir schon übel.
Und ca. 50% der Türkei hat den Erdi mal nicht gewählt. Also sind diese ca. 50% nicht hinter ihm.

@Narrenschiffer
Laut einer Zeitung war es ein Auftraggeber/nehmer. Mal gucken..

canales schrieb:...schließlich wusste man nicht ob die Erdogangener überhaupt den Putsch begrüßen..

1997 wurde in der Türkei eine legal gewählte, islamistische Regierung durch das Militär abgesetzt.
Den Islamisten weinte in der nicht-islamistischen Bevölkerung keiner eine Träne nach.
Wikipedia: Intervention des Militärs in der Türkei 1997

Und wie will man einen Putsch durchführen... ohne die Unterstützung der Bevölkerung und der Polizei und nur mit 2000 Soldaten?

@nodoc

Also es gibt wohl zwei Listen...eine, der Regierung, die schon länger in den Schubladen war und eine der Putschisten, die nach dem Putsch wichtige Positionen durch Getreue ersetzen wollten.
Die Letztere wurde nach dem Artikel in Bursa bei einem der Putschisten gefunden.

@liaewen

liaewen schrieb:Achso? Und das weißt du so genau woher? Hast alle befragt?

Nein, aber ich hab die Diskussion in der Nacht zum Samstag mitgelesen und kommentiert.

@parabol

parabol schrieb:1997 wurde in der Türkei eine legal gewählte, islamistische Regierung durch das Militär abgesetzt.
Den Islamisten weinte in der nicht-islamistischen Bevölkerung keiner eine Träne nach.

Das war 1997...dazwischen ist viel passiert.
Alle politischen Parteien haben sich gegen den Putsch ausgesprochen. Der Putsch ist letzendlich auch am fehlenden Rückhalt im Militär, der Polizei und den Bürgern gescheitert.

@canales
Das hat leider nichts zu bedeuten.

canales schrieb:Alle politischen Parteien haben sich gegen den Putsch ausgesprochen.

Angenommen du bist ein Unterstützer der Putschisten und siehst gerade, dass es gescheitert ist. Würdest du dich freiwillig FÜR den Putsch äußern? GLaube ich kaum.

@Topic
Alle Mitarbeiter im öffentlichen Dienst (Richter, Anwalt, Soldat, etc.) dürfen nicht ausreisen.
Und der jährliche Urlaub wurde für alle im öffentlichen Dienst gestrichen.
Ja jetzt geht es nach und nach..

liaewen schrieb:Wieso soll es mir recht kommen. Ich lebe nicht in der Türkei. Möchte aber nicht, dass die Türkei von so einem Wesen wie Erdi der einen Gottkomplex hat geführt wird. Die Türkei soll bitte nicht zu einem arabischen Staat mutieren.

@canales
@Auweia
@parabol
@liaewen

anstatt deeskalierend einzuwirken hetzt AKP weiterhin die Massen auf,

Verteidigungsminister Fikri Işık forderte die Menschen nach Angaben des türkischen Senders NTV auf, "jede Äußerung unseres Präsidenten aufmerksam zu verfolgen und solange draußen zu bleiben, bis er sagt: Es reicht, ihr könnt wieder nach Hause gehen." Der Putsch sei verhindert, doch könne noch nicht gesagt werden, dass die Gefahr vorbei sei.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-07/tuerkei-putschversuch-regierung-polizeikraefte-istanbul

Warnung vor einer "Lynchstimmung"

Türkischen Oppositionellen machen diese martialischen Parolen Angst. Sie beobachten entsetzt, wie die Stimmung in dem Land immer aggressiver wird, manche warnen vor einer "Lynchstimmung".

..
Die Gewalt hält auch jetzt, da der Coup abgewehrt ist, an. Ein Video zeigt, wie in Istanbul ein Mob auf eine Gruppe Ausländer losgeht. In Provinzstädten sollen nach Berichten türkischer Medien Schlägertrupps Jagd auf Menschen gemacht haben, die sie als Putsch-Sympathisanten verdächtigten. In den sozialen Netzwerken kursieren Appelle zur Denunziation; Türken sollen diejenigen, die Sympathie für Putschisten äußern oder in irgendeiner Weise regierungskritisch sind, per E-Mail melden.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/tuerkei-angst-vor-dem-mob-und-der-lynchjustiz-a-1103453.html

Er ruft auf, gegen Terroristen und Paralellorganisation zu sein und schafft selber eigene Paralellorganisationen und Banden.
Diese Aufmärsche mit viel Allahuakbar und gestrecktem Zeigefinger unter Erdoganunterstützer sind sehr gefährlich,
mit seiner Rethorik fördert er einen äusserst ungesunden Fanatismus.

Fanatische Erdogan-Anhänger marschieren in Istanbul

Später sprechen Abgeordnete der AKP, aber keine Vertreter der Oppositionsparteien. "Allahu akbar" skandiert die Menge immer wieder, "Allah ist groß"; manche recken den Zeigefinger zum Gruß der Islamisten. Dazwischen laufen Wahlkampfhits von Erdogan, viele singen und wippen mit.


..

Es ist nicht zuletzt diese Symbolsprache, die die säkularen Erdogan-Gegner verängstigt – und sie davon abhält, sich den Feiern anzuschließen, selbst wenn die allermeisten kemalistischen, linken und liberalen und Regimekritiker mit Verweis auf die leidvolle Geschichte mit Militärinterventionen einen Putsch ablehnen.

"Sie feiern nicht die Rettung der Demokratie, sie feiern die islamische Revolution"

http://www.welt.de/politik/ausland/article157115367/Das-ganze-Land-gehoert-uns-Allahu-akbar.html

anscheinend sollen Rebellengruppen in Syrien Landsleute in Türkei aufgefordert haben, an Pro-Erdogan-Manifesten mitzuwirken..

Ein solches Szenario hält auch die syrische Opposition offenbar für möglich. In den sozialen Medien forderte sie daher ihre in der Türkei lebenden Landsleute auf, die von Erdogan gerufenen türkischen Volksmassen bei der Niederschlagung des Militärputsches zu unterstützen. Hunderte von gewaltbereiten syrischen Islamisten sollen den Appellen gefolgt sein.

http://www.nachrichten.at/nachrichten/politik/aussenpolitik/Putschversuch-loeste-in-Syrien-zunaechst-Jubeldemonstrationen-aus;art391,2291896

canales schrieb:Alle politischen Parteien haben sich gegen den Putsch ausgesprochen.

Ja natürlich haben sich alle Parteien gegen diesen dämlich durchgeführten Pseudoputsch ausgesprochen.
Hätte der Hausmeister des türkischen Parlaments sich zum Chef der Türken ernannt, dann wäre ihm auch keiner gefolgt.

liaewen schrieb:ngenommen du bist ein Unterstützer der Putschisten und siehst gerade, dass es gescheitert ist. Würdest du dich freiwillig FÜR den Putsch äußern? GLaube ich kaum

Als Politiker eines halbwegs demokratischen Landes sollte es deine Pflicht sein einen militärputsch zu verurteilen .
Das hat im übrigen die ganze Welt getan ganz gleich welche fraktion und ganz ohne Schiss vor Erdogan

@parabol

liaewen schrieb:Angenommen du bist ein Unterstützer der Putschisten und siehst gerade, dass es gescheitert ist. Würdest du dich freiwillig FÜR den Putsch äußern? GLaube ich kaum.

Schon während dem Putsch war dies der Fall...es gab auch keine Bewegung während des Putsches die glauben ließ, dass die Erdogan-Gegner diesen Putsch befürworten würden.

@Jedimindtricks
Klar. Wer würde das denn freiwillig gutheißen?

@canales
Während? Dir ist klar, dass es offiziell nur paar Stunden gedauert hat? Was hätte da großartig denn überhaupt passieren können. Insgeheim gibt es viele, die das begrüßt hätten.

Viel problematischer ist eigtl das die Türkei zurzeit zutiefst gespalten wird , wie erwähnt in 50/50 .
Unter der Rhetorik von Erdogan führt das alles zum Desaster, in Teilen des Landes hat es ja schon Bürgerkriegsverhältnisse

@lilit

Wie sagt man seit Magath dazu: "Der Drops ist gelutscht"...es geht jetzt eher darum, dass diese Geschichte nicht ausartet dahingehend, dass der "Mob" dort die Macht ausübt.
Das dürfte nicht einmal Erdogan recht sein...
Aber die Türkei ist auf dem Weg in einen wie auch immer definierten islamischen Staat mit einem zudem übergroßen nationalen Bewusstsein.

@liaewen

Insgeheim zählt nicht, weil nicht relevant. Der Putsch ist an der fehlenden Unterstützung gescheitert...und hätte sehr wahrscheinlich einen Bürgerkrieg ausgelöst. Der kann jetzt noch verhindert werden, wenn da endlich so etwas wie ein gesunder Menschenverstand einkehren sollte.

@Jedimindtricks
Jep, es werden jetzt schon Minderheiten in gewissen Teilen der Türkei angegriffen. Sogar in Wien wie man ja gesehen hat. Und wenn das so weitergeht, dann sehe ich schwarz.

canales schrieb: gesunder Menschenverstand

Ja definitiv. Aber bitte den Erdowahn-Clowns. Weil gerade die sind dabei die Minderheiten (oder alles was gegen AKP und Erdi ist) zu attackieren.

@parabol
Es ist offensichtlich, dass es in Türkei nicht mit rechten Dingen zugeht,
die überzeugtesten Anhänger Erdogans können die Verhaftungs- und Entlassungswellen nicht rechtfertigen,

das mit der Todesstrafe ist reine Rethorik, aber zeigt auf, wie gefährlich weit weg sich Türkei von Europa bereits bewegt hat.

Wiedereinführung reine Rhetorik?

Der Strafrechtler Kai Ambos, Professor für Internationales Strafrecht in Göttingen, hält die Wiedereinführung der Todesstrafe in der Türkei für unwahrscheinlich. Bei solchen Debatten jenseits des Völkerrechts handele es sich meistens um "reine Rhetorik", sagte Ambos im Deutschlandradio Kultur. "Deshalb glaube ich auch, dass daraus nichts werden wird." Die Türkei müsse erhebliche juristische Schritte einleiten, die das Land in Europa und als Mitglied des Europarats noch weiter isolieren würden.

Zudem sei die Türkei entsprechend den von ihr unterzeichneten Zusatzprotokollen zur Europäischen Menschenrechtskonvention daran gebunden, die Todesstrafe nicht anzuwenden. "Von diesen Zusatzprotokollen kann man eigentlich gar nicht zurücktreten. Da müsste man schon von der Europäischen Menschenrechtskonvention als Ganzes zurücktreten." Ein so weitreichender Schritt sei sehr unwahrscheinlich.

http://www.zeit.de/politik/2016-07/tuerkei-eu-beitritt-todesstrafe-ende-beitrittsverhandlungen

Die von Erdoğan angekündigte "Säuberung" könnte zudem bedeuten, dass das Militär gelähmt wird. Bis die entlassenen Führungskräfte ersetzt und neue eingearbeitet sind, können Monate vergehen. Und noch eine Sorge treibt internationale Diplomaten um: Erdoğan könnte jetzt paranoider und autoritärer regieren denn je. Und im Zweifelsfall internationale Absprachen dem eigenen politischen Überleben opfern.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-07/tuerkei-putsch-versuch-eu-aussenpolitik-recep-tayyip-erdogan-angela-merkel?page=2#comments


Natomitgliedschaft gefährdet?
Erdogan wurstelt auf grausame Art und Weise vor sich hin, die Welt rundum kann nicht mehr als den Kopf schütteln und Drohungen aussprechen..

Kerry warnt Türkei vor Verlust der Nato-Mitgliedschaft

Nach dem gescheiterten Putschversuch greift der türkische Präsident Erdogan drastisch durch. Jetzt warnt der amerikanische Außenminister: Wenn die Türkei sich nicht an demokratische Prinzipien halte, könnte sie aus der Nato ausgeschlossen werden.

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/nach-gescheitertem-putsch-kerry-warnt-tuerkei-vor-verlust-der-nato-mitgliedschaft-14346129.html