Warum die Türkei Erdogan braucht Leider wird die Türkei und Ihre Rolle in der Region nur auf die angebliche Anti-Kurdenpolitik der Regierung limitiert, die in Wahrheit gegen die PKK und andere aufständische Gruppierungen gerichtet ist - die sich es zum Ziel erklärt haben, das Land zu teilen. Ich hoffe es gelingt mir, einigen hier das große und ganze näher zu bringen, damit man ein Gesamtbild von der Situation bekommt und, vielleicht versteht der ein oder andere, worum es tatsächlich geht. Meine Ausführungen werde ich so kurz wie nur möglich halten, alles andere würde den Rahmen sprengen.
Ist die Türkei ein Europäisches Land? Mustafa Kemal Atatürk hat die Osmanische und somit eine Türkische Dynastie, die sehr arabisch - mit Turkischen Akzenten geprägt war, mit der Ausrufung der Republik beendet. Atatürk wird in breiten Teilen der Bevölkerung heute noch verehrt. Er brachte viele Reformen, stärkte die Rechte der Frauen, schaffte die Arabische Schrift ab, übernahm fast 5.000 Wörter aus dem Französischen - die meisten werden im Alltag gebraucht - etc. Alles aufzuzählen, würde den Kontext sprengen. Es formierte sich ein Gebilde dass sich am Westen orientierte, die Gesellschaft und das Land wurden Modernisiert -bspw. der traditionelle Fes (Kopfbedeckung) wurde Verboten, da es als ein Symbol der Rückständigkeit betrachtet wurde- die Türkei wurde Laizistisch.
Schauen wir hierzu auf die Karte, aus unserem Blinkwinkel (Europa);
BILD 1.
Original anzeigen (0,3 MB)nicht wenige kommen hierbei auf die Idee dass die Türkei "irgendwie" zu Europa gehört (damit meine ich nicht die EU: die Europäische Union). Das ist jedenfalls die Sicht vieler hierzulande.
Nun wenden wir uns von BILD 1. (Die Europäische Sicht auf die Türkei) ab, und schauen uns nun BILD 2. etwas genauer an;
Was fällt uns auf? Östlich von der Türkei beginnt Zentralasien und südlich/östlich - mit Iran, beginnt der Nahe Osten. Ergo: die Türkei scheint in alle 3 Richtungen eine Rolle zu spielen, nicht nur im Hinblick auf Europa.
Im Kontext des Nahen Ostens gilt die Türkei als zu westlich. Für Zentralasiatische Nationalstaaten, die sich nach dem Zerfall der Sowjetunion gebildet haben, ist die moderne Türkei ein Vorbild, nicht zuletzt aufgrund der Affinität - Sprache, Kultur, Religion. (BILD 3.)
BILD 3. - Die Turkstaaten:
Original anzeigen (0,3 MB)nicht alles - aber weitere Informationen:
Wikipedia: TurkstaatWir sehen also: Die Türkei ist Geostrategisch mit 3 Regionen verbunden - Europa (Westen), Zentralasien (Osten) sowie der Nahe Osten (Südlich-/Östlich).
Wie Rohstoffreich und wichtig die Zentralasiatischen Staaten sind, kann jeder auf Wikipedia nachlesen: Turkmenistan und Aserbaidschan wären bspw. ein Anfang.
Wir (der Westen) möchten und brauchen Zugang zu den Ressourcen dieser Staaten, was wiederum für die Staaten dort Wohlstand und eine gewisse Stabilität bedeutet. Dazu ist aber eine politisch stabile Türkei unumgänglich, wenn wir nicht weiterhin von Russlands Gnade über die Pipelines abhängig sein möchten. Es ist darüber hinaus auch wichtig dass es diesen Staaten gelingt ihre Unabhängigkeit vor Russland zu wahren.
2 Mächtige (direkte -/ indirekte) Nachbarn Es muss nicht erwähnt werden dass die Türkische Einflusssphäre in diesen Staaten dem Kreml ein Dorn im Auge ist, man sieht immerhin zu wie Rohstoffreiche Ex-Sowjetrepubliken, nachdem die Nationale und Religiöse Identität wiedererlangt worden ist, sich dem Westen (über die Türkei) wenden. In fast allen Staaten herrscht die Angst gegenüber Russland. Die Türkei gilt als der mächtigste offizielle Partner und Verwandter dieser Staaten und unterstütz sie finanziell. Eine Militärische Unterstützung bspw. durch Türkische Waffen, käme (Russland) einer Kriegserklärung gleich, wobei diese Entscheidung aufgrund der aktuellen politischen Lage nicht ganz abwegig ist, natürlich mit Genehmigung des Westens.
Dem Iran ist Aserbaidschan ein Dorn im Auge, die 21% der Azeris in der Gesamtbevölkerung die überwiegend im Norden des Landes leben (Iran), sind der Auslöser für Paranoia in Teheran. Man befürchtet dass die Azeris im Norden des Landes Autonomiebestrebungen anstellen und die Gebiete für Aserbaidschan beanspruchen könnten.
Die Türkei gilt also für beide Staaten (Iran und Russland) als "Hauptfeind" in der Region, durch die Affinitäten (Kultur, Sprache, Religion) hat die Türkei durchaus leichteren Zugang zu diesen Staaten.
Im Augenblick ist jedoch die Türkei im Begriff jeden Einfluss, vor allem aber den Kulturellen Einfluss auf diese Staaten zu verlieren. Die Inneren Konflikte, die die PKK und andere Aufständischen verursachen, lassen die Investitionen und den Fokus von der Außenpolitik schweifen.
Die Regionalen Mächte (Russland und der Iran) haben also ein gesundes Interesse an einer schwächeren 3. Regionalmacht: die Türkei. Was zurzeit betrieben wird, seitens der PKK, ist pures Marketing. Die Unterdrückten, die armen, armen Kurden. Wir wissen wie Mächtig es ist Sehnsüchte zu wecken. Daher die These: Ein Kurdistan in einer Region, die einem Hexenkessel gleich kommt, hat auf lange Sicht keine Überlebenschancen.
Die Utopie dient dazu, die Türkei als dritte Regionalmacht zu destabilisieren. Wir wissen aber dass eine destabilisierte Türkei uns nichts bringen wird, im Gegenteil: Sie wird als Katalysator dienen und die Region in ein tieferes Loch stürzen wobei wir dann an der Europäischen Außengrenze (Griechenland) direkt ein unstabiles Land, vielleicht sogar ein Land im Kriegszustand haben, da reicht uns die Ukraine (Polen).
Nebenbei: Es gibt keine "gute" und "schlechte" Terrororganisation, es liegt in der Natur des Begriff's Terror dass so etwas abscheulich ist. Die Kurdischen Kämpfer - die PKK und die YDP-G genießen gerade bei einigen Menschen hier "Ansehen" weil sie ja gegen den IS kämpfen, wir haben angst vor dem IS und die kämpfen gegen den IS. Daher assoziieren die Menschen hierzulande fälschlicherweise die PKK mit etwas gutem, wir müssen uns klar machen dass diese Leute nicht für unsere Werte und Freiheit kämpfen, die kämpfen um ihren eigenen Hintern, nicht für uns!
Wer erinnert sich eigentlich noch daran als man die Mudschaheddin damals gegen die Sowjets in Afghanistan unterstützt hat.
Das ist nur die Spitze des Eisbergs, Akteure wie China und Indien entwickeln immer mehr Interesse an der Region.
Die Ukraine, der mediale Einfluss Russlands, genaue Details über die jeweiligen Staaten etc. habe ich weggelassen.
Mein Beitrag soll einfach mal die aktuelle Lage der Türkei und die Probleme, die außerhalb unserer Hemisphäre liegen, verdeutlichen. Es ist nicht leicht für einen Staat dass von Feindseligen Nachbarn und in einer Krisenregion gelegen ist.