lawine schrieb:ich deprimierte das: Auf dem Boden einer Demokratie riefen Menschen, zum Teil mit deutschem Pass, nach der Todesstrafe. Das war (und ist) mein Marker für vermurkste Integration.
lawine schrieb:nahezu unbehindert von der Öffentlichkeit hat sich türkischer NAtionalismus in Westeuropa ausgebreitet - und mit der Abstimmung haben wir sozusagen das erstemal einen Gradmessser dafür erlebt. Das Ergebnis zwischen 63% -75% pro Erdogan -Wähler - je nach Land . nur vereinzelte EU Staaten und die Schweiz scheinen den türkischen Nationalisten weniger Raum zur Entwicklung gegeben zu haben....
Na, wer etwas näher hingeguckt hat, hat das auch schon früher bemerkt, verbunden mit einer weiteren Ausgrenzung der Türken hierzulande seit 2010 (Sarrazin-Sündenfall). Und auch deine Darstellung des Wahlergebnisses in den Ausländern ist so nicht ganz richtig - etwa in der Hälfte aller Staaten ist mit Hayir abgestimmt worden, besonders in SW-Europa bis hoch zur Schweiz, in Amerikla (Nord und Süd) und teilweise in Asien und Ozeanien. Richtig stark waren die Evet-Ergebnisse nur in NW- und Zentraleuropa bis runter nach Österreich. Daraus lässt sich also keine Theorie schmieden.
lawine schrieb:klar : in Deutschland die Grünen/Linken (die, die auf völligen Religionsverzicht setzen) wählen und in der Türkei die religiö-nationalisitischen Groß-Türkei/Neoosmanen wählen ....passt.
siehe:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/tuerkei-referendum-migrationsforscher-zum-wahlverhalten-von-deutsch-tuerken-a-1143755.htmlPasst wirklich, aber aus anderen, von mir weiter oben erläuterten Gründen.
lawine schrieb: noch beunruhigender finde ich, dass es Grüne gibt, die als ""Medizin"" gegen diesen Wahnsinn aus Religiosität, Machtsstreben, Demokratieabbau und Nationalismus das (kommunale) Wahlrecht für alle Türken fordern >>>>siehe Frau Roth
Im kommunalen Wahlrecht wird eben nicht über die Türkei und primär türkische Angelegenheiten entschieden, sondern über kommunale, und da finde ich, dass dort jeder ein Wahlrecht haben sollte, auch Nichtdeutsche. Polizeiliche Anmeldung, dass dort ihr Hauptwohnsitz ist, sollte zur Wahlberechtigung ausreichen. Man sollte den Hass auf Erdogan nicht auf die ganzen hier lebenden Türken ausdehnen!
lawine schrieb:wie gesagt, es gibt keine Garantie darauf, dass sie , die mit JA stimmten, die Abschaffung auf die Türkei begrenzen wollen. Die Sharia kennt keine LAndesgrenzen
Jau, jetzt werden wieder die Kanonen ausgepackt. Wie kommt die Sharia nach Berlin??? Es wurde über Erdos Präsidialsystem abgestimmt und nicht über die Einführung der Sharia, weder in der Türkei noch in Deutschland.
lawine schrieb:Auf dem Boden einer Demokratie riefen Menschen, zum Teil mit deutschem Pass, nach der Todesstrafe. Das war (und ist) mein Marker für vermurkste Integration.
Naja, schön ist was anderes, aber die Todesstrafe wird ja nicht bei uns eingeführt, sondern wenn überhaupt, in der Türkei, und solange sie auch einen türkischen Pass haben... Man sollte das auch nicht mit mangelnder Integration begründen, denn dann müssten 300 Millionen Nordamerikaner, wo es die Todesstrafe gibt, unintegriert sein. Etwas komplexer ist es schon, aber du bist ja mehr für einfache Antworten auf schwierige Problemlagen. Aber bitte erkläre mich jetzt nicht gleich auch noch zum Todesstrafenbefürworter! ://
nexutron schrieb:Wenn ich jetzt den Teil nehem der sich "nur" arangiert mit den westlichen Werten (diese aber niedriger stellt wie seine konservativ Türkischen), muss man doch mal schauen ob eine Wertevermittlung im Rahmen der Integraton fehlgeschlagen ist oder nicht gewünscht wird. Das ist IMHO schon ein alarmierendes Anzeichen.
Es könnte sein, dass du übersiehst, dass die Deutschtürken (auch mit türkischem Pass) immer eine doppelte Entscheidung treffen müssen: Einmal für die Belange für sie hier in Deutschland (als Deutschtürken) und zum anderen für die Belange der Türken generell (in der Türkei und in der Welt). Da kommt es, je weiter das Erdogan-System vom europäischen entfernt ist, zu sehr starken Entscheidungskonflikten. Beispiel: Wenn man für Erdogan ist, müsste man auch für die Todesstrafe sein. Auf der anderen Seite vergiftet Erdogan - unabhängig davon, ob hier Deutschtürken leben oder nicht, würde hier keiner leben, wäre die Diskussion dennoch da - das Klima hier gegenüber Türken schlechthin. Und da hier eben auch Deutschtürken leben, wird jeder, egal ob er mit Evet, Hayir oder gar nicht abgestimmt hat, scheel angeguckt und man distanziert sich. Jetzt ist die Frage: Gibt er an der immer negativeren Einstellung der Biodeutschen den Deutschtürken gegenüber Erdogan die Schuld oder den Deutschen? Ich willl mich da nicht festlegen, wollte nur die Entscheidungs- und Gewissenskonflikte aufzeigen, in die so ein Mensch hier hinein gerät, selbst wenn er mit Politik überhaupt nix am Huit hat und einfach nur hier in Frieden ohne Anfeindungen leben will.
nexutron schrieb:Wenn ich dann noch (so nehme ich es war) der gleiche "Türke" sich darüber brüskieren das die AKP hier keinen Wahlkampf betreiben darf und Zeitgleich mit Jubel unterstützen das die Medien und Regimekritiker in der Türkei verfolgt und verboten werden, eine Todestrafe eingeführt werden soll.. . . .
Ist die beschreibung aus dem Artikel mit "primitiven Demokratieverständnis" noch sehr milde ausgedrückt.
Ja, auch unter den Deutschtürken gibt es ebenso wie bei uns Dumme und Fanatiker. Bei AfD- und Pegida-Typen spricht man von "Meinungsfreiheit", bei Deutschtürken "sowas gehört nicht hierher". Zur Demokratie gehört auch, sowas aushalten zu müssen, auch wenn es uns nicht passt. Aber der in meinem oberen Beitrag angesprochene Wunsch vieler Deutschtürken, sich zu "verwestlichen", wird durch die Schuldzuweisung der Deutschen betreffs Erdogan auf alle hier lebenden Türken mehr als behindert. Und bei vielen setzt dann ein trotziger "dann bin ich ab sofort eben für Erdogan"-Effekt ein. Durch unsere gerade auch in den Medien immer häufiger anzutreffende Bevormundung der Deutschtürken hier erreichen wir genau das Gegenteil des Angestrebten: eine Wut-Solidarisierung der Deutschtürken mit dem Sultan. weniger aus gekränktem Nationalismus, als aus Resignation, weil ihnen hier gehäuft immer mehr Feindschaft entgegen schlägt, da man den Übeltäter selbst hier ja nicht zu fassen kriegen kann, also muss es der Deutschtürke stellvertretend ausbaden.
nexutron schrieb:Ist es denen bewusst und die haben einfach diese undemorkatische Gesinnung? (da müssten wir genau hinschauen)
Ist es mehr Wut über ihre Situation hier? (spräche einiges dafür wie man z.B. in der Schweiz an den Wahlergebnissen sehen konnte)
Ich glaube diese Fragen sind jetzt schon beantwortet. Vielleicht werden sie - trotz Minarettverbots - in der Schweiz eben besser angenommen als bei uns. Ist aber reine Spekulation. Und in den USA, wo die weitaus meisten mit Hayir gestimmt haben, sind sie alle mehr oder weniger bestens integriert. Dort schreit aber auch kein Ami auf, so wie hier, wenn sie sich, wenn sie unter sich sind, nicht auf Amerikanisch, sondern auf Türkisch unterhalten.
nexutron schrieb:Zudem sehe ich die Hetze gegen die "Nein" Wähler und das die sich hier nicht mehr sicher fühlen, das Sie verfolgt werden Listen erstellt werden und sie Angst um ihre verwandten in der Türkei haben müssen wenn sie sich zu "Nein" bekennen.
Ja, das sehe ich leider genauso problematisch. Indem das hier so hochgekocht wurde, wurde praktisch der innertürkische Konflikt "importiert". Wäre es besser gewesen, wenn man ihnen nur die Briefwahl gelassen hätte und um des lieben Friedens willen keine Abstimungsergebnisse aus Deutschland veröffentlicht worden wären? Dann würde es hier zwar nicht so hochkochen, wir hätten aber ein gewisses Demokratiedefizit erhalten.
nexutron schrieb: Die glauben ja nicht, antidemokratisch zu sein.
Auch woher dieses selbstverständnis kommt, kann ich nicht begreifen.
Wer Hetze gegen andersdenkende unterstutzt, gut heist und sich demokratisch empfindet . . .
Das müsstest du vielleicht mal etwas genauer erklären. Wo wurde denn konkret hier gehetzt? Man rechnete ja vor der Wahl mit Mord und Totschlag, auch hier. So gesehen ist es alles doch noch ganz verträglich abgelaufen, auch wenn die erhitzten Gemüter teilweise überkochen.