@Glünggi Glünggi schrieb:Diese einzelnen Vorfälle, so tragisch sie auch sind, kannste doch nicht mit einem Mehrjährigen blutigen Konflikt mit tausenden Toten vergleichen? Der Kosovo hat einiges durchgemacht, bis man die Unabhängigkeit durchzog.
Naja, verharmlosen sollte man das auch nicht. Muss es denn erst zu einem flächendeckenden Genozid kommen bis man den Leuten auf der Krim ihr Recht auf Selbstbestimmung zuspricht?
Die Drohungen gegen die Russen in der Ukraine sind aber nichts Neues. Svoboda, UPA und Banderovzi ziehen schon seit Jahren durch die Straßen und skandieren "Москали на ножи", was soviel heißt wie "leifert die Russen an die Messer". Dabei ist das Wort "Москали" ein übles Schimpfwort - vergleichbar mit "Jude".
Auch die Abspaltungstendenzen auf der Krim ist ein alter Hut. Die haben bloß auf eine gute Gelegenheit gewartet sich endlich zu verabschieden - und ich finde es ist nur fair, wenn sie jetzt gehen dürfen.
Glünggi schrieb:Dass dort nicht alles mit rechten Dingen zu und her ging steht ausser Zweifel. Auch dort wurde Völkerrecht gebrochen von Seiten des Westens.
Ja. Der Westen bricht andauernd das Völkerrecht. Was die USA sich außenpolitisch alles leistet mal ganz zu schweigen.
Glünggi schrieb:Wärend Russland sich im Kosovo gegen die Abspaltung von Serbien ausgesprochen hat nimmt es in der Ukraine die Gegenposition ein... genauso der Westen.. Hütchen wechsle dich...
Ich weiß nicht ob ich mich zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich behaupte, dass wenn sich NATO damals aus Kosovo hinausgehalten hätte, und konsequent das Völkerrecht befolgt hätte, trotz des Genozids, dann hätte sich Russland heute, vielleicht ganz anders verhalten.
Das ist genau das was Russland dem Westen ständig vorwirft. Taktik der Doppelten Standards. Wenn die USA das Völkerrecht bricht und Zivilbevölkerung ohne UN Mandat bombt, dann ist das "Operation Freedom". Aber wenn russische Soldaten ihre Abzeichen abreißen und die Bevölkerung beschützen, dann ist es eine "aggressive Invasion".
Glünggi schrieb:Das hab ich eigentlich auch so aus den Medien erfahren zumindest den Schweizermedien... die ich aber auch zum Westen zähle..
Es gibt auch hierzulande differenziertere Sichtweisen. Allerdings ist das rar. Der Mainstream macht üble rusofobe Anti-Putin Propaganda. Es hat mittlerweile teilweise die Qualität der antisemitischen Propaganda des 3. Reichs.
Glünggi schrieb:Das ist nunmal die rechtliche Lage...da ändert auch eine Abstimmung nichts.
Dazu müsste man in der Un eine Abstimmung durchführen, Weil es die UN Charta ist um die es hier geht. Ansonsten führt kein Weg an der Einwilligung Kiews vorbei.
Vorausgesetzt die Regierung in Kiew ist legitim und vertritt das gesamte ukrainische Volk und nicht nur die Nazis die mit der Kalaschnikow in der Hand im Parlament auftreten.
Glünggi schrieb:Wie ich schonmal schrieb handelt es sich bei der Krim nicht um ein besetztes Land das man vor den bösen Besatzern befreien muss. Sondern um eine abtrünnige Region, die man besetzen müsste um sie davon abzubringen.
Das sehe ich auch so. Deshalb finde ich es ja so empörend, dass unsere Kanzlerin allen ernstes versucht alles Putin in die Schuhe zu schieben. Deshalb habe ich wiederholt hier die Frage gestellt, was denn die Sanktionen gegen Russland bewirken sollen? Es ist ja nicht so, dass Putin dafür gesorgt hat, dass die Krim sich abspalten möchte. Und er hat auch keine Kontrolle über die Krim Regierung, jetzt jedenfalls noch nicht. Was heißt es also konkret, wenn unsere Kanzlerin meint: "Wenn Putin nicht einlenkt, dann werden wir die Sanktionen verschärfen".
Soll Putin jetzt auf der Krim für Ordnung sorgen und "gefährliche Separatisten" in die Schranken verweisen und sie zwingen in der Ukraine zu bleiben? Sollen die Krimäer trotz eindeutigen Volksentscheids ihrem Schicksal überlassen werden? Damit wir dort sehr bald ein zweites Kosovo haben? Wäre das vielleicht völkerrechtlich einwandfrei?
Glünggi schrieb:Das Problem dabei ist halt nunmal, dass die Krimbevölkerung völkerrechtlich im Unrecht ist und die Ukraine wär im Recht ihre Provinz militärisch zu verteidigen.
Das ist halt nicht so eindeutig. Es gibt das Selbstbestimmungsrecht im Völkerrecht. Etnisch sind Ukraine, Weißrussland und Russland ein und das Selbe Volk. Außerdem ist es wirklich fraglich, ob die Ukraine völkerrechtlich überhaupt ein Staat ist, nachdem dort ein von aussen beeinflusster gewaltsamer Umsturz stattgefunden hat. Es ist fraglich ob die ukrainische Regierung ihr eigenes Volk vertritt.
Glünggi schrieb:Bloss ist das mit dem Widerstand ja auch noch nicht vom Tisch.
Völkerrechtlich hat die Ukraine das Recht sich die Krim unter Anwendung militärischer Mittel wiederzuholen.
Nur wenn man die neue ukrainische Übergangsregierung als legitime Volksvertretung anerkennt. Wenn man diesen Fehler schon begangen hat, dann lässt sich natürlich auch ein Massaker an Krimäern völkerrechtlich absegnen.
Glünggi schrieb:Man muss nun also hoffen dass die Ukraine auf ihr Recht verzichtet...dem Weltfrieden zuliebe.
Aber ich denke zum einen dass die Kräfteverhältnisse klar sind.. Darüberhinaus ist es nicht damit getan die Milizen von der Krim zu jagen. man hat dann auf der Krim eine ziemlich angepisste Bevölkerung die man unter Kontrolle halten muss. Da sehe ich die Ukraine nicht in der Lage dazu und die Nato hat auch keinen Bock dort eine "Friedenstruppe" zu stationieren.
Ich glaube nicht, dass es zu offenen Kampfhandlungen zwischen Russland und der Ukraine kommt. Dafür stehen sie sich viel zu nah. Viele Soldaten kennen sich persönlich, und sind zur selben Schule oder Militärakademie gegangen. Die werden bestimmt nicht auf einander Schießen.
Meine persönliche Prognose: Bürgerkrieg im Osten des Landes, bedingt durch Säuberungsaktionen des rechten Sektors, mit anschließnder Spaltung des Landes und eventueller Annektierung weiterer Regionen an Russland. Und der NATO werden die Hände gebunden sein, weil sie dort selbst bis zum Hals mit drin steckt, und einen Krieg mit Russland nicht riskieren wird. Dafür ist die Ukraine der EU nicht wichtig genug.
Glünggi schrieb:Die UN und ihre Blauhelme fallen eh vom Tisch, da Russland den Sicherheitsrat mit einem Veto blockieren würde.
Zum Glück gibt es dieses Vetorecht.