Aktuell ist die Berichterstattung ja wieder voll am Laufen. Für mich von besonderem Interesse ist dabei vorallem die Art und Weise, wie unsere großen öffentlichen Fernsehsender darüber berichten. Daher auch folgender Beitrag aus Titel Thesen Temperamente:
http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/videos/lasst-gras-wachsen-debatte-zur-legalisierung-von-cannabis-100.html (Archiv-Version vom 04.12.2014)Sehr erfreulich an diesem Beitrag finde ich, dass die Diskussion auch in den großen Medien jetzt langsam realistischere Züge annimmt, sprich die wirklich relevanten Punkte der Thematik werden angesprochen. Das gilt in diesem Artikel und dem dazugehörigen Video aber eigentlich nur für die Legalisierungsbefürworter, da der Gegner, Prof. Dr. Rainer Thomasius, hier nur Punkte abrattert, die schon zu Beginn korrekt von Rainer Schmidt dargestellt wurden:
"In Colorado, wo seit Anfang des Jahres quasi der Genusshanf auch legal ist, nicht nur der medizinische Hanf, gibt es erste Anzeichen, dass der Schwarzmarkt komplett zum Erliegen gekommen ist", berichtet Schmidt. "Und zum Beispiel Jugendliche überhaupt keine Möglichkeit haben, sich das auf der Straße zu beschaffen. Ich glaube, Amerika ist hier wirklich ein Vorbild."
Das Interview mit Thomasius wurde auf folgende Teile reduziert:
Professor Rainer Thomasius ist Suchtexperte am Unfallkrankenhaus in Hamburg. Er weiß: "Sicher macht Alkohol, macht das Tabakrauchen enorme Schäden, weil es massenhaft konsumiert wird. Wenn Sie sich aber die akuten Effekte und die mittelfristigen Effekte anschauen, dann ist Cannabiskonsum im Jugendalter natürlich deutlich gefährlicher. Und mit der Gefährdung geht einher, dass die Nervenzellen kaputt gemacht werden, und komplexe Wachstumsprozesse des Gehirns in der Pubertät und der Adoleszenz durch Cannabiskonsum behindert werden."
Er kämpft gegen Windmühlen, da die Schädigung von Jugendlichen ja gerade bei einer Legalisierung durch die beschränkte Verfügbarkeit für diese abgemildert wird. Er liefert wie so viele Gegner also gleich ein sehr starkes Argument für die Legalisierung. Zusätzlich zeigt er aber, dass er nur Suchtexperte ist und anscheinend die aktuelle Studienlage zu Cannabinoiden nicht kennt, da diese entgegen seiner Ausführung eben keine Nervenzellen kaputt macht, sondern ganz im Gegenteil (wahrscheinlich) neuroprotektive Wirkung hat.
Auch ist extrem fragwürdig, wie er kategorisch davon ausgeht, dass die akuten und mittelfristigen Effekte von Cannabis bei Jugendlichen deutlich gefährlicher seien als die von Tabak und Alkohol. Nikotin hat ja fast keine akute Wirkung und mittelfristig schädigt das auch nur dem Geldbeutel. Mittelfristige Wirkung haben auch Alkohol und Cannabis eher keine. Der Rausch von Alkohol mit seiner inhärenten Selbstüberschätzung dürfte den von Cannabis wohl auch deutlich in der Gefährlichkeit übersteigen. Einzig psychotische Episoden im Rausch von Cannabis, die gerade in unerfahrenen Usern auftauchen, können ein wirkliches Problem, aber fast ausschließlich für den Konsumenten, darstellen.
"Als Erwachsener kann man es auch übertreiben", räumt Rainer Schmidt ein. "Es gibt Leute, die bekommen davon Psychosen. Es gibt Leute, die werden auf eine bestimmte Art und Weise abhängig. Eine kleine Minderheit der Erwachsenen nur, aber natürlich, wer das leugnet, ist, glaube ich, genauso ein Ideologe wie diejenigen, die nicht einsehen, dass man andere Wege gehen muss, um das besser zu regulieren."
Das sind natürlich bekannte Dinge, die die Gegner der Freigabe berechtigter Weise anbringen. Aber insgesamt sehr schwache Argumente gegen die Legalisierung.
Insgesamt werden bessere und mehr Argumente für das Ende der Cannabisprohibition angebracht. Faktisch betrachtet ist das auch logisch, nur kommen die relevanten Probleme nicht zur Geltung.
Mal abwarten, ob der Ton bzw. die objektive(re) Auseinandersetzung mit der Thematik sich durchsetzt. Aktuell steht es um eine Legalisierung aber recht gut.