@Groucho Hast du im Grunde nichts zu sagen oder wie erklärt es sich, dass deine Dialektik nicht ohne offenkundige Diffamierungen auszukommen scheint?
Groucho schrieb:Skep, bislang ist das nichts weiter als inhaltsloses Kiffer-Gelaber - vielleicht ändert sich das ja, wenn du einige Sachen präzisiert oder definiert hast.
Auch bei deiner letzten Antwort ging es wohl nicht ohne.
Aber seis drum,doch vorweg noch einmal der Hinweis an Dich, dass es sich lediglich um meine
Interpretation handelt, ohne Anspruch den Stein der Weisen gefunden zu haben.
Groucho schrieb:Ja, das mag vor langer Zeit in Amerika mal mit dazu beigetragen haben.
Ist die Baumwollindustrie in Deutschland nennenswert vertreten, spielt die in der aktuellen Auseinandersetzung IRGENDEINE Rolle in Deutschland?
Wie schon bei der ersten Antwort habe ich NICHT die kaum vorhandene Baumwollindustrie
in Deutschland als Auslöser der derzeitigen Prohibition verortet.
Vielmehr ging es mir um geschichtliche Zusammenhänge, auf die ich auch
verwiesen habe. Es gab historisch belegt schon lange eine mächtige Lobby
der Baumwollindustrie z.B. in Amerika. Aktuell bedienen die Vereinigten Staaten
etwa 90% des weltweiten Upland Baumwollbedarfes. Insgesamt werden dort
hauptsächlich 2 Sorten kultiviert.
Nachzulesen z.B. hier:
http://www.cottonusa.de/baumwolle/anbaugebiete_sorten.html (Archiv-Version vom 28.05.2014)Weltweit belegen die USA immerhin den dritten Platz unter allen produzierenden Ländern,
sämtliche relevanten Sorten berücksichtigend.
Die größten Baumwollproduzenten (2012)[40] Rang Land Produktion (in Tsd. t) Anteil
1 China Volksrepublik China 6840 26,4 %
2 Indien Indien 5321 20,5 %
3 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 3598 13,9 %
4 Pakistan Pakistan 2215 8,5 %
5 Brasilien Brasilien 1638 6,3 %
6 Usbekistan Usbekistan 1052 4,1 %
7 Australien Australien 973 3,8 %
8 Türkei Türkei 851 3,3 %
9 Griechenland Griechenland 367 1,4 %
10 Mexiko Mexiko 220 0,8 %
weltweit 25.955 100,00 %
Wikipedia: BaumwollePlatz 3 weltweit, 90% des weltweiten Uplandbedarfes werden durch die USA gedeckt.
Wirtschaftliche Interessen sind damit vorhanden.
Lobbyismus ist auch in USA ein ernstzunehmendes Problem, was bei regelmäßiger
Lektüre entsprechender Medien untermauert werden kann.
Sieht man sich dann einmal den Werdegang der Prohibition an, waren die USA
federführend.
Da es sich hier um eine sehr komplexe Thematik handelt, werde ich des öfteren
auf die Zitierfunktion zurückgreifen müßen.
Die Frage, warum Cannabis verboten werden mußte, stellt sich zwangsläufig bei der Behandlung dieses Komplexes, denn die Widersprüche und Irrationalitäten, sowie die Ineffizienz der Politik sind offensichtlich.
Bei genauerer Betrachtung der Entstehung des weltweiten Cannabis-Verbots ist deutlich erkennbar, daß die USA eine wichtige, wenn nicht entscheidende Rolle bei der Durchsetzung und Umsetzung spielten. Zwar sorgten die Anträge von Ägypten und der Türkei dafür, daß Cannabis 1925 auf der dritten Opiumkonferrenz in Genf unter Drogenkontrolle gestellt wurde [1], jedoch war es vor allem das treibende Engagement des "US-Federal bureau of narcotics and dangerous drugs" (FBNDD), daß das weltweite Ansehen von Cannabis über seine Kampagnen und Gesetze bis in die Gremien der Vereinten Nationen prägte. Dabei ging es bei dem Verbot von Cannabis nicht lediglich um eine Droge, auch wirtschaftliche Interessen, Rassismus und persönlicher Ehrgeiz spielten eine wichtige Rolle. Denn daß es sich bei Cannabis ursprünglich auch unter anderem um eine wirtschaftlich bedeutsame Nutzpflanze handelt, welche u.a. der aufstrebenden
Kunstfaserindustrie Anfang des Jahrhunderts als Konkurrentin im Wege stand, wird häufig übersehen, bzw. bewußt ignoriert.
http://www.cannabislegal.de/cannabisinfo/verbot.htm(Quellen sind unten aufgeführt)
oder auch
Wikipedia: Einheitsabkommen über die BetäubungsmittelIm Jahre 1925 fand die Internationale Opiumkonferenz in Genf statt. Dort wurde auch ein Verbot von Cannabis diskutiert. Während der Zeit der Prohibition in den USA wurde auch Cannabis zunehmend als eine Gefahr für die Gesellschaft angesehen. Hintergrund war jedoch, dass die mächtigen Baumwollfarmerverbände der Südstaaten und Tabakproduzenten fürchteten, Marktanteile an Hanf zu verlieren und unter Hinweis auf die Rauschwirkung zum Verbot drängten. Kombiniert mit gezieltem Lobbyismus zwischen 1935 und 1937 des Hearst News Network des Medienzars William Randolph Hearst, der wegen der Aussicht einer preisgünstiger werdenden Papierproduktion mit Hanf hohe finanzielle Verluste befürchtete, und der Chemiefirma DuPont, die unter anderem Nylon und Rayon produzierte, dürfte das letztendlich zum De-facto-Verbot im Jahr 1937 geführt haben.
http://www.drogenberatung24.com/Geschichte%20des%20Kiffens.htmWie sich also erkennen läßt, gibt es zumindest starke Hinweise auf wirtschaftlich gesteuerte
Entscheidungsvorgänge. Sollte tatsächlich ein ernsthaftes Interesse an weiteren
Klärungen diesbezüglich bestehen, wirst du um ein Quellenstudium nicht herumkommen,
da sich nicht mit wenigen Worten der gesamte Komplex erklären läßt.
Natürlich habe ich verstanden, dass das nur deine persönlichen Einschätzungen sind.
Darf ich deshalb nun meine persönlichen Einschätzungen nicht dagegen halten?
Kannst du denn wenigsten spezifizieren wie sich Cannabis-Konsum positiv auswirkt?
Und ist es dabei (bei den positiven Auswirkungen) egal wieviel man kifft?
Hierzu verweise ich zum einen auf:
Gut dokumentiert und nachgewiesen ist die Wirksamkeit des Cannabis bei
Übelkeit, Erbrechen, und Kachexie. Viele Studien weisen darauf hin, dass arzneiliches Potential in der Schmerztherapie, bei Depressionen und bei vielen Autoimmunerkrankungen, wie beispielsweise multipler Sklerose, Morbus Crohn vorliegt. Diese Anwendungen werden zurzeit intensiv erforscht.[1]
Wikipedia: Cannabis als ArzneimittelÜbelkeit, Erbrechen und starker Gewichtsverlust sind häufige Begleiterscheinungen bei
pharmazeutischer Indikation verschiedener Krankheitsbilder, die bekanntesten dürften
wohl Krebs oder Aids sein.
zum anderen:
Etwa acht Millionen Menschen in Deutschland gelten als chronisch schmerzkrank; zwei Millionen ist mit den bekannten Therapieregimen nicht ausreichend zu helfen. Dazu zählen Patienten mit fortgeschrittenen onkologischen Erkrankungen, multipler Sklerose (MS) und Aids. Die schmerzlindernde Wirkung von Cannabinoiden und Opioiden, zum Beispiel Dronabinol, kann in diesen Fällen eine therapeutische Perspektive bieten.
Dronabinol ist der internationale Name für Delta-9-trans-Tetrahydrocannabinol (DELTA 9 THC), dem medizinisch wirksamen Bestandteil der Hanfpflanze. Dronabinol wirkt antiphlogistisch, analgetisch, anxiolytisch, antiemetisch, muskelrelaxierend, sedierend und appetitanregend. Anders als Opiate oder Kokain sind das Suchtpotenzial und die Gesamttoxizität sehr gering.
Prof. Michael Popp (Bionorica) verwies darauf, dass Dronabinol in den USA seit Jahren als Fertigarzneimittel zur Verfügung stehe, das aus Kostengründen in Deutschland selten eingesetzt werde.
http://www.aerzteblatt.de/archiv/34138/Chronische-Schmerzen-Cannabis-verhindert-Schmerz-und-Spastikauch
Wikipedia: Cannabis als RauschmittelGroucho schrieb:Und ist es dabei (bei den positiven Auswirkungen) egal wieviel man kifft?
Toxizität Cannabis selbst ist praktisch ungiftig; die Dosen, die ein Mensch aufnehmen müsste, damit eine toxische Wirkung der Inhaltsstoffe eintritt, sind weder durch Rauchen noch durch Essen von Cannabis zu erreichen. So liegt z. B. die letale Dosis von reinem 9-THC bei über 4 Gramm.Die LD50 des Hauptwirkstoffes THC beträgt bei Mäusen im Fall intravenöser Gabe 29 mg je Kilogramm Körpergewicht, bei oraler Einnahme jedoch 482 mg je Kilogramm Körpergewicht. In der Praxis ist eine tödliche Überdosis beim Menschen deswegen noch in keinem Fall vorgekommen.
http://www.drogenberatung24.com/Toxit%E4t%20von%20Cannabis.htm (Archiv-Version vom 21.08.2014)Wikipedia: Cannabis als RauschmittelIch weise aber extra darauf hin, dass ich persönlich den regelmäßigen Konsum von Cannabis bei
Heranwachsenden ablehne, da es einige Studien gibt, die eine Beeinträchtigung
der Reife zumindest in Betracht ziehen.
skep schrieb:
Hauptprofiteur die Pharmaindustrie.
Also ich hätte gedacht, dass die Hauptprofiteure die jetzigen Dealer sind.
Welche Geschäfte brechen denn der Pharmaindustrie weg, wenn Cannabis legalisiert wird?
Einige Beispiele ergeben sich aus oben zitiertem. Hauptprofiteur war auf physisch/psychisch
bezogen.
Weiterer Profiteur wäre außerdem die Ölindustrie, ohne die viele der heutigen Kunststoffe undenkbar wären, eine weitere starke Lobby nicht nur in den USA.
Weitere Beispiele sind Papierindustrie und Farbherstellung.
Zusammengenommen bilden diese Industriezweige einen interessanten Gegenpart.
Groucho schrieb:(Du scheinst dabei davon auszugehen, dass nach einer Legalisierung der Konsum dauerhaft drastisch ansteigen würde, denn Cannabis gibt es ja jetzt auch schon und wenn nicht dauerhaft drastisch mehr gekifft werden würde, kann ich nicht erkennen, was es für die Pharmaindustrie für einen Unterschied machen würde, wenn es legalisiert würde)
Du scheinst davon auszugehen, dass Cannabis nur inhaliert, also gekifft wird.
Dabei vergißt du aber die Möglichkeiten der oralen und dermatologischen Aufnahme.
Beispiele wären da Müslis, Tee oder Salben, die sich selbst herstellen lassen und
schon präventiv wirken können, wie z.B. bei Darmbeschwerden oder Depressionen
oder eben zur Schmerzbehandlung. Weitere Beispiele wurden oben genannt
Was sich daraus für die Pharmaindustrie folgert, überlasse ich deiner Phantasie.
Groucho schrieb:Hier scheinen mir gleich zwei falsche Annahmen zu Grunde zu liegen:
1) Es würde nach einer Legalisierung dauerhaft drastisch mehr gekifft (Studien aus Holland untermauern das Gegenteil)
2) Kiffen lässt einen zu einem aktiven Revolutionär werden (oder sowas ähnliches, jedenfalls irgendwas, was dem Establishment in den Hintern tritt - vielleicht präzisierst du selbst wie du das meinst?)
Zu 1:
Falsche Annahme, siehe oben.
Zu 2:
Das waren persönliche Einschätzungen über mehrere Jahrzehnte, was ich auch
kenntlich gemacht habe. Daher ist eine Verallgemeinerung nicht zulässig.
Allerdings hingen diverse Veränderungen auch meist mit der jeweiligen Reife
und man staune, auch mit der jeweiligen Bildung zusammen.
Anders ausgedrückt,war ein gewisser Horizont vorhanden, kam es vermehrt zu
einer, natürlich nur in meinen Augen sinnvollen Auseinandersetzung mit, bzw. Infragestellung
des Istzustandes unserer "Kultur".
Näher möchte ich darauf nicht eingehen, da persönliche Ansichten, die nicht Thema sind.
skep schrieb:
Wo sind nun also die empirischen Studien, die diese Hetzjagd, anders kann ich es nicht beschreiben,
Tut mir Leid, ich kenne keine gehetzjagten Kiffer, vielleicht hast du da auch Beispiele?
Sicher hätte ich dazu sogar Beispiele, die ich aber mitnichten öffentlich mache,
falls du an genaue Anschriften gedacht haben solltest.
Folgen des Cannabiskonsums waren Nachfragen bei Arbeitgebern und/oder Nachbarn durch
die Polizei, was in mindestens 2 mir bekannten Fällen zu einem Arbeitsplatzverlust geführt hat.
Andere bekamen nach diesen Erkundigungen große Probleme im nachbarschaftlichen Umfeld.
Nur wenige Beispiele.
Glaub es oder lass es.
Aber evtl. wird dich dies etwas besänftigen, ein kleiner Einstieg in die Problematik:
http://www.schildower-kreis.de/themen/Resolution_deutscher_Strafrechtsprofessorinnen_und_%E2%80%93professoren_an_die_Abgeordneten_des_Deutschen_Bundestages.php5. Die Prohibition ist schädlich für die Konsumenten
Konsumenten werden diskriminiert, strafrechtlich verfolgt und in kriminelle Karrieren getrieben.
„Der weltweite Krieg gegen die Drogen ist gescheitert, mit verheerenden Folgen für die Menschen und Gesellschaften rund um den Globus. 50 Jahre, nachdem die Vereinten Nationen das Einheits-Übereinkommen über die Betäubungsmittel initiiert haben, und 40 Jahre, nachdem die US-Regierung unter Präsident Nixon den Krieg gegen die Drogen ausgerufen hat, besteht in der nationalen und weltweiten Drogenpolitik dringender Bedarf nach grundlegenden Reformen.“
http://blogs.taz.de/drogerie/2014/01/03/strafrechtsprofessoren-fordern-legalize-it/und weiterführend
http://www.globalcommissionondrugs.org/wp-content/themes/gcdp_v1/pdf/Global_Commission_Report_German.pdfTrotz Cannabisbeschluss muss die Polizei bislang jeden noch so kleinen Cannabisfall verfolgen. Erst die Staatsanwaltschaften oder Gerichte können die Verfahren einstellen - häufig gegen Auflagen. Die Zahl der Verfahren ist nach dem Cannabisbeschluss sogar noch deutlich an gestiegen (Tabelle hier abrufbar).
https://www.gruene-bundestag.de/presse/pressemitteilungen/2014/maerz/20-jahre-cannabisbeschluss-kriminalisierung-laeuft-weiter-auf-hochtouren_ID_4391042.htmlWas sind denn Stigmatisierung und Kriminalisierung von Millionen Menschen für Dich?