@Branntweiner @Kreischmann @AmourelleBranntweiner schrieb:Irgendwann hat man sich darauf geeinigt, dass eine Schallwelle von 440 Hz der Ton der Musiknote A ist. Aber unabhängig, wie wir sie nennen: diese Schallwelle existiert in ihrer eigenen Form. Sie ist da. Sie ist objektiv. Ob wir sie hören oder nicht. Ob wir sie benennen oder nicht.
Da geb ich dir Recht, Dinge existieren natürlich auch unabhängig vom Menschen.
Wie wir sie dann allerdings wahrnehmen, bewerten etc. ist subjektiv.
Ja, eine Welle existiert. Sie hat eine bestimmte Wellenlänge, in einem System auf das wir uns als Menschen geeinigt haben. Über die selbe Strecke mag ein Europäer sagen: "Das sind 14m" und ein Amerikaner: "Das sind 46Fuß!" Beide beschreiben (richtig) eine bestimme reale Strecke, denn diese Systeme bieten einen unmittelbaren Bezug zur realen Welt, weshalb wir sie als objektiv beschreiben können. Deswegen gibt es auch selten Auseinandersetzungen über solche "Wahrheiten".
Schwierig wird es mit der Objektivität auf abstrakteren Sprachebenen.
Wenn es um Begriffe geht, wie z. B. "Recht/Gerechtigkeit".
Da hat jeder so seine eigenen Vorstellungen und denen kann man sich auch unmöglich entziehen.
Es gibt nicht die reale, objektive Muster-Gerechtigkeit, auf die man verweisen kann.
Aber jeder Mensch hat trotzdem eine recht genaue Vorstellung von Gerechtigkeit.
Nur muss dies nicht die selbe sein, die andere haben, denn was gerecht ist und was nicht ist eine völlig subjektive Einschätzung.
Um Objektivität zu erlangen, braucht es hier möglichst viele Bezüge zur Realität.
Natürlich kann man jetzt sagen: Es gibt 2 Äpfel, es gibt 2 Menschen, jeder bekommt einen - das ist gerecht.
Aber in der Realität ist es meistens komplizierter als das.
Auge um Auge! Das ist dann auch "gerecht", aber ist das auch "gut"?
Allein aus diesen 2 abstrakten Begrifflichkeiten "gerecht/ungerecht", "gut/schlecht" könnte hier eine komplette Diskussion entstehen (und ist mit Sicherheit auch schon oft).
Objektivität sollte also ein Ziel sein, dass wir erreichen wollen.
Wirkliche Objektivität kann aber nicht erlangt werden, da der Mensch zu schnell Schlüsse zieht aus subjektiven Wahrnehmungen und sie als Wahrheiten deklariert.