@libertarianlibertarian schrieb:Das impliziert: Ich bin du, du bist ich, er ist sie und wir sind sie. Alles und jeder ist eins.
Das habe ich mir gedacht, dass du das so formulierst.
:) Doch genau das ist unwahr. Und ich möchte dir die Erklärung gerne in einzelnen Schritten aufzeigen:
Wahr ist:
Das Potenzial ist kein du, kein ich, kein sonstwer.
Wahr ist:
Du, ich, und sonstwer sind aus dem Potenzial hervorgegangene Ergebnisse.
Wahr ist:
Die Ergebnisse sind von einer anderen Qualität als das Potenzial.
Wahr ist:
Du bist nicht EINS mit mir.
Begründung:
Denn wenn das so wäre, dann darf es uns beide als zählbare Eigenständigkeiten nicht mehr geben. Dann gäbe es höchstens ein Vermischung von uns beiden, eine Vermischung von dir und mir. Ich will´s mal anschaulich machen: Wenn du zwei eigenständige Steaks miteinander vermischst, dann erhälst du eine Portion Gehacktes. Dieses Gehackte ist das EINSSEIN von beiden Steaks. Wenn dir nun jemand eine Portion Gehacktes zeigt, sagen wir, eine ordentliche Portion von 50 kg, wie es in einer Metzgerei durchaus üblich ist, bevor sie weiterverarbeitet wird, - bist du dann in der Lage erkennen zu können, wie viele einzelne Steaks es vorher gab? Mit Sicherheit nicht. Das bedeutet: Im EINSSEIN sind die einzelnen Komponenten, die zum EINSSEIN geführt haben, vollkommen aufgelöst, sie haben ihre Struktur, ihr Aussehen, ihre Form, ihre Farbe, ihr Design, ihre Wirkung als Steak-Sein verloren und können diese Wirkung auch nie wieder rekonstruieren. Deswegen sind wir beide nicht das EINSSEIN, sondern zwei Eigenständigkeiten.
Wahr ist:
Die Qualität von Eigenständigkeiten ist Getrenntheit, Unterschiedlichkeit.
Wahr ist:
Die Qualität von EINSSEIN ist Ungetrenntheit mit dem Potenzial zur Hervorbingung von Eigenständigkeiten.
Wahr ist:
Das EINSSEIN wird zu keinem Zeitpunkt getrennt. Es ist auch dann noch vorhanden, wenn die Möglichkeiten umgesetzt sind. Das EINSSEIN wird aufgrund der Hervorbringung von Eigenständigkeiten nicht geringer oder weniger oder mehr. Es bleibt unverändert.
Wahr ist:
EINSSEIN ist kein Etwas. An dieser Stelle zeigt sich, dass das obige Anschauungsbeispiel mit den 2 Steaks nur ein Beispiel für Eigenständigkeiten ist, aber kein Beispiel für das Potenzial. Das Potenzial kann mit keinem einzigen Beispiel beschrieben werden, weil ein Beispiel immer ein konkretes Etwas beschreibt.
Wahr ist:
Das EINSSEIN benötigt keinen Raum, um zu sein, und auch keine Dauer, innerhalb derer es das EINSSEIN sein könnte. Es benötigt keine Raumzeit. Es befndet sich a priori, das heißt, vor jeglicher Raumzeit.
Wahr ist:
Mit dem Umsetzen der Möglichkeit entsteht eine konkrete Eigenständigkeit, die einen Raum einnimmt, in dem sie das sein kann, was sie ist, und eine Dauer, innerhalb derer sie eine Eigenständigkeit sein kann.
Hierzu ein kurzer Verweis auf meine vorherige Aussage, dass du zwar das Potenzial bist, was aber nicht bedeutet, dass du und ich EINS sind.
Wenn ich schreibe, du bist das Potenzial, genau wie ich und jeder andere, dann meine ich damit keinesfalls "dich, als Eigenständigkeit", sondern dich als Potenzial. Als ein Potenzial bist du aber keine Eigenständigkeit mehr. Dennoch muss ich es sprachlich auf diese Weise zum Ausdruck bringen, dass "du" das Potenzial bist.
Wahr ist:
Das Potenzial ist keine Bewusstheit. Es hat absolut nichts mit Bewusstsein zu tun, weil sich Bewusstsein immer nur als ein ganz konkretes Etwas im Unterschied zu etwas anderem darstellt. Im Potenzial gibt es aber nichts Konkretes, was voneinander unterschieden werden könnte.
Wahr ist:
Eigenständigkeiten dagegen sind etwas, die einem bewusst werden können. Sie sind das, was wir Bewusstsein nennen, weil wir Bewusstsein die Gesamtheit dessen meinen, was einem bewusst sein kann.
Wahr ist:
Das Potenzial ist reine Aufmerksamkeit, ungetrennt, unverdorben, ohne irgendwelche zusätzlichen oder reduzierenden Attribute.
Logischer Beweis hierzu:
Wenn das Potenzial keine Aufmerksamkeit wäre, würde es eine konkrete Möglichkeit nicht zustande bringen können, da es diesen Vorgang nicht bemerken könnte. Oder wie ich gerne sage: Wenn Gott keine Aufmerksamkeit ausübte, könnte er sein eigenes Universum nicht bemerken. Deswegen ist Aufmerksamkeit die höchste Qualität, derer es bedarf, damit etwas geschehen kann.
Ich hoffe, das hat jetzt mehr dazu beigetragen, den Unterschied zwischen dem Potenzial und den Eigenständigkeiten und seine vollkommen unterschiedlichen Qualitäten zu veranschaulichen.