@libertarianlibertarian schrieb:Übst du auch Aufmerksamkeit aus, wenn du dich im Tiefschlaf befindest?
Ja, denn würde ich das nicht tun, gäbe es niemanden, der aufwachen könnte.
libertarian schrieb:Definiere mir mal den Begriff Aufmerksamkeit.
Die Fähigkeit "Aufmerksamkeit auszuüben" ist die qualitativ höchste geistige Fähigkeit, die es gibt. Jede andere noch höhere geistige Fähigkeit ist deswegen nicht möglich, da auch diese Aufmerksamkeit bedürfte, um bemerkt und angewendet werden zu können.
Aufmerksamkeit ist etwas anderes als Bewusstsein, als Bewusstheit, als sinnliche Erfahrbarkeit, als Denken, als Gewahrsein. All dieses bedarf Aufmerksamkeit und ist ohne sie nicht möglich.
So kann ich mir beispielsweise einer Sinneserfahrung nicht bewusst werden, wenn ich keine Aufmerksamkeit darauf richte. Wenn ich beispielsweise ein Buch lese und gedanklich intensiv in die Geschichte eingetaucht bin, und ich gleichzeitig von jemandem gerufen werde, dann kann es passieren, dass ich diesen Ruf nicht höre. Meine Sinne sind vollkommen in Ordnung, doch ich höre es deswegen nicht, weil ich meine Aufmerksamkeit nicht hauptsächlich auf die sinnliche Erfahrbarkeit des Hörens gerichtet habe, sondern auf die Geschichte, die ich lese. Und ich werde dann sagen: "Tut mir leid, ich habe dich nicht gehört, weil ich so in das Buch vertieft war!" - Sinnliche Erfahrungsmöglichkeiten bedürfen Aufmerksamkeit.
Der umgekehrte Fall: Ich kann mir ebenfalls einer Erinnerung oder Vorstellung nicht bewusst werden, wenn ich keine Aufmerksamkeit darauf richte. Wenn ich z.B. eine viel befahrene Straße überqueren will, dann werde ich meine Aufmerksamkeit nahezu ausschließlich auf meine sinnlichen Erfahrungsmöglichkeiten richten. Ich werde mich beispielsweise keinesfalls äußerst intensiv und gründlich mit den Erinnerungen an die gelesene Geschichte des Buches beschäftigen, welches ich tags zuvor so intensiv gelesen habe, obwohl auch diese Erinnerungen verfügbar sind. Meine Erinnerungsmöglichkeit ist gänzlich in Ordnung, aber ich richte keine Aufmerksamkeit darauf, sondern auf meine sinnlichen Erfahrungsmöglichkeiten, weil ich ja eine Lücke im dichten Straßenverkehr abpassen will, um diese zu überqueren. - Denken bedarf Aufmerksamkeit.
Sämtliche Lebensformen, ohne Ausnahme, üben Aufmerksamkeit auf eine jeweils bestimmte Art und Weise, in einer jeweils bestimmten Intensität und Qualität aus. Jedes Lebewesen charakterisiert sich auf diese Weise selbst.
Wenn die Wissenschaft diesen unterschiedlichen Intensitätsformen auch verschiedene Namen und Bezeichnungen gegeben hat, wie z.B. Reflexe, Instinkte, bio-chemische Reaktionen, sensorische oder sinnliche Wahrnehmungen, etc., es ändert nichts an der Tatsache, dass es Formen von Aufmerksamkeit sind, welche die verschiedenen Lebewesen ausüben. Ob es sich dabei um die Reaktion eines Moleküls oder um das Schwimmen eines Fisches im Meer handelt. Denn würden der Fisch und das Molekül keine Aufmerksamkeit ausüben, könnten sie nicht tun, was immer sie tun, weil sie es nicht bemerkten. Das gilt sogar für einen anzunehmenden Gott. Denn übte Gott keine Aufmerksamkeit aus, könnte er sein eigenes Universum nicht bemerken.
Jede dieser Lebensformen bedürfen der Fähigkeit Aufmerksamkeit auszuüben, denn sonst könnten sie nicht sein und tun, was sie sind und was sie beabsichtigen. Und die Art und Weise wie sie es jeweils tun, bestimmt ihr Dasein.
Wenn du deine eigenen Handlungen sowie die aller anderen Menschen und Lebewesen betrachtest, denen du täglich begegnest, so folgen sie alle (ausnahmslos!) dem, was sie gerade im Sinn haben. Jedes Lebewesen hat irgendeine "Idee" im Sinn, folgt irgendeinem Verlangen, Begehren (und sei es auch Nichtstun), das ihm seinen Antrieb gibt. Das ist deswegen so, weil Aufmerksamkeit ein fundamental zugrunde liegendes Kommunikationsverlangen ist, welches jedes Lebewesen auf seine ganz eigene Art und Weise umsetzt. Dazu bedient es sich bestimmter Hilfsmittel, den so genannten physischen Dingen, Gegenständen und Körpern, oder ganz allgemein gesagt dem, was wir als Materie bezeichnen. Materie ist der Obergriff für das manifestierte Umsetzen des zugrunde liegenden Kommunikationsverlangens von Aufmerksamkeit.
Leben ist die Fähigkeit Aufmerksamkeit auszuüben.