Moin,
knopper schrieb:"Nimm dein Leben selbst in die Hand, und mach was draus".... da sag ich nur nee is nich bzw. nicht immer!
es gibt ja ne Menge dieser Sprüche, "jeder ist sines eigenen Glückes Schmied" oder noch geiler: "hilf dir selbst dann hilft dir Gott". Ich kann es auch nicht mehr hören! Es mag einen schmalen Aspekt geben, nämlich die eigene Einstellung immer "schön positiv" zu halten, egal was kommt, auf den diese Sprüche zutreffen. Aber so krass muß man erstmal sein (können).
Im Grunde genommen bügel ich aber mit so einem Spruch alle möglichen üblen Vorkommnisse, die mir selber nie (oder: noch nicht!) passiert sind einfach glatt und sage demjenigen ins Gesicht: "selber Schuld". Das ist eigentlich eine dermaßen freche Unverschämtheit, die ne direkte fette Ohrlasche verdient hat. Leider sind solche Menschen meist zu dumm, selber noch irgendwas zu merken...
Andererseits gibt es Aspekte an den Sprüchen, an denen was wahres dran ist. Wenn ich positiv durchs Leben gehe, und zwar positiv bis ins letzte innere Fitzelchen(!), mich von allem Groll und boshaftigkeit, Rachegedanken etc. befreie, kann sich die bekloppte Welt wirklich ins positive verändern. Meine Erfahrung ist: sobald du dich runterziehen lässt, kommen noch mehr üble Dinge auf dich zu.
Außerdem gibt es Menschen, die den "Unbill" irgendwie anziehen, während andere völlig unbehelligt bleiben. Selbst Leute, die das bezeugen können und dabei waren (Verwandtschaft, Freunde), raffen es nicht immer und treten dir dann mit solchen Sprüchen noch ins Kreuz.
knopper schrieb:In einer evt. Matrix wäre das dann eigentlich völlig, wirklich völlig irrelevant, da es keinen wirklichen freien Willen gäbe und man demzufolge auch nie sein Leben "selbst in die hand nehmen" kann. Rein vom logischen her.
Hier kommt es jetzt drauf an, wie die Mattrix definiert wird.
Meine Theorie geht dahin, daß mein Bewußtsein in diese Scheinwelt, in die Darstellung dieses Körpers irgendwie transferiert wurde und mein wahres Selbst irgendwo anders ist. Also bin "ich" definitiv "hier", mit meiner wahren, echten Persönlichkeit oder mindestens deren Grundlagen. Alles andere ergibt für mich keinen Sinn.
Also ist auch mein "Wille" hier, der aber, natürlich (!), durch die Umstände des Lebens auf dieser Welt (diese Matrix) beeinflußt wird.
Genau festlegen will ich mich jetzt nicht, dazu ist das Bild zu groß, die Matrix-These zu groß, um sie exakt definieren zu können. Wir haben ja leider eh Probleme mit echten, großen "Lagebildern", also komplexen Sachverhalten. Ich vergleiche das gerne mit Militär, wo der Kommandant in einer komplexen Lage entscheiden muß, was wo passieren soll (zB wo ein Angriff starten soll). Wenn der von seinen Soldaten falsch informiert wird, egal warum, kann alles in die Hose gehn. Ich finde den Vergleich gut, denn genau wie im Leben selbst ist es nicht nur ein Lagebild des Moments, sondern zudem einer dynamischen Veränderung, einer Wandlung unterworfen. Also was vorhin noch wahr war, ist jetzt schon überholt (zB: die feindliche Angriffsspitze ist ausgewichen und greift aus anderer, unerwarteter Richtung an). Wie der alte Grieche schon meinte: "der Fluss ist nicht der Gleiche...."
knopper schrieb:Des weiteren lehne ich mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, jeder Mensch, egal ob Alt oder Jung, arm oder reich, krank oder völlig gesund, egal welche Nation usw... spürt das da "noch irgendwas ist". gerade diese Momente wo man nachts aufwacht und von einem Traum "geflasht" ist...oder Situationen wo man sich denkt "Was war denn das jetzt?" oder auch sehr seltsame Zufälle etc.
Das Problem hatte ich als Kind. Ich denke grade Kinder sind da noch sehr "offen" und empfänglich, weil, unter anderem, noch nicht ans Leben gewöhnt, haben noch keine Vorstellungen von dem, was passieren kann, was wirklich los ist auf dieser Welt. Daß hier ständig Krieg herrscht, daß man unglaublich oft belogen oder falsch informiert wird, daß man übelst krank werden kann, jederzeit umkommen kann (Tod). Das alles ist wahr, es variieren nur die Wahrscheinlichkeiten für derartige Vorfälle.
Als Kind fühlte ich mich "frei", ungebremst und unblockiert. Später hat man mir sogar meine (allerdings ziemlich!) laute, freie und freche Lache verboten. Das war aus meiner Erinnerung mit das erste, was mich negativ beeindruckt hat. Bis heute muckieren sich Leute über meine Lache! Ich hab übrigens festgestellt, daß das oft diejenigen sind, die selber nur ne verkappte, vorgeschobene "Presslache" haben. Ist mir ehrlich gesagt sh!ceegal, ich bin da komplett gradaus und lache wie ich "will"!
Manchmal denk ich sogar, daß manche dieser Leute neidisch sind, wie ich trotz des ganzen Üblen noch so lachen kann. Vielleicht bekommen manche Leute sogar Angst?... wie gesagt: mir egal.
knopper schrieb:Ich glaube kein Mensch ist von natur aus so ein Realist bzw. dermaßen abgebrüht, das er das einfach so hinnimmt nach dem Motto "Ja is eben so, lässt sich alles wissenschaftlich erklären".
Wir müssen ja realistisch sein, es gibt ja Dinge in der Matrix, die unbedingt erledigt werden müssen. Ausserdem gibt es keinen Nothalt, keinen Notstopp und keinen Ausgang ausser dem Tod.
Das zeichnet übrigens eine perfekte virtuelle Realität für mich (unter Anderem!) aus:
mit einer solchen "Notbremse" weiß ich *immer*, daß es nicht echt ist was ich erlebe.
Ich glaube aber daß viele Menschen überfordert sind, diese "Welt" zu begreifen, wie gesagt das Bild ist zu groß. Man klammert sich dann an "Führer" oder an den Glauben, hofft auf Hinweise, was zu tun das Richtige ist usw. Das ist aber nicht per se schlecht, man kann sich dadurch ja weiter entwickeln. Was nmich schon als Kind gestört hat: Es ist ja EIN Gott, wie soll der überhaupt Zeit genug haben für EINEN einzelnen von möglicherweise abermilliarden von Wesen? Welches spezielle Interesse sollte diesen "Gott" an mich binden, wennkeine direkte Verwandtschaft oder möglicherweise Freundschaft vorlag?
Es ist ziemlich überheblich (oder typisch menschlich dumm) zu denken, daß da ein omnipotentes übermächtiges Wesen zur Seite steht (jedenfalls im ersten Gedankengang, auf oberster Ebene). Ausserdem macht ein Leben ja gar keinen Sinn, wenn alles von anderen erledigt wird. Dann würde man irgendwann erkennen, daß man selber gar nichts geschafft oder erreicht hat und wäre wieder - oder immer noch - unzufrieden, vielleicht sogar enttäuscht.
Ausserdem, was mich bereits als Kind beschäftigt hat: ich weiß doch gar nichts von diesem Gott? Ist der überhaupt "sauber"? Tickt der "normal", "gradaus"? Stichwort "Vernunft"? Wie soll ich mich ernsthaft anschliessen, wenn ich gar nichts über die Gruppe weiß? Allenfalls sind Geschichten bekannt, hörensagen oder selbsternannte (?) Propheten. Man weiß angeblich aus sicherer Quelle, daß die "Urchristen" alles geteilt haben. Gute Einstellung, wenn alle anderen auch richtig "ticken".
Ich hab das Thema "Glaube" selber etwas differenzierter erlebt, ich spreche jetzt nur mal "allgemein". Ich möchte auch gar nicht weiter darauf hinaus, denn es ist so endlos wie die Debatte über die "Matrix". Ich wolte nur klar machen, wie seltsam das mit dem "Glauben" eigentlich ist, und zwar von einer etwas anderen Ebene aus, als der "einfache Skeptiker" das vielleicht sieht. Daß es bei dem einen oder anderen funktionieren kann, und wer weiß welche Vorbedingungen dafür erfüllt sein müssen(!), spielt erstmal keine Rolle.
gruß,
Tom