@Noumenon Noumenon schrieb:Ja, soweit waren wir hier schon einmal - mit der Feststellung, dass bspw. "Anzahl", "Menge" oder "Abstand" nicht abstrakter ist als etwa "Atom", "Planet" oder "Klimawandel"...
Mir gehts nicht darum, dass unsere Sprache abstrahiert, sondern darum, dass die Mathematik die Abstraktion eines Regelsets ist, dass wir noch nicht vollständig kennen.
Wie Eingangs gesagt, die Tatsache, dass die Mathematik problemlos mit der Unendlichkeit funktioniert zeigt, dass sie keine 1:1 Abbildung der Realität ist.
Das bedeutet nicht, dass die Mathematik falsch ist, sondern eben nur eine Näherungslösung, die wir nutzen um die grundlegenden logischen Zusammenhänge auf denen unser Universum basiert, zu beschreiben.
Vergleiche es mit der Entwicklung von Newton über Einstein bis zur Quantenphysik: Näherungslösungen. Nicht falsch, aber auch nicht allgemeingültig.
Noumenon schrieb:Mathematik ist der Inbegriff von Exaktheit! Und das ist auch der Grund, warum viele Wissenschaften nach einem hohen Grad an "Mathematisierung" streben, um dann als sog. 'exakte Wissenschaft' durchgehen zu können!
Menschliches Verlangen nach unserem subjektiven Konzept von Exaktheit, genauso wie der Hang zur Suche nach "Schönheit" und "Eleganz" in naturwissenschaftlicher Theorie halte ich für nichts weiter als einen Bias, der uns bei vielen Problemen seit Jahrzehnten aufhält.
Das Streben nach mathematischer Exaktheit ausserhalb der Naturwissenschaften halte ich für einen groben Fehler der letztendlich zu fehlgeleiteter affirmativer Forschung führt - sieht man sehr gut an den Wirtschaftswissenschaften.
Exaktheit ist ein Luxus, den man sich durch Abstraktion und selektive Auswahl der beobachteten Phänomene erkauft. Das ist richtig und wichtig in den Naturwissenschaften, aber in der Regel ein Holzweg in den restlichen Wissenschaften.
PopularMechanics hatte erst kürzlich einen Artikel darüber:
Why Some People Think 2+2=5
...and why they're right.
Our numbers, our quantitative measures, are abstractions of real underlying things in the universe and it's important to keep track of this when we use numbers to model the real world
https://www.popularmechanics.com/science/math/a33547137/why-some-people-think-2-plus-2-equals-5/Das ist nicht der Kulturmarxismus der Einzug in die Wissenschaft hält, sondern kritische Einordnung des sozialen Systems "Wissenschaft" und seinen Methoden und Funktionsmechanismen.
Das heißt nicht, dass die Mathematik "falsch" ist. Es bedeutet nur, dass die Mathematik kein adequates Abbild der Logik unseres Universums ist und wir deswegen ganz genau hinschauen müssen, ob die Zahlen, die wir haben auch wirklich das Aussagen was wir denken, dass sie Aussagen.
In der Realität haben wir minimale Größe, keinen infiniten Regress, keine Unendlichkeit, Maximale "Geschwindigkeit" der Kausalität, räumliche Dimensionen, verknüpft mit einer zeitlichen Dimension - beide bedingen sich Gegenseitig und formen eine Raumgeometrie die Eckpfeiler der wirkenden Logik festlegen, die sich in Naturgesetzen herauskristallisieren.
In der Mathematik haben wir diese Umstände nicht angelegt, wir versuchen sie nachzustellen, suchen nach Eleganz, Schönheit, Symmetrie, suchen nach Allem ausser Willkür und wundern uns, dass wir seit Jahrzehnten nicht weiter kommen.
Noumenon schrieb:Und von dem Schluss (Näherungslösung => Erfindung)
Jetzt bist du bei semantischem Erbsenzählen angelangt...
Die Eingangsfrage war:
Lufu schrieb am 18.03.2019:Haben wir als Menschheit einfach nur die unleserlichen Codes der Natur und des Seins entschlüsselt oder haben wir sie komplett neu erfunden um sie für uns zu verstehen?
Wir haben die "Codes der Natur" nicht entschlüsselt, sondern eine rudimentäre Logik entwickelt, die sich idealerweise den "Codes der Natur" annähert.
Ich kann nichts für den binären Titel hier, aber ausgehend von der zitierten Fragestellung muss man die Mathematik definitiv als Erfindung, nicht als Entdeckung, einordnen.