@oneisenough oneisenough schrieb:Modelle, welche auch immer, benötigen einen Konstrukteur. Egal, welches Modell er auch erschaffen wird, kein Modell wird die Qualität besitzen, die Konstrukteuer innehat. Es wird stets nur ein Gedankenkonstrukt sein, eine Objektivierung, und damit wird es zu Wissen.
Ja, genau dem würde ich auch nicht widersprechen. Ohne jetzt meinen entsprechenden Beitrag noch einmal durchlesen zu wollen, glaube ich von Modell auch im Kontext der Selbstbeobachtung als psychologische Methode gesprochen zu haben, und die Schwierigkeit damit, die einhergehen können, so eine Methode adäquat zu erklären.
Auch hier gehe ich davon aus, dass die Sprache an ihre Grenzen der Leistungsfähigkeit stoßt. Denn es ist ja so, dass ich schon ein gewisses Erleben in mir vorfinde, es mir zumindest so erscheint, aber ich dieses Erleben nicht so feinsäuberlich trennen kann, wie es die Sprache mit Konstrukten wie "Stmmung" "Gefühlen" "Gedanke" etc. mir vorgaukeln will. Auch wissenschaftliche Konstrukte wie "Modell" oder "Intelligenz" münden irgendwann in ein "Irgendwie-so"-Gefühl.
oneisenough schrieb:Die Gewissheit des eigenen Vorhandenseins ist aber kein objektiviertes Wissen. Sie ist kein Wissen, dass in Bezug zu etwas anderem steht. Du kannst die Gewissheit deines eigenen Vorhandenseins nicht finden, in dem du danach suchst, egal, wo auch immer du suchen magst. Die Gewissheit ist nicht mit raumzeitlichen Parametern zu bestimmten. Im Gegensatz dazu ist alles übrige Wissen stets ein Bezug zu etwas Raumzeitlichem.
Die Gewissheit der Existenz ist tatsächlich kein Wissen, kann es auch nicht sein. Sie ist die "ultimative" Voraussetzung, obschon das eigene Vorhandensein als eigenes Wissen vorliegen kann (du bezeichnest dich mit einer Sprache als existent, liegt also als semantisches Wissen vor). Ohne Vorhandensein kein Wissen! Aber das eigene Vorhandensein kann als semantisches Wissen gespeichert sein. Doch auch ohne semantisches Wissen, ist, sobald ein Subjekt "erleben kann", eine Existenz gegeben. Und sobald ein Subjekt, so etwas wie eine sprachliche Kompetenz hat, kann es auch diesen Umstand kommunikativ ausdrücken.
oneisenough schrieb:Im Gegensatz dazu ist die Gewissheit des eigenen Vorhandenseins von jeglicher Motivation, von jeglichen Kausalbezügen unberührt. Anders gesagt: Es bedarf keines Grundes oder eines Bezuges, dass es dich gibt. Du benötigst keinen Grund oder einen Bezug, um zu sein. Du bist es bereits.
Ja, so würde ich es auch sehen.
oneisenough schrieb:Das ist meine Erklärung dafür, warum du nicht erst als ein Produkt des Wissens dein Vorhandensein erlangst. Es gibt dich auch dann, wenn niemand von dir weiß, ja sogar dann, wenn nichtmal du selbst etwas von dir weißt, wie es beim Schlaf eindeutig der Fall ist.
Vollkommen deiner Meinung.
Und nochmal für alle: Es gibt nur eine absolute Gewissheit (100% Beweis) für mich: meine (bewusste) Existenz, in welcher Form auch immer die vorliegt. Alles andere, was auf die Existenz aufbaut:
-Wahrnehmung
-Ich als "Modell"
-die Erscheinung eines Fernsehapparats
-die Wissenschaft
-der Glaube
-die Überzeugung das mich meine Freundin liebt
-das Eis, von dem ich denke, es vor 5 Tagen gegessen zu haben
-die Erinnerung an die Kindheit
ist schon weniger gut abgesichert. Denn Erinnerungen können falsch sein, Wahrnehmungen können Täuschungen sein, die Wissenschaft irrig und der Glaube falsch sein. Auch dann wenn 1 Milliarde andere Menschen eine Meinung haben, kann dies kein Beweis (in meiner strengen Definition eines 100% Beweises) sein, denn diese 1 Milliarde Menschen erscheinen mir DURCH meine Wahrnehmung. Ich kann ja noch nicht einmal sagen, ob diese Menschen über ein ähnliches Innenleben verfügen wie ich, obgleich die Annahme recht sinnvoll "erscheint" (ABER SIE IST KEIN BEWEIS FÜR DIE WIRKLICHKEIT). Selbst die Fähigkeit zu dem oder jenes, muss nicht so sein, wie sie mir erscheint, aber dadurch, dass sie mir in einem bestimmten Licht erscheint (z.b. wie oneisenough gut erklärt hat), erscheine ich mir "selbst" und die Welt in einem (diesem) Licht. Aber zu alldem muss ich zunächst (bewusst) existieren (und später kann ich das ggf. be"merken").
Ich möchte noch einmal den Schlaf als gutes Beispiel nehmen. Wie ich bereits ausgeführt hatte, können wir nicht erleben, das wir nichts-erleben. Darum haben wir den Eindruck einer Kette des Erlebens, die in unserem Leben nicht abreißt. Entweder ich träume im Schlaf und erlebe dies, oder aber ich gleite sanft von Wachsein in das Einschlafen und von da aus wieder ins Wachsein, ohne den Eindruck zu haben, als hätte ich 6 - 7 Stunden nichts erlebt. So erscheint uns die Welt. Naive Erlebensbejaher (Empiristen) könnten sagen: Naja, also ob es den Schlaf wirklich gibt, daran zweifel ich doch, denn was ich erlebe ist ja nur, dass ich meine Glubscher schließe, langsam mein Erleben gedämpft wird und ich dann in einem anderen Augenblick erholt und munter, meine Glubscher auf mache und ich energiegeladen aus dem Bett springe. Wer sagt mir denn, das es den Schlaf "wirklich" gibt?
Diese Position erscheint uns allerdings alle (hoffentlich) recht absurd, denn die Welt erschien uns, trotz diesen Erlebens, aufgrund anderer Informationen recht anders. Denn wenn ich aufwache, dann erscheint es mir so, als hätte ich tatsächlich einige Stunden an dem gleichen Platz gelegen (mein Bett ist total durcheinander, das Kissen liegt auf dem Boden). Auch drehte sich die Welt weiter ("vorhin" war es dunkel, jetzt ist es plötzlich "hell") und die Uhr zeigt mir eine andere Uhrzeit. Die Informationen des "Außen" schlägt mein Erleben, da ich gelernt habe, die Welt so zu interpretieren (auch unter Zuhilfenahme von semantischen Wissen).
Aber sollte ich wiederum nicht den Fehler mich alleine auf mein Wissen zu verlassen. Denn ich kann nicht sagen, wenn ich um 11 Uhr zu Bett gehe, dann wache ich meist so gegen 6 - 7 Uhr am Morgen des nächsten Tages auf. Es könnte (!) ja sein, dass mich irgendwer unter Drogen gesetzt hat, und ich um 6 - 7 Uhr des übernächsten (!) Tages auf. Ich würde aufwachen und weiter machen im "Wissen", als wäre das der Tag, den ich eigentlich erwarte (bis ich auf ein entsprechendes Außenwelt-Geschehnis stoße, das mich in meinem Wissen erschüttert). Die Außenwelt, so erscheint es mir, kann meine Überzeugungen "erschüttern".
Jetzt darf ich meinerseits die Außenwelt nicht für ultimative bare Münze nehmen, denn es könnte ja tatsächlich sein, dass ich nur einen besonders langen Traum habe und ich alles, was ich zu erleben glaube und wie mir die Welt erscheint, sich als Täuschung erscheint, denn ich könnte ja jeden Augenblick in einer anderen Realität aufwachen (die ihrerseits übrigens nicht "wirklich" sein müsste).
Aber unter allen WENNS, ABERS, VIELLEICHTS bleibt mir doch ein Fakt (oder Beweis oder Gewissheit oder wie auch immer man dies versprachlichen möchte): meine Existenz. Auch wenn ich nicht weiß, ob mein Erleben Teil eines Computerprogramms oder Traumes ist oder ob ich als "erlebender" Untoter wandle... das ist aber für den Fakt, dass ich nun mal erlebe und "da" bin, nicht entscheidend.
Wie gesagt:
Ich kann nicht wissen, wer ich bin (Ich als Modell, Beobachter, what ever), noch kann ich wissen, wie ich bin (als Computerprogramm, Geist, vielleicht bin ich in Wahrheit selbst ein Alien unter den Menschen), aber dadurch, dass ich bin, bin ich (da ich ja schließlich DA bin.)
Und die Welt, was auch immer sie sein mag, ist ein Ort, den ich höchstens mit meinen Annahmen füllen kann (ich lebe auf der Erde, Erde ist Teil der Milchstraße etc., ich bin ein Mensch und Menschen können angeblich denken etc.), aber ich werde nie einen 100%-Beweis haben können, zumindest nicht in der Qualität, wie ich mir meine Existenz beweisen kann.