(Falls ihr euch für diesen Beitrag interessiert, würde ich euch unbedingt empfehlen meine Beitrag davor zu lesen, ansonsten könnte dieser Beitrag nicht verständlich sein. In diesem Beitrag kommentiere ich kowild und oneisenough)
So jetzt die Kommentierung bisheriger Posts und die Synthese:
Ich habe festgestellt, dass ich nur aus meinem Bewusstsein in die Welt blicken kann, verbunden mit der Konsequenz keine andere subjektive Perspektive einnehmen zu können. Gleichzeitig bin ich mir gewiss zu existieren, auch wenn ich nicht weiß, wie diese Existenz beschaffen ist, noch weiß ich wie die Welt beschaffen ist. Dennoch ist meine Existenz ein Beweis für mich in höchster Qualität, alle anderen „Beweise“ (die ich nur noch als Annahmen bezeichne) haben nur noch mindere Qualität. Wirklich ist zu 100%= meine Existenz. Inwieweit ich aber andere Dinge für Wirklich halten kann oder soll, ist auch davon abhängig, wie mir bisher die Welt erschienen ist.
Zunächst möchte ich oneisenough Gedanken aufnehmen. Wir bestreiten unser Leben dadurch, indem wir wahrnehmen. Und eine spezielle Form dieser Wahrnehmung ist die (intentionale) Beobachtung:
oneisenough schrieb:Wenn es nun etwas gibt, von dem ich sage "Das bin ich" oder "Ich bemerke dieses oder jenes" (was als als mir zugehörig empfinde), dann ist es allenfalls etwas Zusätzliches, was mich jeweils repräsentiert, aber es nicht das reine Original von mir. Egal, was ich auch tue, mache, denke, fühle oder was auch immer ich bemerken kann: Ich kann unmöglich Dasselbe sein, wie das, was ich jeweils bemerken kann.
Das bemerkenswerte an seinem oder ihren Gedanken ist, dass wir tatsächlich bei jeder Beobachtung drei Teile brauchen, zumindest erscheint die Beobachtung mir so. Ich brauch ein Ich, das als Beobachter fungiert und ein Objekt, an dem ich mich als Subjekt unterscheiden kann und das ich als das Beobachtete bezeichne. Zudem brauche ich die Disposition zur Beobachtung, also gewisse Fähigkeiten die mir die Beobachtung möglich machen. Zudem muss eine gewisse Distanz betont werden, denn gäbe sie diese nicht, dann wäre die Beobachtung keine Beobachtung. Wie ist das zu verstehen?
Um das besser zu verstehen, bedienen wir uns eines abstrakten Beispiels. Wir stellen uns zunächst ein Koordinatensystem vor, indem es im unteren Teil ein Punkt A gibt. Dieser Punkt A kann man als Beobachter bezeichnen. In diesem Koordinatensystem gibt es auch ein Punkt B, der sich irgendwo befindet. Punkt B ist das Objekt, das Beobachtete. Von Punkt A und Punkt B geht ein Pfeil aus. Dieser Pfeil muss aber eine gewisse Länge aufweisen. Täte er es nicht, dann wäre Punkt A und Punkt B an derselben Stelle. Sobald aber der Pfeil keine Länge hat, liegt keine Beobachtung vor. Denn wenn das Beobachtete und der Beobachter keine Distanz hat, dann gibt es auch keinen Unterschied zwischen den beiden. Aber der ist wichtig, damit der Beobachter sich vom dem Beobachteten unterscheiden kann. Das dieser Gedanken logisch ist, folgt daraus eine interessante Konsequenz:
Der Beobachter kann nicht zugleich das sein, was er als das Ich bezeichnet. Und tatsächlich haben wir bestimmte Erscheinungen, die wir ja beobachten müssen. Bei jeder Erscheinung, die ich in meiner subjektiven Perspektive habe, treffe ich eine Verortung. Der Schmerz ist da, der Tisch hier, das Jucken dort, meine Arme streben von mir weg etc. Durch diese zunehmende Verortung der Welt, bekommen wir ein „Gefühl“ für den Raum. Durch andere Erscheinungen auch ein „Gefühl“ für die Zeit. Da wir schon lange leben, wissen wir ungefähr, was wir meinen, wenn wir sagen ich brauche noch 5 Minuten. Zunehmend verorte ich durch meine subjektive Perspektive den Beobachter (der ich ja bin) in so etwas, wie dem Kopf eines Körpers. Ich schaue irgendwie durch zwei Augen in die Welt. Aus meinen regelhaften Erscheinungen, weiß ich, dass es so etwas wie ein „hinter mir“, „seitwärts“ und „vor mir“ gibt. Ich empfinde mich als ein Punkt in dieser Welt und die Welt erscheint mir als Ort mit Länge, Breite und Höhe. Es ist für schon verdammt schwer, von dieser Erfahrung loszukommen. Eine Welt die weder Zeit noch Raum hat, ist schon eine arge Gedankenakrobatik. Von daher ist diese Erscheinung, die wir haben, schon sehr nah dran, an das was wir als Wirklich bezeichnen. Wenn gleich diese Erscheinung natürlich nicht als Beweis zu sehen ist, dass die Welt wirklich so ist. Aber auch ich muss zugeben, dass mir eine 2D-Welt oder eine andere Welt mit anderer Dimension, wie die unsere, nicht vorstellen kann. (Aber trotzdem nur weil ich mir etwas NICHT vorstellen kann, folgt nicht umgekehrt der bombensichere Beweis die Welt müsse so sein. Das Infrarot-Licht können wir uns genauso wenig vorstellen, dennoch haben wir Annahmen darüber, dass es sowas wie Infrarot geben kann.)
oneisenough hat einen sehr interessanten Gedanken verfasst, von dem ich glaube, ihn in einer etwas abgewandelter Form in eines meiner Philosophie Lehrbücher gelesen zu haben. Es ist keinesfalls bescheuert, das obige Postulat, als eine Annahme (!) über die Welt zu nehmen. Einen weiteren interessanten Einwurf machte kowild:
kowild schrieb:Wirklich ist, was keiner Vorstellung unterliegt stadessen unmittelbar im Moment der Wahrnehmung wahrgenommen wurde..?
Das heißt, alles Gewisse (die Wahrnehmung im Moment der Wahrnehmung) ist nur dann wirklich, wenn keine Vorstellung davon aufkommt, kein sich daran erinnern.
Das heißt, dass alles Erinnerbare immer unwirklich ist, ganz gleich vom inhaltlichen Wahrheitsgehalt.
Wirklich ist also nur, was keiner Erinnerung entspringt.
Unwirklich sind also alle Gedanken und Gefühle, welche sich nicht unmittelbar ereignen.
Kowild bemerkte eine tatsächlich interessante Begebenheit, die ich gerne mit den Erkenntnissen aus der Psychologie ergänzen möchte. Auch wenn ich diese Wissenschaft ehrlich gesagt nicht besonders schätze, obwohl ich sie studiere, hatte ihre Liaison mit der Informatik zumindest die einschlagende Erkenntnis, dass der Mensch sowas wie ein Innenleben hat, nachdem sie dreißig Jahre das Gegenteil behauptete, worauf dann tatsächlich einige Philosophen hereingefallen sind und was dazu führte, dass es beinahe zu einem „philosophischen“ Unfall kam und besonders naive Philosophen, den Mensch das Bewusstsein absprechen wollten (das ist übrigens nicht zu vergleichen mit der Position, dass ich als Subjekt Bewusstsein habe und ich nicht sicher sein könne, ob andere Bewusstsein haben und wenn ja, ob dieses in der gleichen Form beschaffen ist, wie ich es in mir vorfinde).
Die kognitive Psychologie behandelt genau den Gedanken kowild. Bei der Wahrnehmung gibt es ein großes Problem: Sie ist eher eine Rekonstruktion und eine sehr starke Interpretation. Nehmen wir nun an, es gäbe eine physikalische Wirklichkeit, nehmen wir ferner an, die Experimente der kognitiven Psychologie sind wirklich und kein Hirngespinst a la Matrix. Mit der kognitiven Psychologie lässt sich zeigen, dass zunächst die Wahrnehmung recht subjektiv ist. Das ist aber auch nicht weiter überraschend, denn unsere gesamte Existenz kann ja nur aus einer subjektiven Perspektive erfolgen. Ein besonders beliebtes Beispiel von Psychologen sind die Zeugenaussagen eines Verkehrsunfalls, die alle möglichen Autos am Unfallort beteiligt haben sehen wollen. Der eine spricht von einem blauen BMW der in einen gelben PKW krachte und der andere wiederum hat den gelben PKW in einem schwarzen BMW krachen sehen wollen. Wenn ich nun davon ausgehe, dass die Menschen über ein ähnliches Innenleben verfügen, wie ich, dann fragt man sich, wie das angehen kann. Psychologen erklären hier, dass nicht alle Informationen aus der Umwelt in gleicher Weise bei Menschen verarbeitet werden. Ohne allzu auf die theoretischen Spinnereien eingehen zu wollen, ergibt sich die Grundaussage, dass auch die Wahrnehmung nie ein Abbild der Wirklichkeit sein kann. Es ist immer mindestens eine Auswahl aus allen Reizen, die auf uns einströmen (die Aufmerksamkeit ist dann das bewusste Erleben dieser Reizauswahl). Die Auswahl ihrerseits wird mit den bisherigen Erscheinungen, die ich im meinem Leben habe, verglichen um daraus Schlüsse zu ziehen. Wenn ich die Welt Blicke, dann ist bereits eine Interpretation dieser Welt geschehen. Zum Beispiel kann ich vor mir so etwas wie einen Tisch sehen. Aber ist das was ich sehe, wirklich ein Tisch? Man kann hinterfragen, warum es mir gelingt unterschiedliche Tische (mit zwei, drei, einen Bein, aber auch die verrücktesten Formen) als Tisch zu sehen. Und ist es dann gerechtfertigt von einem „wirklichen“ Tisch zu sprechen? Diese rhetorischen Fragen ist nicht leicht zu beantworten, obwohl das Tisch Beispiel recht einfach ist. Schwieriger wird es, wenn wir von abstrakteren Dingen wie Gefühlen oder gesellschaftlichen Konzepten sprechen, bei der man fragen kann, ob sie wirklich sind oder nur leere Begriffe, wie z.B. das Konstrukt „Selbst“. All diese Dinge spielen sich auf einer Ebene minderer Beweisqualitäten. Keine dieses angesprochenen Dings kann mir in der Qualität bewiesen werden, wie meine Existenz. Die Existenz des Tisches vor mir, ist um ein vielfaches unsicherer als die meine eigene Existenz. (Der Tisch könnte ja nur ein Teil eines Traumes sein, oder Teil einer Matrix, oder Teil eines wie auch immer andersgearteten Realität, die mir nur etwas vorgaukeln (!) will.)
Nun ist es so, dass wir im Alltag verschiedene Erscheinungen haben, von der wir glauben dass sie in unterschiedlicher Qualität zur Realität stehen. Gewisse Erscheinungen nennen wir Wahrnehmung, weil wir glauben, dass sie näher an dem dran ist was wir Welt nennen. Andere Erscheinungen bezeichnen wir als Vorstellung. Vorstellungen haben den besonders qualitativen Aspekt, dass sie nicht besonders lange haltbar sind. Ich kann mir zwar alles vorstellen, aber dieses alles kann nur eine (echte) Teilmenge meiner bisherigen Erinnerungen sein. Ohne Probleme kann ich mir einen blauen Elefanten vorstellen, weil ich sowohl blau als auch Elefant mir in dieser Welt erschienen sind. Nicht möglich sind Vorstellungen, die auf keiner Erinnerung beruhen oder keine bisherige Erscheinung zugrunde haben. Eine neue Farbe kann ich mir nicht vorstellen. Der Aspekt der Haltbarkeit ist besonders wichtig. Während mir die Welt so erscheint, als sei dieser weiße Tisch auch noch morgen da (obwohl ich dafür keine Beweise haben kann), ist der blaue Elefant, den ich mir gerade vorgestellt habe, schon beim Tippen diesen Textes wieder verschwunden. Auch ist die Qualität der Vorstellung eine andere, als die der Wahrnehmung. Während der Tisch im Weiß erstrahlt, war der blaue Elefant visuell gesehen sehr viel blasser, transparenter… irgendwie „künstlicher“ als der Tisch. Es ist eine Art geisterhaftes Flimmern. Weil eben diese Erscheinung sehr viel unregelmäßiger, inkonsistenter ist als andere Erscheinungen wie der Tisch, ist es eine sinnvolle Tätigkeit, zwischen solchen Erscheinungen zu unterscheiden. Und es ist nicht die blödeste Idee, Wahrnehmungen für etwas wahrer zu halten, als die Vorstellung. Wobei beides von einer Welt handeln, die sich im Insgesamt, wie sie mir erscheint, nicht so sein muss, wie sie mir eben erscheint. Auch Neo in der Matrix hatte Erscheinungen, die man als Wahrnehmung und Vorstellung bezeichnen könnte, aber keine der beiden Erscheinungsarten konnte Neo Aufschluss über die wahre Beschaffenheit der Welt und damit der Wirklichkeit geben.
Wenn wir von Erscheinungen reden, so muss auch die Erinnerung angesprochen werden, die eine immanent wichtige Erscheinung für uns ist. Die Welt erscheint mir so, als hätte ich Erinnerungen, also gewisse Vorstellungen, die ich mir zugehörig empfinde und die „etwas mit mir zu tun“ haben (anders als der blaue Elefant). Erinnerungen haben einen ähnlichen qualitativen Aspekt wie Vorstellungen, aber wir glauben von ihnen, dass wir diese durchlebt haben. Die Erinnerung an gestern Abend im Pub, mit dem Geschmack an Bier und den Gesprächen mit meinen Freunden, ist genauso zugehörig, wie die Erinnerung an meiner Einschulung. Sie präsentiert sich aber nicht wie eine Wahrnehmung, bei der sich ein Raum und Zeit aufbaut und die ich ggf. auch durch Einbezug weiterer Sinne „überprüfen“ kann. Erinnerungen sind verschmierter als eine Wahrnehmung, aber sie geben uns ein Gefühl einer größeren Sicherheit der Wirklichkeit als bloße Vorstellungen. Ich kann mich zwar an dem Pub erinnern, aber ich weiß nicht, welche Bilder an den Wänden hingen, obwohl ich glaube zu wissen, dass Bilder an den Wänden des Pubs hingen. Selbst bei Dingen, wo ich mir aufmerksam erschien, wie dem Gespräch, kann ich mir nur an jenes erinnern, was mich besonders beeindruckt hat. Und selbst das ist nicht in zitierfähiger Form „abgespeichert“, sondern in einem „irgendwie-so“-Gefühl, das ich zwar Rekonstruieren könnte, aber sicher nicht das Original ist. Unser gesamtes erinnertes Leben besteht daher aus einem „irgendwie-so“-Gefühl. Ich kann mich semantisch an eine Einschulung erinnern. Aber welche Farbe meine Schultüte hatte oder was ich mit meinen neuen Klassenkameraden gesprochen habe – all das ist mir nicht mehr zugänglich, obwohl ich glaube, dass es mir damals schon wichtig war.
Die Erinnerung ist daher nicht eine einfache Kopie einer vergangenen Wahrnehmung, sondern ein Interpretation gewisser Rahmendaten, von den ich einmal geglaubt habe, dass sie mir wichtig sein können (ohne aber die Garantie zu haben, dass die Erinnerung mir in der Form zur Verfügung stehen wird). Jede Erinnerung ist eine Rekonstruktion und nicht wirklich, denn ich kann ganz leicht meine Erinnerung an gestern verfälschen und den blauen Elefanten erscheinen lassen. Und manche Erinnerungen sind möglicherweise „fehl“ rekonstruiert, aber ich merke dies unter Umständen nicht, wie z.B. die Überzeugung, dass ich mein Handy bei meiner Freundin liegen hab lassen, obwohl ich es gar nie mitgenommen habe, wie ich gerade eben feststellen musste.
Es sei noch ein wichtiger Aspekt erwähnt: Bei all den Erscheinungen, kann ich bei der Vorstellung noch willentlich eingreifen. Eine Wahrnehmung hingegen „strömt“ auf mich ein – sie erscheint mir, aber ich kann diese Erscheinung nicht beeinflussen, außer zu glaube, ich würde die Aufmerksamkeit lenken. Auch eine Erinnerung kann ich nicht zu 100% beeinflussen. Sie ist irgendwie da, sie kommt hoch. Viele Erscheinungen sind irgendwie da, ohne dass ich diese bewusst produziere. Ich erlebe sie bewusst, aber ich bin möglicherweise nicht ihr Urheber. Das wiederum führt uns zu einem recht unangenehmen Aspekt, wie uns die Welt erscheint: das Unbewusste.
Denn nicht nur die Welt ist etwas was wir nicht bewusst produzieren, auch in uns ist „da“ etwas, was wir nicht bewusst produzieren. Noch unangenehmer ist die Einsicht, da selbst Gedanken, von den wir glauben wir hätten sie bewusst, eigentlich nicht wirklich produzieren. Denn wir haben keine Einsicht in den Prozess, WIE diese Gedanken produziert werden. Wir erleben eigentlich nur die Endprodukte.
Die Welt erscheint mir so, dass ich zwar annehmen könnte, als sei ich Urheber aller Handlung und Gedanken, aber schon hier begeben wir uns auf dünnen Eis. Denn ist es wirklich so, dass wir der Urheber sind? Ist es denn nicht eher so, das wir ebenfalls Erscheinungen in Form von Gefühlen haben, die uns glauben machen wollen, dass wir andere Erscheinungen wie Gedanken als eigenproduziert erleben sollen.
Wenn aber Wahrnehmung, Vorstellung und Erinnerungen schon so unsichere Gefährte sind, dann kann alles, was nun darauf aufbaut, nicht mehr annähernd die Qualität des Beweises meiner Existenz haben. Alle Annahmen über die Welt sind nun von besonders minderer Qualität.
Hier möchte noch einen weiteren Gedanken von oneisenough einschieben:
Um sagen zu können "Ich existiere", müssen die drei Elemente der Beobachtung eingehalten werden, die eine Beobachtung überhaupt erst ausmachen und ermöglichen. Das heißt: Wenn du sagst "Ich existiere", dann machst du dies in einem Beobachtungsstandpunkt, von dem aus sich in einer Distanz etwas befindet, was du für dich hälst und es beobachten kannst. Erst auf diese Weise kommt das Bezeugen des Vorhandenseins zustande. Das bedeutet aber unzweifelhaft, dass du das, was du beobachten kannst, nicht bist. Du kannst also eindeutig ausschließen, dass du niemals das zweite Elemente während einer Beobachtung bist.
Das erklärt auch dein nächstes Argument, nämlich das des Zweifelns.
Um zweifeln zu können, benötigst du eine Objektivierung, damit es etwas gibt, was du in Frage stellen und anzweifeln kannst. Auch hier gelten die Elemente der Beobachtung und du kannst erneut ausschließen, dass du unmöglich die Objektivierung, die du anzweifelst, bist.
Was bleibt dann übrig? Was ist deine wahre Natur während aller Beobachtungsvorgänge, die du in deinem Leben vornimmst?
Hälst du dich vielleicht für den Beobachter? Das kann allerdings ebenfalls unmöglich wahr sein.
Dieses Argument ist sehr bemerkenswert, denn es zeigt eine große Schwäche auf, die wir mit der Sprache haben. Sind schon unsere Wahrnehmung, Vorstellung und Erinnerung ziemlich unsicher, so wird dies durch die Sprache nicht besser, obwohl eine Reihe anderer Philosophen anderer Meinung sind. Wie kann man das verstehen?
Sprache ist eine Erscheinung, die ich aus dem regelhaften Verhalten anderer Menschen lerne. Ich bilde, wie auch immer dies funktionieren mag (->Kognition ist nicht einsehbar für mich! ), ein Sprachmodell und auf dieses Sprachmodell basierend Begriff und Konzepte. Nun ist es die basale Erfahrung der Menschen, und auch mir, dass wir Urheber unserer Gedanken und Handlungen sind, dementsprechend ist die Sprache so konstruiert. Ich tue etwas. Ich nehme war. Ich bin der und der. Aber der Beobachter, kann gar nicht dieses Ich, das ist freilich richtig. Nur verstehen wir dieses Ich als Menge jener Eigenschaften, die etwas mit uns zu tun haben. Ich bin ein Punk. Ich nehme war. Nun kann man logisch nachweisen, dass es dieses Ich nicht sein. Diesen Beweis wurde von oneisenough gut angetreten. Die Frage ist aber, wie kohärent ist die Sprache? Beobachter ist zunächst ein Begriff, der mit einem Konzept gefüllt werden. Der Beobachterbegriff kann auch mit den Ich-Begriff problemlos ausgetauscht werden, sofern ich den Begriff mit den entsprechenden Konzept definiere. Da aber das Konzept seinerseits aus Begriffe besteht, die wiederum austauschbar sind, gibt es keinen „harten“ Kern. Und tatsächlich ist dies der Ursprung vieler Kommunikationsmissverständnisse. Die Sprache ist eine groß angelegtes Täuschungsmanöver, das wir trotzdem nicht darum kommen, dass das letzte Gefühl hinter einem Begriff immer ein „irgendwie-so“-Gefühl ist. Jede Definition braucht Begriffe, die sie voraussetzt. Und eben diese Begriffe brauchen ihrerseits Begriffe, die sie voraussetzen. Irgendwann müssen wir erkennen, dass hinter allem dann doch ein „Irgendwie-so“-Gefühl steht.
Das ist eine große Schwäche der formalen Systeme, die für sich „Unwiderlegbarkeit“ einfordern, aber trotzdem in einem „Irgendwie-so“-Gefühl münden, oder für sich abgeschlossene axiomatische System darstellen OHNE, wie bei Lakatos formuliert, Anbindung an die Außenwelt. Ein gutes Beispiel ist die Mathematik. Es gibt mathematische Sätze, die haben keine Bezug zur Außenwelt, sie sind jeweils für sich und abgeschlossen. Sie sind zwar tatsächlich in sich beweisbare Systeme, aber können nichts zur Welt beitragen. Wenn ich aber eine Gleichung für die Physik aufstellen, so ist sie den gleichen Problemen unterworfen, wie alle Theorien (siehe Konstruktivismus -> weder beweisbar noch widerlegbar).
So hat man Descartes verworfen, dass sein Argument „Cogito ergo sum“ nicht wahr ist. Denn Ich bin ist nicht gleich zu setzen mit Existenz, also ist sein Schluss und das Argument unwahr. Es war ein sprachanalytisches Argument. Dieses intellektuelle Argument ist aber eine alberne Spinnerei, die in gleichen Irrungen führen kann wie der Behaviourismus der 20er bis 50er Jahre. Die methodische Zwangsjacke kann ja nicht darüber hinweg täuschen, dass ich tatsächlich etwas erlebe und damit auch bin. Die Sprache ist ja kein absolutes System, sondern wie beschrieben, mündet sie, sobald an die Außenwelt angeschlossen, ebenfalls in „Irgendwie-so“-Gefühle.
Von gleicher Art sehe ich oneisenough Argument. Denn jeder wird wohl unschwer erkennen, über etwas zu verfügen, was erleben ermöglicht. Wir haben aber keine passende logische-sprachliche Begrifflichkeit, um dieses auszudrücken. Um den intuitiven Widerspruch aufzuzeigen, wäre zwar der folgende Satz bei einer Selbstbeobachtung richtig: Der Beobachter beobachtet mich, aber schon arg kontra-intuitiv. (Man stelle sich vor, man würde bei einem Psychologen aufgefordert zu erzählen welche Gedanken in einem vorkommen und man würde in der Art antworten. Eine entsprechende negative Diagnose wäre sicher).
Andererseits ist das Ich tatsächlich nicht von der Art, wie wir glauben. Es muss nicht der Urheber aller Gedanken sein und möglicherweise muss es auch nicht der Beobachter sein. Aber eines ist gewiss, der Beobachter ist ein integraler der subjektiven Perspektive. Alles andere wäre zwar sehr unlogisch, in einer sehr groben Art.
In einem zweiten Beitrag möchte ich weitere Ansichten anderer User kommentieren und synthetisieren.