@Maya108 Miles begrüßte sie und half ihnen aus den Jacken.
Tamisha starrte ihn an. Sie hatte noch nie einen Buttler gesehen. Der Mann wirkte so elegant in seiner schwarzen Hose, dem weißen Hemd und der schwarz-weiß gestreiften Weste. Er lächelte sie an und eine reihe weißer Zähne blitzen unter der dunklen Haut hervor.
Hastig wandte sie den Blick ab und vergrub die Hände in ihrer Jeans. Sie war beklommen während sie spürte, wie Michael neben ihr gespannt und gelöst wirkte.
Er bedankte sich höflich und seine Hand legte sich auf ihren Rücken. Mit sanften Druck bewegte er sie zum Weitergehen.
Angela kam auf sie zu. Auch sie lächelte und hatte so ein freundliches Gesicht, dass Tamisha ihr nicht in die Augen sehen konnte.
Michael begrüßte auch sie freundlich und stellte das Mädchen den Angestellten vor.
„Freut mich, dich kennen zu lernen“, antwortete die Haushälterin und reichte ihr die Hand zur begrüßen.
Tamisha merkte, dass die Frau einen recht festen Händedruck hatte, während ihre Hand kalt und weich in ihrer lag.
„Könnten Sie uns einen Tee machen, Angela?“ fragte Michael. “Ich werde Tamisha kurz durch’s Haus führen und sie mit den Örtlichkeiten vertraut machen.“
Wieder viel der jungen Frau auf, wie gewählt er sich ausdrücken konnte. Sie kam sich neben ihm so schäbig vor.
Seine Schritte waren weich und elegant. Er bewegte sich geschmeidig und sicher. Seine Bewegungen waren weit ausholend, als er vor ihr eine große dunkle Treppe betrat.
„Dein Zimmer ist hier im ersten Stock“, erklärte er.
Staunend wie ein Kind fühlte Tamisha das Holz unter ihren Händen, als sie ihm folgte. Ein roter Teppich, reich verziert mit Ornamenten, war über die Stufen gespannt. An den Wänden hingen große Bilder, golden eingerahmt. Sie zeigten Landschaftsbilder, das Haus. Die Spuren der Ölfarben traten an manch dick gezeichneter Stelle hervor.
Oben an der Treppe wurde es dunkler. Sie folgte ihm einen langen Flur entlang. Die Wände waren ebnfalls mit dunklem Holz verkleidet. Es roch ein wenig nach Holz.
Michael öffnete am Ende des Ganges eine Tür und trat in ein Zimmer.
Schüchtern folgte sie ihm. Ihre Augen wurden vor Überraschung größer, als sie das große Bett in der linken Ecke entdeckte. Die helle Tagesdecke war gekilltet. Weiße, rosa und grüne Quadrate waren liebevoll in Handarbeit genäht.
An der Wand direkt neben ihr War ein großer Kleiderschrank aus dunklem Holz.
Zögernd trat sie weiter in das Zimmer. Neben den Schrank war eine schmale Tür angelehnt und sie konnte helles Marmor ausmachen. Sie hatte sogar ein eigenes Bad. Ihr Kopf drehte sich nach rechts. Dort stand ein großer Frisiertisch. Ebenfalls durchkomopinier mit dunklem Holz. In dem großen ovalen Spiegel, der goldenen umrahmt war spiegelten sich die Fenster des Erkers.
Michael trat einen Schritt zur Seite und lächelte, als sie langsam an ihm vorbei zu der Sitzecke ging, die in den Erker angepasst war. Ihr Fingerspitzen tasteten über den dunkelgrünen Stoff und drückten das Polster vorsichtig ein. Dann hob sie den Kopf und sah durch die halb hohen Gardinen, die von oben in großen Falten hinunterhingen auf die Terrasse und den Garten.
Sie hielt den Atem an und merkte, wie eine plötzliche Freude ihre Unsicherheit kurz verdrängte. Noch lag Schnee im Garten, aber im Frühling, wenn alles blühte musste das wie ein Paradies sein.
Michael beobachtete sie genau. Er hatte die Hände hinter den Rücken verschränkt und freute sich, dass es ihr offensichtlich gefiel. Es beruhigte ihn, dass er sich entschlossen hatte, sie ins Haupthaus zu holen. Der Gedanke, sie in dem kleinen Gästezimmern weiterhin unterzubringen hatte ihm nicht behagt. Sie war dort doch irgendwie isoliert und das wollte er vermeiden. Sie sollte sich wohlfühlen und vielleicht konnte er so einen Zugang zu ihr finden. So wie sie dort stand und an ihren bisherigen Reaktionen erkannte er, dass es vielleicht schon Jahre her war, dass sie einen Ort hatte, den sie hätte Heimat nennen können.
„Oh Gott“, hörte sie ihn stammeln. Sie ließ sich auf das grüne Polster fallen und ihre Augen glänzten.
„Ich hoffe, es sagt dir zu“, sagte er.
„Das- das ist Wahnsinn“, stammelte sie. “Sowas hab ich noch nie gesehen.“
Michael lachte leise.
„Soll ich dir noch den Rest des Hauses zeigen?“ fragte er.
„Ist das auch alles so riesig wie das Zimmer hier?“ wollte das Mädchen wissen.
Die Verwirrung war ihr ins Gesicht geschrieben.
„Nein“, antwortete der junge Mann lapidar. “Es ist größer.“
Er zwinkerte ihr zu und konnte sehen, wie sie um ihre Fassung rang. Sie so überrascht und überwältigt zu sehen ließ ihn ein warmes Gefühl um sein Herz spüren.
Tamisha wurde immer sprachloser, als sie die weiteren Räume entdeckte. Bereits bei diesem Rundgang hatte sie das Gefühl, ohne seine Führung hoffnungslos verloren zu sein.
So hatte sie sich dieses Haus nicht vorgestellt. Immer wieder ließ sie eine Hand über die Holzvertäfelung gleiten, versuchte Michaels Erklärungen zu folgen.
Dieses alte Gebäude hatte Geschichte. Es war so wundervoll eingeteilt und jedes Zimmer war geschmackvoll, dem Stil angepasst, eingerichtet.
Sie bewunderte das Arbeitszimmer, staunte über die Bibliothek und war sprachlos, als Michael sie den Flur entlang durch den Bereich des Esszimmers führte.
Sie stiegen ein paar kleine Stufen hinab und kamen in ein wahnsinnig großes Wohnzimmer.
Tamisha legte den Kopf in den Nacken und konnte den Mund vor Staunen kaum schließen, als sie den wahrhaft gigantischen goldenen Kronleuchter entdeckte.
Michael ging um einen Ohrensessel herum und setzte sich auf das größte Sofa der Sitzgruppe.
Die junge Frau blieb stehen. Gebannt ließ sie den Blick schweifen und blieb an dem schwarzen Flügel hängen. In Gedanken konnte sie Michael an ihm sitzen und spielen sehen.
Hier komponierte er also seine Lieder.
„Komm und setz dich“, forderte Michael sie auf. Zögernd gehorchte sie. Freude und Unsicherheit putschten sie auf.
Sie nahm ihm gegenüber auf einer kleinen Couch platz und Michael schob ihr die Teetasse zu.
„Hier wohnst du also“, sagte sie und wandte erneut den Kopf.
„Gefällt es dir?“ fragte der junge Mann. Er hatte seine Teetasse in der Hand und pustete vorsichtig auf den heißen Dampf.
„Es ist – wunderschön“, antwortete sie leise und ihr Blick wanderte zu den lodernden Flammen im Kamin.
Konnte Michael eigentlich ermessen, was das hier alles für sie bedeutete? Nein , sicherlich nicht. Das hier war alles, was sie sich immer in den eiskalten Winternächten vorgestellt hatte. Ein Märchen, ein wunderschöner Traum.
Michael überließ sie noch einen Moment ihren Gedanken.
Für ihn war es faszinierend, sie dort so sitzen zu sehen. Zwar verriet ihre Körpersprache, dass sie noch immer irritiert und in sich zurück gezogen war, aber es konnte sich nicht alles in einem Moment ändern.
Draußen brach mittlerweile die Dämmerung an und so warf das goldenen Licht der Flammen einen Schatten auf ihr Gesicht. So gedankenverloren hatte er plötzlich das Gefühl, sie einfach in den Arm nehmen zu müssen. Sie war so hübsch und gleichzeitig betrübt, dass ihm das Herz schwer wurde.
„Willst du dich erst noch einen Moment eingewöhnen und wir reden später?“ fragte er schließlich vorsichtig.
Sie schreckte aus ihren Gedanken blickte verwirrt zu ihm herüber.
„Nein“, sagte sie schließlich nach einer kurzen Pause. Ihre Stimme wirkte zerbrechlich. “Ich glaube, ich möchte es lieber gleich hinter mich bringen.“
„Ich möchte dich nicht bedrängen, Tamisha“, entgegnete er, um sie zu beruhigen.
Das Mädchen schüttelte den Kopf und rutschte weiter in das Polster. Ihre Hände vergruben sich in die Ärmel ihres Pullovers.
„Ist schon gut.“ Ihre Augen begegneten kurz seinem Blick, bevor sie den Blick auf den Boden heftete. Michael merkte, wie sie mit sich rang.
Er stellte seine Tasse auf den kleinen Glastisch ab und drehte sich in ihre Richtung.