Wieder einmal eine reißerische Schlagzeile ... aber kein Wunder, denn auch so sieht es ja vor dem Gericht aus .....
es wurde während der Mittagspause aufgenommen ...
:D :DVerschwörungstheorien an der Temple Street
22.10.2011
Zur Halbzeit des Prozesses gegen Michael Jacksons Arzt Conrad Murray ist nichts entschieden. Ein Narkosearzt hat den Angeklagten schwer belastet. Doch auch die Verteidigung fährt schwere Geschütze auf.Von Christiane HeilVor Gericht demonstrierte der Narkosearzt Steven Shafer, wie das Betäubungsmittel Propofol korrekt injiziert wirdDer schmale Bürgersteig vor dem Gericht an der Temple Street ist seit Tagen das am bittersten umkämpfte Terrain in Los Angeles. Während sich der Kardiologe Conrad Murray im neunten Stock des grauen Betonbaus gegen die Staatsanwaltschaft wehrt, die ihm die fahrlässige Tötung des Popsängers Michael Jackson vorwirft, zieht Beatrice Fakhrian vor der Tür verzweifelt gegen die Anhänger des „King of Pop“ zu Felde.Mit ihren selbstgebastelten Plakaten „Verurteilt Dr. Murray nicht, er ist unschuldig“ und „Dr. Murray muss freigesprochen werden“ steht die Fernsehagentin aus Beverly Hills seit Prozessbeginn vor drei Wochen jeden Tag hinter den gelben Absperrbändern, um für den angeklagten Mediziner Sympathien zu gewinnen. „Ich bin mit ihm befreundet. Er ist ein feiner Mensch mit einem großen Herzen, der ein faires Verfahren verdient hat“, sagt Fakhrian. „Dr. Murray darf erst verurteilt werden, wenn alle Fakten auf dem Tisch sind.“
Narkosearzt belastet Conrad MurrayDie Anfeindungen der Fans des im Juni 2009 verstorbenen Jackson, die immer wieder in Rangeleien um den besten Platz vor dem Gerichtsgebäude ausarten, kann sie dabei von Tag zu Tag schwerer ertragen. „Die Nerven liegen inzwischen bei allen blank“, sagt Fakhrian. „Aber ich weiß, dass sich der Einsatz lohnt. Wenn die Fakten ans Licht kommen, wird Dr. Murray freigesprochen.“
Selbst die „facts“, die Staatsanwalt David Walgren den Geschworenen am Donnerstag durch seinen letzten Zeugen präsentieren ließ, können die Hoffnungen der Fünfundvierzigjährigen nicht trüben. Wie der Anästhesie-Fachmann Steven Shafer aussagte, hat der Angeklagte seinem berühmten Patienten unmittelbar vor dessen Tod etwa 40 Mal mehr Propofol verabreicht, als Murray damals bei der Polizei zugegeben hatte.
„Dass es so war, ist zweifelsfrei durch Fakten belegt“Nach dem Obduktionsbericht war Jackson in seiner Villa oberhalb des Sunset Boulevard an einer Überdosis des besonders starken Narkosemittels in Kombination mit anderen Medikamenten gestorben. Anstelle der behaupteten 25-Milligramm-Dosis soll der Arzt dem Sänger eine ganze Flasche mit 1000 Milligramm des Narkosemittels gegeben haben, das zudem vermutlich weiter aus einem Tropf in Jacksons Körper lief, als der Fünfzigjährige längst aufgehört hatte zu atmen. „Dass es so war, ist zweifelsfrei durch Fakten belegt“, sagte Shafer den Geschworenen.
Am Vortag hatte Shafer, Professor an der Columbia University in New York, ausgesagt, Murray habe aus Eigennutz gehandelt und mehrmals „ungeheuerlich“ gegen die Regeln der ärztlichen Kunst verstoßen. Er trage die Schuld an Jacksons Tod. So habe Murray den Patienten trotz der Gabe von Propofol offenbar nicht wie üblich ständig beobachtet. Die Ermittler konnten nachweisen, dass der mit monatlich 150000 Dollar honorierte Arzt die letzte Stunde seines Patienten fast ausschließlich am Handy verbrachte und seine Praxis sowie diverse Freundinnen anrief.
Ab sofort darf die Verteidigung um Conrad Murray mit der Befragung ihrer Zeugen beginnen. Insgesamt sollen 15 Menschen in den Zeugenstand gerufen werden.Fans glauben weiterhin an Murrays UnschuldBeatrice Fakhrian lässt sich dennoch nicht beirren. „Dr. Murray und Michael Jackson hatten ein sehr gutes Verhältnis. Er ist ein großartiger Arzt, der auch meine Angehörigen behandelt hat.“ Seit die Agentin den Arzt vor einigen Jahren in der Gemeinde der „Church of God in Christ“ der afroamerikanischer Pfingstbewegung am Crenshaw Boulevard traf, spielen die beiden angeblich zusammen Golf und treffen sich zum Abendessen. „Wenn ein Freund in Not ist, bleibe ich doch nicht in meinem hübschen Büro am Camden Drive und lasse ihn allein“, sagt Fakhrian.
Ähnlich geht es Willie Hampton, der Murray vor 30 Jahren in seiner texanischen Heimatstadt Houston traf. Seit Prozessbeginn verbringt der Immobilienmakler jede Woche mindestens zwei Tage an der Temple Street und hält Plakate für Murray hoch. „Ich glaube nicht, dass er an Jackos Tod schuld ist. Vielleicht wollte jemand in Hollywood die ,This Is It’-Tour verhindern, die ja bevorstand“, rätselt der Fünfzigjährige. Er habe auch das Gerücht gehört, dass Jackson Murray verboten habe, viele Apparate in der Villa in den Holmby Hills aufzustellen. „Michael wollte nicht wie in einem Krankenhaus leben“, sagt Hampton, dem Murray angeblich auch von der Dickköpfigkeit des Stars berichtete.
Jackson-Fans: „Murray hat ihn umgebracht“Einige der Jacksons-Fans, die jeden Tag vor dem Gericht Plakate ihres Idols hochhalten und Murray in Sprechchören als „Mörder“ beschimpfen, verdächtigen Murrays Anhänger der Käuflichkeit: „Wir haben gehört, dass sie sich bezahlen lassen“, flüstert Sandy Burns, eine ehemalige Flugbegleiterin. Wie Dutzende andere Anhänger findet sich die Zweiundfünfzigjährige seit drei Wochen jeden Tag neben den Fernsehkameras an der Temple Street ein. Sie will das Bild des „King of Pop“ zurechtzurücken: „Im Gericht wird er doch nur als Drogensüchtiger dargestellt, der sich seinen Tod selbst zuzuschreiben hat.“ In ihrer Handtasche trägt sie selbstverfasste Protokolle der Verhandlungstage mit sich. Mit Zitaten des Staatsanwalts versucht sie, Murrays Verteidiger ad absurdum zu führen: Nie und nimmer habe sich Jackson das Propofol selbst verabreicht. „Murray hat ihn umgebracht. Warum hätte er sich sonst so lange Zeit gelassen, bevor er den Notarzt alarmierte? Und warum ließ er erst das Propofol und die anderen Arzneiflaschen verschwinden?“
All diese Fragen werden wohl auch an den kommenden Prozesstagen ohne Antwort bleiben. Staatsanwalt Walgren, der vor zwei Jahren Roman Polanski in der Schweiz verhaften ließ, hat 33 Zeugen gegen den Angeklagten ins Feld geführt, jetzt ist die Verteidigung an der Reihe. Murrays Anwalt Ed Chernoff hatte schon zu Beginn des Verfahrens insinuiert, auch der Dermatologe Arnold Klein habe Jackson vor dessen Tod mit starken Medikamenten versorgt und trage zumindest eine Mitschuld. Ein gerade in Kalifornien verabschiedetes Gesetz verringert die Haftzeiten von „Ersttätern“ drastisch, auch das ist eine gute Nachricht für Murray. Ohnehin müsste er selbst von einer möglichen Höchststrafe von vier Jahren höchstens die Hälfte im Hausarrest absitzen - denn die Gefängnisse des Bundesstaats sind überfüllt.
Quelle: F.A.Z.
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/prozess-gegen-conrad-murray-verschwoerungstheorien-an-der-temple-street-11500484.html