@Dennis75 Dennis75 schrieb:
Ja, ich bin sehr dafür dass es Regeln gibt die nicht dem persönlichen Wunschdenken überlassen sind.
Was die potenzielle Beeinflussung einer Text-Analyse, durch das persönliche Weltbild betrifft, hast Du natürlich grundsätzlich recht – genau deshalb bringt die Bibel eigentlich ein eigenes Weltbild mit, das man durch ein intensives Studium zunehmend verstehen und annehmen kann – wenn man allerdings schon mit einer festen Jenseits-vorstellung an die Bibel rangeht, dann liegt hier allerdings eine Prägung vor der Analyse vor.
Und das kann man bezüglich unserer Kultur und auch der christliche Kreuzung mit den Heidentum ganz klar sagen – es ist ja nun nicht so, das man das Wesen der Seelenvorstellung, einzig durch ein persönliches Bibelstudium erstmalig in Erfahrung gebracht hat?!
Dennis75 schrieb:
Aber genau die vermute ich nun mal bei den ZJ, und alles was ich im aktuellen Thread gelesen habe scheint mir umso mehr darauf hinzudeuten.
Nun, so gut wie alle Konfessionen, stehen in der Prägung ihrer Überzeugung und Denkmodelle, das scheint offenbar keine Rolle zu spielen, so lange es sich nicht um die Zeugen handelt?
Für mich gibt es bezüglich des Wunschdenkens, einen entscheidenen Unterschied:
Wir können unvollkommen, wie wir sind, sicher nie die ganze biblische Realität erfassen, und dennoch ist sie für uns der Pool göttlicher Weisheit und Anweisung.
Es geht also vielmehr um die Frage, ob dieses Wunschdenken, dem aufrichten Wunsch gewidmet ist, Gottes Gedanken so zu verstehen, wie er es möchte – ODER ob man die Tiefe göttlicher Aussagen, zugunsten menschlicher Wünsche und religiöser Gewohnheiten unterbelichtet?!
Dennis75 schrieb:
Mit dem "alle Einzelaussagen sollen doch das Gesamtbild ergeben" bin ich zb sehr einverstanden - dass das Gesamtbild aber eine Einzelaussage in ihr komplettes Gegenteil verkehrt ist für mich eine Grenze die ich nie überschreiten würde. Die Bibel hat mich auch nie mit der Notwendigkeit konfrontiert dies tun zu müssen.
Ok – den Gedanken kann ich verstehen.
Ob sich eine Sache in das “komplette Gegenteil“ verkehrt, hängt aber zunächst maßgeblich davon ab, was ich persönlich, im ersten Anlauf dem Text entnehme.
Das ist doch wohl klar, das z.B. die wilden Tiere, die in der Offenbarung aus dem Meer aufsteigen, wörtlich genommen, wieder in das Gegenteil einer sinnbildlichen Bedeutung fallen.
Es ist nicht eine Verkehrung des eigentümlichen Textes, sondern meiner augenscheinlichen Wahrnehmung!
Ein mächtiges Geistwesen wie Satan, ist auch das Gegenteil von einer tierischen Schlange, von dem der Bibeltext augenscheinlich spricht.
Einzelaussagen können sich allein deshalb schon ins Gegenteil verkehren, weil sich im Verlauf der Bibel, die rechtliche Grundlage verändert - was einst für eine göttliche Gunst entscheidend war, verkehrt sich zum Beispiel in eine andere Bedeutung und Konsequenz, weil ein anderer Bund vorliegt usw.
Der Kontext der Bibelbücher, wird oft eine entscheidende Notwendigkeit sein. Und natürlich verkehrt sich eine aus dem Zusammenhang gerissene Einzelaussage, schnell in das Gegenteil, wenn man den Kontext oder den Rest der Bible weglässt (wie wir es hier die ganze Zeit bei der Hexe von Endor machen).
Das sich die scheinbare Sicht einer Situation oder gar eine vermeintliche Identität verkehrt, durch die zusätzliche Beleuchtung anderer Aussagen, ist ein biblischer Standard:
Zum Beispiel, die klare Aussage Jesu gegenüber den Volksmengen:
“trinkt mein Blut“ und einer viel späteren Aufklärung, das dies eben nicht wörtlich zu verstehen war. Die direkte Einzelaussage, führte für viele Menschen damals zu einem Affront, und wäre in ihrer wörtlichen Anwendung das absolute Gegenteil.
Für mich gibt es hier ein top Beispiel ( das ich schon die ganze Zeit im Sinn habe, bei dem ich nur befürchte, das es noch strittiger sein könnte, als die Hexe von Endor – aber ich versuch's mal: )
Nachdem Adam und Eva gesündigt hatten, gibt es in der Bibel eine Szene, in der Gott das Gericht ausspricht und den weiteren Verlauf der Problematik bzw. Lösung ausführt.
Im Angesicht von Adam und Eva, wird dort von der Schlange und einer Frau gesprochen – jeder der den Text liest, wird davon ausgehen, das Eva damit gemeint ist – doch die geschilderten Rechtsprozesse und insbesondere die Informationen aus der Offenbarung verkehren diese Sicht, in ein komplettes Gegenteil ( d.h. bei der Frau im Vers 15 muss es sich um eine andere Identität als Eva handeln):
1.Mose3:12 Da sprach Adam: Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß.
13Da sprach Gott der HERR zur Frau: Warum hast du das getan? Die Frau sprach: Die Schlange betrog mich, sodass ich aß.
14Da sprach Gott der HERR zu der Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang.
15Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.
16Und zur Frau sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein.
17Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang.
18Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen.
19Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.
Dieser Text ist für mich das erste Beispiel, das die Bibel nur im Gesamten funktioniert, und nicht in Einzelaussagen. Denn sollte im Vers 15 wirklich nur noch von Eva gesprochen werden??? All das kann unmöglich auf Eva zutreffen - erst in der Offenbarung findet sich Aufschluß darüber!
Es ist ein anspruchsvolles Beispiel dafür, das die Bibel, das Potenzial augenscheinlicher Missverständnisse, eben nicht im unmittelbaren Vers-Umfeld ausräumt!
Dennis75 schrieb:
Bisher habe ich immer noch ein Gesamtbild gefunden, das alle Einzelaussagen bestätigt. Ich gehe deshalb davon aus dass dies von Gott so gewollt ist.
Das kann kaum so sein, weil Einzelaussagen, durch andere Aussagen in der Bibel, in eine existenziell andere Bedeutung in Abhängigkeit geführt werden:
Bestes Beispiel sind die vielen Einzelaussagen, zu den Werken, die man für Gott tun kann – UND dann gibt es eine Bibelstelle (1.Kor 13:1), die alle Werke wieder für nichtig erklärt, weil der Bewegrund/ Liebe über all dem steht.
Natürlich wirft die Bibel nicht immer Aussagen hin und her – es stellt sich nur die Frage, ob ich überhaupt die Einzelaussage im richtigen Licht erkenne. Vieles hat nun mal einen Symbolcharakter oder wird einfach nicht weiter beleuchtet. Das fängt schon z.B. mit der nebensächlichen Frage an, ob Engel wirklich Flügel haben, oder dies nur zum “Symbolkleid“ für uns Menschen gehört?!
Was das “richtige“ Licht um die Szene bei der Hexe betrifft, fehlt Dir ggf. der zusätzliche Hinweis, das es sich nicht um den echten Samuel handelt – und mir ggf. der Hinweis, das Gott selbst Samuel für dieses Gespräch beauftragt hat.
Ein Selbstverständnis liegt aber in der Frage, ob es überhaupt ein Jenseits mit Seelen gibt??!! - und nicht in dem, wovon wir in unserem Verständnis augenscheinlich ausgehen.......ansonsten könnte man ja darauf bestehen, alles mögliche wörtlich zu nehmen.
Ein Beispiel dafür:
wenn irgendwo angeblich Elvis auftritt (und es gibt genügend Kopien, die gut als Elvis auftreten) dann gehe ich in meinen Verständnis, das Elvis schon lange tot ist, davon aus, das es sich nicht um den echten Elvis handelt ( obwohl Aussehen, Name und Musikshow echt scheinen) – das braucht dann auch nicht extra erwähnt werden, das es sich um einen
Imitator handelt.
Wenn die Bibel von einer Hexe spricht, die Tote hochholt, wäre es eigentlich auch ein christliches Selbstverständnis, mit wem man da zu tun hat. Dämonen waren nun mal dafür bekannt, das sie Tote
imitieren. Ansonsten würde spätestens die damals alltägliche Dienstleistungs-Kombination, eine Person mit einem Wahrsager-Dämon, stellt auch den Kontakt mit den Toten her, im höchsten Maße stutzig machen ( ! ).
Es wäre nun wirklich ein absoluter Zirkelschluss, wenn diese Bibelstelle, Beweis für ein Seelenjenseits
UND damit auch Beweis, das Samuel hier dementsprechend selber auftrifft, in einem sein soll.
Dennis75 schrieb:
Wie weit das jetzt mein eigenes Wunschdenken ist überlasse ich dir zu entscheiden.
Das kann und soll wohl nur Gott beurteilen...
Dennis75 schrieb:
Ich bin gerne bereit auch mit dir die Regeln für Textauslegung zu diskutieren die du für zuverlässig und notwendig hältst.
Das ist bestimmt interessant....
;)