@Vorsichtfalle @Mc_Manus @Ideengeber Zunächst die Frage der ungeklärten Todesursache des Opferpaares 1. Es ist richtig, dass man nach der Mumifizierung und dem fortgeschrittenen Verwesungszustand die beigefügten Verletzungen nicht zweifelsfrei der Tat zuordnen konnte und somit auch nicht mit Sicherheit(!) sagen konnte, wie sie zu Tode kamen.
Auszuschließen ist allerdings, dass eine Erschießung stattfand. Das schließt zwar nicht zwingend aus, dass der Täter keine Schusswaffe einsetzte, also als Drohung und Einschüchterung. Ich glaube aber nicht, dass er beim ersten Tötungsdelikt eine Schusswaffe bei sich hatte. Das ist aber natürlich eine persönliche Annahme.
Keines der Opfer des Opferpaares 1 ist hingegen er- oder beschossen worden. Das ist eine gesicherte Information. Ich habe das auch früher schon einmal geschrieben. Möglicherweise ist dies jedoch untergegangen.
Vorsichtfalle schrieb:Wenn es so war spricht immer mehr dafür dass der zweite mord nicht geplant ablief. Es kann eimen kamof gegeben haben, Vllt hat sich der tater auch verletzt
Ich gehe genau vom umgekehrten Fall aus, nämlich dass das erste Tötungsdelikt nicht planmäßig ablief und er aus der Erfahrung der Eskalation des ersten Tötungsdeliktes beim zweiten Doppelmord eine Schusswaffe mit sich führte und diese dann auch einsetzte.
Ideengeber schrieb:Aber zurück zur Patrone. Das Alter interessiert mich gerade deshalb, um entscheiden zu können, ob der Täter die Patrone bei der Tat (oder Übungen derselben) verloren oder später (vielleicht sogar als Warnung an Dich) dort platziert hat. Wie wahrscheinlich ist es denn, dass all die Kriminalbeamten nach der Tat nichts finden, Du aber "zufällig" darauf stößt?
Für die Überlegung, wie die Patrone an den Tatort kam, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder durch die von mir in einem Vorbeitrag weiter oben beschriebene Art und Weise. Die hätte auch untersuchungstechnisch eine interessante Komponente. Denn eine Patrone, die einmal im Magazin munitioniert war und in den Lauf gelangte, hinterlässt (minimale) Ladespuren an der Hülse. Sofern diese Patrone also tatsächlich bereits einmal im Lauf der Tatwaffe steckte, ließe sich das feststellen und ggf. könnte man den Waffentyp eingrenzen oder sogar bestimmen.
Die andere Variante wäre, dass die unverschossene Patrone, wie Du richtig beschreibst, später durch den Täter an den Tatort gelangte. Sofern dies tatsächlich so war, ist es natürlich schwierig zu beurteilen welche Intention er möglicherweise damit verband. Ich denke da aber weniger an eine Warnung.
Das Alter einer Patrone kann man natürlich nicht zweifelsfrei bestimmen. Das geht nur dann zweifelsfrei, wenn auf dem hinteren Teil der Hülse Seriennummern eingestanzt sind. Die lassen dann Rückschlüsse auf den Herstellungszeitpunkt zu. Hier stand aber nur der Hersteller und das Kaliber. 6,35, welches auch das war, was vom Täter benutzt wurde - entgegen aller Pressemitteilungen, die immer wieder von 5,6 KK sprachen.
Das ungefähre Alter einer Patrone lässt sich aber auch noch durch andere Merkmale näherungsweise ermitteln. Zum Beispiel kann man die Patrone von außen untersuchen und prüfen, welche "Anhaftungen", z.B. aus dem Erdreich, die Patrone hat oder prüfen, welche Veränderungen durch Witterungsbedingungen an der Außenhaut der Patrone entstanden sind. Darüber hinaus kann man auch die Patrone vom Projektil trennen und die Treibladung untersuchen.
Natürlich ist es ungewöhnlich, dass ich dort etwas finde, was Polizisten, bei einer breit angelegten Suchaktion nach Auffinden des Opferpaares 2, nicht fanden. Insbesondere deshalb, weil der Boden seinerzeit bis zu 30cm abgetragen wurde, um die Hülse respektive das Projektil finden zu können. Aber selbst ein ehemaliger Kripobeamte sagte mir, dass man ein weiträumiges Gebiet nicht zentimetergenau absuchen kann, ohne Gefahr zu laufen, kleinere Abschnitte auch außer Acht zu lassen. Es wäre somit möglich, dass ich zufällig genau dort suchte und fündig wurde.
Ideengeber schrieb:Wenn der Täter die Patrone so verloren hat, wie Du vermutest, dann muss es sich um einen ungeübten Schützen handeln, es sei denn, der Patronenverlust war ihm egal. Dass eine durchgeladene Pistole beim manuellen Repetieren die Patrone im Lauf auswirft, ist jedem halbwegs geübten Schützen klar.
Ich gehe weder davon aus, dass es sich um einen ungeübten Schützen handelte, noch dass ihm der Patronenverlust egal erschien. Die Tatsache, dass er möglicherweise nachlud, obwohl die Waffe bereits geladen gewesen ist, kann auf eine Stresssituation hindeuten oder er nutzte das Nachladen gezielt zur Einschüchterung und fand die Patrone im Anschluss nicht wieder. Denkbar wäre auch, dass er sie vergaß, also einfach einen Fehler beging. Dass er den Patronenauswurf bewusst in Kauf nahm und ignorierte, scheidet für mich deshalb aus, weil er das verschossene Projektil nebst Hülse mitnahm. Jedenfalls hat die Polizei diese nicht auffinden können. Dann würde er aber auch die ausgeworfene Patrone suchen und mitnehmen.
Das Nachladen kann Symbolwirkung haben, wenn z.B. die Situation eskaliert und sich die Opfer wehren. Das Nachladen erzeugt ein Geräusch, dass jedem klar macht, dass die Waffe jetzt tatsächlich schussbereit auf einen gerichtet ist.
Ideengeber schrieb:Du kennst die Örtlichkeiten doch: Ist es nicht wahrscheinlicher, dass Tatort 2 nicht zufällig gewählt wurde, sondern ganz bewusst? Könnte sich der Täter nicht bereits öfter dort aufgehalten haben oder zumindest seine Tatvorbereitungen getroffen haben, so dass ihm beim Laden des Magazins eine Patrone abhanden kam?
Dass er aus Machtdemonstration vor den Opfern nachlädt halte ich offen gestanden für nicht erforderlich. Ich würde da kein Risiko eingehen, dass sich die Patrone noch verklemmt und ich Zeit verliere. Ich würde nur entsichern und ihnen den Lauf vors Gesicht halten, die Wirkung ist m.E, am Größten (wobei mir klar ist, dass das Entsichern den Opfern nicht auffallen wird, da es nur einer kleinen Bewegung mit dem Daumen bedarf).
An beiden Tatorten waren es Zufallsbegegnungen. Der Täter fand/sah dort die Opfer, aber er suchte nicht bewusst nach ihnen. Er begegnete ihnen. Da ist ein feiner Unterschied. Am Tatort 1 wäre es noch viel eher möglich, dass der Täter dort schon einmal vorher gewesen ist, weil der Tatort 1 leicht zugänglich ist. Der Tatort 2 hingegen ist kein Bereich wo man freiwillig hineingeht. Dort herrscht eine enge Bepflanzung, viel trockenes Unterholz von ca. 30cm Höhe, man muss ständig Zweige zur Seite schieben, um weiter zu kommen, muss zum Teil gebückt gehen und die Füße weit anheben beim Gehen. Dort hielt der Täter sich vorher sicher nicht auf. Er traf sie auf dem Hauptweg und drängte sie dort ins Unterholz.
Zur Tatdurchführung ist es für uns heute recht leicht zu sagen, was man gemacht hätte. Auch wenn solche Tätertypen recht abgebrüht und kalt handeln, haben auch sie, insbesondere in den ersten Minuten der Tatausführung durchaus eine gewisse Grundnervosität, die sich zwar legt, sobald sie die absolute Kontrolle erlangt haben, aber zuvor können auch diesen Menschen Fehler unterlaufen oder man handelt unüberlegt oder überhastet. Somit kann ich mir das Nachladen durchaus vorstellen.