Beitrag von allmyjo (Seite 26)Drei mögliche Szenarien, Ergänzungen/Erweiterungen/... willkommen!
Szenario 1 - MAS wusste nicht, was mit der Maschine geschah (die "offizielle" Geschichte)
Aller spätestens gegen 18:40 muss MAS klar gewesen sein, dass etwas nicht stimmte, denn MH370 hatte den Funkkontakt abgebrochen, war ohne Transpondersignal unterwegs (oder sehr weit von der geplanten Route abgewichen) und reagierte nicht auf Kontaktversuche per SATCOM. Dies wäre m.E. schon der Zeitpunkt für DETRESFA gewesen, denn man musste mit einem Unfall rechnen. Aber es passierte nichts. Lt. Dunleavy ging man zunächst davon aus, dass die Piloten vielleicht eingeschlafen seien oder etwas mit der Kommunikationsanlage nicht stimmte [4], also jeweils eine gefährliche Situation. In beiden Fällen wäre es unbedingt sinnvoll gewesen zu versuchen, die Maschine weiterhin per Satellit zu erreichen, was aber nicht mehr geschah. Stattdessen bat man angeblich die Besatzungen anderer MAS-Flüge, mit MH370 Kontakt aufzunehmen - bei schlafenden Piloten oder defekter Funkanlage wohl kaum effektiv.
Lt. Dunleavy gab es schon sehr früh Meldungen über Twitter, das Flugzeug sei in Nanning oder Borneo gelandet. Dies ist wenig wahrscheinlich, da die Situation erst um 23:24 der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde (wäre interessant, diesen Meldungen mal auf den Grund zu gehen - Twitter vergisst nicht..). Man war also angeblich voll damit beschäftigt zu twittern und auf abgelegenen Flughäfen herum zu telefonieren, so dass keiner mehr Zeit fand, es bei MH370 selbst zu versuchen. Das ist völlig unglaubwürdig.
Die diversen Fehlinformationen von MAS haben erkennbar zur Verwirrung in den ersten Stunden beigetragen und insbesondere auch den Alarm erheblich verzögert. Die einzige Erklärung im Rahmen dieses Szenarios ist grobe Inkompetenz und Ignoranz. Ich halte das für unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, zumindest nicht vor ca. 20:00, als wohl die wichtigen Leute bei MAS OPS eintrafen.
Die Reaktion von Captn. X ist in diesem Szenario absolut nicht nachvollziehbar. Es gibt keinen offensichtlichen Grund, dem controller nahezulegen, dass MH370 den malaysischen Luftraum nie verlassen habe. Genauso wenig macht es für mich Sinn, weshalb er unbedingt bestätigt haben wollte, dass es keine Übergabe an HCM ATCC gegeben hatte. Was hätte er mit dieser Bestätigung anfangen sollen, wenn er sonst keinerlei Information über den Verbleib der Maschine hatte? Nachvollziehbar ist, dass es eine angespannte Situation gewesen sein muss - aber weshalb der Angestellte von MAS nicht erklären konnte weshalb, erschliesst sich mir auch nicht.
In diesem Szenario gibt es einige schwerwiegende Auffälligkeiten und Ungereimtheiten.
Szenario 2 - MAS wusste von der Flugroute - durch die militärische Radarüberwachung
Möglich wäre, dass es frühzeitig Kontakt mit der RMAF gab, nachdem sie ein UFO über Malaysia geortet und versucht hatten, es zu identifizieren. MH370 passte ins Bild. Man war sich also dessen bewusst, dass sie wahrscheinlich entführt worden war, aber man wusste nicht, wohin die Reise gehen sollte.
In diesem Fall wäre der Kontakt mit den ATCC für MAS nicht von großer Bedeutung gewesen, denn man hatte ja aktuellere Information und war sicherlich auch im Bilde was den Funkverkehr betrifft. Dies würde die Passivität von MAS erklären. Auch war ihnen vermutlich klar, dass an Bord von MH370 keiner ans Telefon gehen würde. Man würde auf einen Kontaktversuch warten müssen.
Unplausibel ist jedoch, dass eine solche Situation der Flugsicherung nicht mitgeteilt worden wäre. Immerhin wusste man, dass sich MH370 auf eine stark genutzten Flugroute befand, was eine erhebliche Gefahr darstellte. Die einzige Möglichkeit ist m.E., dass die Sache aus einem wichtigen Grund unter Verschluss gehalten werden sollte. Ob es etwas Besonderes an Bord gab oder es Vermutungen hinsichtlich der Absichten der Entführer hatte - man kann nur spekulieren.
Dies wäre sicherlich eine Situation gewesen, in der man zur Sicherheit und Aufklärung die Alarmrotte losgeschickt hätte. Es gibt keine Hinweise darauf, dass das passiert wäre. Möglicherweise hatte man MH370 erst spät entdeckt oder die Meldung hatte nicht früh genug die relevanten Stellen erreicht.
In diesem Szenario macht jedoch die Aussage von Captn. X plötzlich Sinn - es gab die Vermutung, dass MH370 auf der Höhe von Kota Bahru nach Westen abgedreht hatte und dort vom Radar erfasst worden war, und er suchte eine Bestätigung dafür. Wenn sich die Besatzung nicht im vietnamesischen Luftraum angemeldet hatte, wäre das ein wichtiger Hinweis auf die Identität des UFOs gewesen.
Szenario 3 - MAS hatte Kontakt mit den Entführern
Es wäre denkbar, dass MAS direkten Kontakt mit den Entführern hatte, entweder z.B. per tragbarem Satellitentelefon an Bord oder mit Komplizen am Boden. Sicherlich wäre in diesem Fall die RMAF informiert worden, so dass man durch die Radaranlagen wusste, wo sich MH370 befand. Es müsste triftige Gründe gegeben haben, die Flugsicherung nicht einzuweihen,
um das Problem auf Malaysia zu beschränken. Auch hierüber kann man aber nur spekulieren.
In einem solchen Szenario wären die Fehlinformationen von MAS absichtliche Desinformation gewesen, um Zeit zu gewinnen und das Bekanntwerden der Entführung zu verhindern. Dies setzt voraus, dass etliche Mitarbeiter von der Situation Kenntnis gehabt haben müssen. Hier hätte es definitiv keine Notwendigkeit für einen Anruf über SATCOM gegeben. Weshalb einer trotzdem um 18:39 getätigt wurde bliebe dann unklar. Möglicherweise war einer der Mitarbeiter nicht eingeweiht.
Man kann sich gut vorstellen, was bei MAS OPS los gewesen wäre. Diese Situation hätte den Angestellten von MAS am Telefon mit Sicherheit in Erklärungsnot gebracht. Grund genug für seinen Chef Captn. X, das Gespräch sofort zu übernehmen und dem KL controller klar zu machen, dass MH370 nie den malaysischen Luftraum verlassen habe. Er solle sich bitte die Aufzeichnungen ansehen - oder seinen Kollegen von der Nachtschicht auftreiben - und herausfinden, ob MH370 an HCM übergeben wurde. Damit wäre er beschäftigt gewesen. Was dabei herauskommen würde wusste Captn. X ja schon.
Problematisch an diesem Szenario ist, dass es eine Menge Mitwisser geben müsste, die bis heute eisern geschwiegen hätten.