bucchi schrieb:plausibel heisst aber nicht immer richtig oder wahr.
Das wurde ja auch nicht behauptet. Aber in diesem Fall gibt es keine Theorie, die auch nur annähernd passen würde, mit Ausnahme der Lawinentheorie, die eigentlich keine Fragen offen lässt.
bucchi schrieb:welchen grund es auch immer gab, das zelt aufzuschneiden, für die gruppe schien es wohl in jenem moment real und bedrohlich genug zu sein, um eben genau das zu tun. heisst ja nicht zwangsweise, dass wir das nachvollziehen können.
Man kann sicher davon ausgehen, dass die Gruppe im Zelt ihre Sinne noch beisammen hatte und das Zelt nicht einfach leichtfertig zerstört hat. Und wie von mir schon mehrfach erklärt, gibt es eigentlich nur eine sinnvolle Erklärung für das Aufschneiden der Zeltplane: Eine Lawine hat das Zelt verschüttet und die Zeltplane mit ihrer Schneelast lag direkt auf den Studenten.
Das darf man sich jetzt nicht wie ein sanfte drückendes Laken vorstellen, sondern muss sich das eher so vorstellen, dass da plötzlich eine komplette Rugby-Mannschaft auf dem Zelt lag. Einige der Verletzungen, sofern die nicht post mortem entstanden sind, lassen sich also auch mit der Lawinentheorie gut erklären. Denn gerade Rippenbrüche sind bei dieser Art der Verschüttung (und stumpfen Krafteinwirkung) sehr wahrscheinlich.
Dass die Gruppe aus einem anderen Grund die Zeltplane aufschneidet, das kann man praktisch ausschliessen. Die Zeltplane an mehreren Orten aufschneiden und durch die Schlitze das Zelt verlassen dauerte seine Zeit und führte dazu, dass man keine Unterkunft mehr hatte. Das Zelt aufschneiden, weil man etwas Unheimliches gehört hatte, das kann man sicher ausschliessen.
bucchi schrieb:kannst du bitte mal die quelle verlinken? ich glaube, davon hab ich bisher noch nichts gelesen.
Man kann an mehreren Stellen nachlesen, dass die Gruppe einen Teil ihrer Ausrüstung in einer kleinen Hütte (auch als Plattform bezeichnet) bei ihrem letzten Lager zurückgelassen hat. War hier auf Seite 42 übrigens auch schon mal Thema. Leider scheint es kein Foto dieses Vorratslagers zu geben. Es gibt aber verschiedene Grafiken, wo der Standort vermerkt ist.
Man ist aber nicht zurück zu den bereitgelegten Vorräten gelaufen, sondern in das kleine Tal runter. Der Plan war vermutlich, die Verletzten möglichst schnell in Sicherheit (bzw. den widrigen Witterungsbedingungen zu entziehen) zu bringen und dann wichtige Ausrüstung aus dem Zelt zu holen. Dabei hat man die Distanz zum Waldrand unterschätzt und/oder die eigenen Kräfte überschätzt. Oder aber man hat sich wirklich in der Richtung geirrt und wollte eigentlich zurück zum Lager vom Vortag.
bucchi schrieb:eine schwangerschaft teilt man auch nicht auf vier leute auf. er meinte ganz offensichtlich, dass bei einigen die verletzungen tödlich waren, bei anderen nicht. daher teilweise.
Drei Leute (Nicolai Thibeaux-Brignollel, Lyudmila Dubinina, Semen Zolotarev) hatten schwerwiegende Verletzungen. Thibeaux-Brignollel hatte einen Schädelbruch, Zolotarev hatte mehrere Rippenbrüche und auch Dubinina hatte mehrere Rippenbrüche. Die fehlende Zunge und die fehlende Mundhöhle bei Dubinina ist wohl eher auf das längere Liegen der Leiche im Bachlauf zurückzuführen. Aber natürlich kann man nicht völlig ausschliessen, dass sich Dubinina eventuell selbst ein Stück der Zunge abbiss, als das Zelt von Schnee verschüttet wurde. Kann mich aber nicht daran erinnern, dass es dafür irgendwelche Belege geben würde.
Dass diese Verletzungen aber automatisch tödlich gewesen sind, kann man nicht so generell sagen. Natürlich kann stirbt man, wenn sich eine gebrochene Rippe in das Herz oder andere Organe wie die Lunge bohrt. Wenn dies nicht passiert, dann hat man aber gute Überlebenschancen. Im Thread hier konnte man teilweise lesen, dass man an dieser und jener Verletzung innerhalb von X Minuten sterben würde. Das ist Unsinn.
Sinngemäss trift das von mir oben Geschriebene auch auf die Kopfverletzung von Thibeaux-Brignollel zu. Man kann nicht sagen, dass ihn die Verletzung innerhalb von Y Minuten hätte umbringen müssen.
Das Problem hier war ja primär die Kälte und wenn jetzt 3 Gruppenmitglieder durch die erlittenen Verletzungen praktisch handlungsunfähig wurden und Hilfe benötigten, dann bedeutete das doch vor allem auch, dass die restlichen Gruppenmitglieder sich primär um die Verletzten kümmern mussten.
Die ganze Tragödie wird besser verständlich, wenn man diese Aspekte nicht vergisst.
bucchi schrieb:ich muss selbst nochmal suchen, woher diese info stammt, aber ich meine gelesen zu haben, dass das blut in der nähe von dubinina's leiche gefunden, nicht aber ihr zugeordnet wurde. das wurde aber auch in diesem thread schon einmal angesprochen.
Dubinina lag im Bach und -wie bereits geschrieben- dürfte dies auch der Grund für den schlechten Zustand der Leiche gewesen sein. Vielleicht findet sich ja noch eine Quelle für die ominöse Blutspur, auch wenn das eigentlich nur ein unwichtiges Detail ist.
bucchi schrieb:ich finde es erstaunlich, dass du noch immer den vergleich burke rausholst. mittlerweile haben wir doch festgestellt, dass die einzige gemeinsamkeit der beiden fälle die ähnlichkeit der fotos vom zelt sind.
Ich finde es erstaunlich, wie sich hier einige Leute an abstruse Erklärungen klammern, nur um weiterhin ihrer präferierten Theorie nachhängen zu können.
Lawinen sind nicht normiert und auch der durch eine Lawine angerichtete Schaden hängt von vielen Faktoren ab. Aber halten wir doch einfach mal fest, was Burke selbst zu der Lawine geschrieben hat:
At 4.30am (approx, Nepal time) on 23 September 2012, I awoke with a start as I was pushed bolt upright in my tent at lower Camp 2 on Manaslu, and realized I was being pounded by what I immediately knew was snow in an avalanche situation. My immediate reaction was to focus intently on moving my arms to maintain an air pocket and to remember which way was up, if I could. The weight of the snow was constricting in a scary kind of way. As the tent tightened around me I wondered for a brief moment ‘ok, so maybe my number is up’. But, I continued with ‘survival mode’.
After some time, seconds or minutes, I can’t recall, the pounding stopped and I yelled ‘Lakpa’ to make sure he was ok as I could not see him in the darkness. Lakpa had been doing the same thing as me and was sitting bolt upright in the tent too, with arms motioning to maintain an air pocket. Lakpa shouted to Ang Kaji and Anders in the next tent and they both confirmed they were ok. We stopped for a moment to catch our breath. Lakpa and I started pushing at our now semi buckled tent to try and relieve the tension by pushing the snow off the tent and to get the weight off us – with and without success. I started to fossick for my head torch – which I always have nearby during the night – as we were still in darkness and after pushing snow away, I found it and surveyed the damage – not too bad considering what had just happened.Burke ist ein sehr erfahrener Bergsteiger und er hat sofort begriffen, dass sein Zelt von einer Lawine getroffen wurde. Er hat auch direkt begonnen, seine Arme zu bewegen, um ein Luftpolster zu haben, falls das Zelt völlig verschüttet werden sollte. Er sagt weiter, dass das Gewicht des Schnees in geängstigt habe.
Zum Glück wurde im Falle von Burke das Zelt aber nicht völlig verschüttet, so dass sie den Schnee von innen her durch anheben der Plane wegbrachten. Das Zelt wurde -immer gemäss Burke- ja auch nur zur Hälfte eingedrückt, so dass man davon ausgehen kann, dass eher wenig Schnee auf dem Zelt lag.
Aber man muss ganz klar sagen, dass die Reaktion von Burke und seinem Sherpa nur dem Umstand zuzuschreiben ist, dass es sich um zwei sehr erfahrene Bergsteiger handelt, die genau wissen, wie man sich in so einer Situation zu verhalten hat. Wie man sich in einer Lawine zu verhalten hat, ist aber kein Wissen aus grauer Vorzeit, sondern stützt sich auf Untersuchungen von Lawinenunglücken der letzten Jahrzehnte.
Dieses Wissen hatte die Gruppe Dyatlov noch nicht. Wir wissen also nicht, wie sie sich verhalten haben, als das Zelt von Schnee bedeckt wurde. Und unter Umständen wurde ihr Zelt so schnell durch Schnee bedeckt, dass selbst das Wissen um richtiges Verhalten in einer Lawine nichts an ihrer Situation geändert hätte.
bucchi schrieb:das ist aber auch alles. wenn burke sich mit nur einem kollegen von der schneelast auf dem zelt befreien konnte, ohne jenes zu zerstören, warum konnte es die dyatlov-gruppe mit neun! leuten nicht? warum deiner meinung nach eine angebliche lawine vertuscht worden sein soll, hast du auch noch immer nicht erklärt. ich verweise auf meinen beitrag von seite 78:
Wie bereits geschrieben, sind Lawinen nicht normiert. Wir wissen also nicht, wie dick die Schneeschicht auf dem Zelt war. Fakt ist aber, dass das Zelt von innen aufgeschnitten wurde, also kann man davon ausgehen, dass die Gruppe die Plane mit dem Schnee drauf nicht von innen anheben konnte. Und man darf nicht vergessen, dass es Verletzte gab, die bei so einem Versuch, die Zeltplane anzuheben, keine grosse Hilfe mehr gewesen sein dürften. Burke und sein Sherpa waren ja unverletzt.
Und weshalb der Punkt mit der Lawine ausgeklammert wurde, bzw. ein Lawinenunglück gar nicht in Betracht gezogen wurde, habe ich bereits (mehrfach) erklärt.
Ich zitier mich hier aber der Einfachheit halber mal selbst:
emodul schrieb am 26.11.2012:Auch das wurde von mir schon mehrfach erläutert. Hätte man den Führer kritisiert, hätte man dadurch auch indirekt die Organisation bzw. ihre Führerausbildung kritisiert. Das Argument sollte eigentlich nicht so schwer zu verstehen sein.
Es gab 9 tote Studenten, da wird automatisch irgendwann von irgendwem die Schuldfrage gestellt.
Emodul